BlogEndlich: Größter Yakuza-Clan hat eigene Webseite!

Endlich: Größter Yakuza-Clan hat eigene Webseite!

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Offizielle Webseite des Yamaguchi-Clans
Offizielle Webseite des Yamaguchi-Clans

Nein, der erste April war gestern. Es ist also kein Scherz: 山口組 Yamaguchi-gumi, Japans größter Yakuza-clan, hat eine eigene Webseite. Nun könnte man vermuten, die Domain lautet yamaguchigumi.com oder so, aber nein: Die Webseite ist unter dem klangvollen, einprägsamen Domainnamen http://zenkokumayakubokumetsudoumei.com/ erreichbar. Und die erste Nachricht, die einem ins Auge springt: 麻薬追放国土浄化同盟 Mayaku Tsuihō Kokudo Jōka Dōmei – Verband zur Verbannung von Drogen und der Reinigung des Landes. Sieh an, sieh an! Was findet man dort? Ein paar YouTube-Videos und Fotos, darunter von Taoka Kazuo, dem späten, dritten Clanchef. Interessant ist unter anderem die Seite über Aktivitäten: So wird hier darüber berichtet, wie der Clan zu Halloween (!) Süßigkeiten an die lieben Kleinen in der Nachbarschaft verteilte. Das ist doch mal eine Schlagzeile: „Yakuza feiert Halloween mit Kindern!“. Würde mir ein Bandenmitglied „Trick or Treat“ entgegenbrüllen, würde ich aber ganz flink ganz viel Schokolade rüberwachsen lassen, so viel steht fest.
Wozu eine Webseite? Japan hat in den vergangenen Jahren die Daumenschrauben angezogen. So müssen Firmen und Geschäfte seit einiger Zeit Compliance-Dokumente einreichen bzw. unterzeichnen, in denen sie erklären, nichts mit den Yakuza zu tun zu haben. Wobei der Begriff „Yakuza“ natürlich nicht verwendet wird, da das Wort selbst verklärend wirken könnte. Neusprech ist das Wort 暴力団 – Gewalttätige Bande, aber jeder weiss, was gemeint ist. Nun versuchen Yakuza schon seit langem, auch mit (semi)legalen Geschäften Geld zu verdienen. Sowie vom schlechten Image wegzukommen, und die Webseite scheint ein Versuch dazu zu sein. Man kann die Seite natürlich standesgemäß „liken“, und das tun einige auch. Der Polizei mag das die Arbeit erleichtern, kann sie doch so relativ einfach herausfinden, wer was damit zu tun haben könnte. Schaut man sich das Video vom Neujahrstempelbesuch des 6. Clanchefs an, muss man am Ende etwas schmunzeln. Im Abspann steht unter „Produktion & Bearbeitung“ kein Name, sondern einfach nur „Projekt Team“.
Nun gut. Drogen aus dem Land zu verbannen ist keine schlechte Idee. Was die Yakuza aber sonst noch so alles in diesen Tagen treibt, wird aus der Seite nicht ersichtlich. Aber irgendwoher wird das Geld für die Süßigkeiten zu Halloween schon kommen.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

3 Kommentare

  1. Gerade die Yakuza haben ihre Finger tief drinnen in Firmen/Institutionen die sich ausdrücklich von ihnen distanzieren. Desinformation funktioniert gut in Japan. Sexindustrie, Glücksspiel, Baugewerbe, Kreditwesen, grundsätzlich überall wo viel Geld gemacht wird. Inwieweit sie auch mit religiösen Institutionen verbandelt sind lass ich hier mal aussen vor.
    Eine Homepage erstaunt mich doch etwas, als ob das Yakuza Wiki nicht schon genügte. Sämtliche Clans, Bosse, Untergruppen etc. sind dort mit Namen und Geburtsdatum erfasst. Sowas gibt’s auch nur in Japan.

  2. Die 90er haben angerufen, sie möchten ihr Webdesign zurück :-D.
    Für die Millionen aus dem Olympus-Skandal hätte man doch was professionelleres aufziehen können…

    • Der Geschmack und die Gestlaltung von Webauftritten scheint in Japan wohl genrell stehen geblieben zu sein. wenn man mal ein wenig durch Japan „surft“ fällt das doch recht stark auf. Technisch sind die Seiten öfters sogar sauber, nur das Design ist irgendwie gestrig.

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