Und schon ist die Goldene Woche zu Ende – dabei hatte sie gerade erst angefangen. Jedenfalls kam es mir und Millionen von Japanern so vor. Eigentlich zur Erholung gedacht, ist gerade der Beginn und das Ende der Goldenen Woche eher stressig, da alle Verkehrsmittel während des yu-taan (U-Turn, Rückreisewelle) extrem überfüllt sind. Und alle Sehenswürdigkeiten und Hotels. Kann ich ein Lied von singen, denn ich war die ganze Woche im Land unterwegs. Und so ist es kein Wunder, dass nach Ende der Goldenen Woche die gogatsu-byō (Mai-Krankheit) grassiert – auf Deutsch könnte man das auch als “Chronische Arbeitsunlust” bezeichnen.
Einer der Feiertage der Goldenen Woche war der kodomo no hi – der Tag des Kindes. Findet jedes Jahr am 5. Mai statt. In Wirklichkeit spielen da allerdings nur die Knaben die Hauptrolle (weswegen auch in Japan Verfechter der gender free-Gesellschaft gegen die Tradition kämpfen, obowhl die Mädchen ihren eigenen Tag haben). Viele Familien mit männlichem Nachwuchs hängen dann grosse Windsäcke in Karpfenform auf – einer steht für den Vater, einer für die Mutter und dann jeweils ein kleinerer für jeweils einen Knaben. Ach ja, diese Karpfen sind richtig teuer! Es ist jedenfalls ein typisch japanischer Anblick und deshalb ziemlich bekannt. ‘Warum Karpfen!?’ kann man berechtigt fragen. Geht wohl auf eine chinesische Legende zurück, nach der nur die Karpfen (bzw. Fische) zu Drachen werden, die den gesamten Fluss flussaufwärts schwimmen können. Und das erwartet man auch vom eigenen Sprössling – das er stark wird und sich durchsetzen kann.
‘Koinobori’ – grosse Windsäcke in Karpfengestalt.
Das Wort des Tages: 鯉幟 (koinobori). koi ist der Karpfen, nobori das Banner.