BlogAlles MAGA oder was? Resultat des Trump-Besuchs in Tokyo

Alles MAGA oder was? Resultat des Trump-Besuchs in Tokyo

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Seit gestern weilt Donald Trump in Tokyo – und die Stadt ist im Ausnahmezustand. Rund 18’000 Polizisten sorgen für die Sicherheit, am Himmel schweben unentwegt Hubschrauber und Menschenmassen säumen die Straßen, auf denen Trump mit seiner Eskorte unterwegs ist. Gestern abend, nach der Ankunft aus Malaysia in Haneda, gab es erst einen Rundflug über Tokyo und danach ein längeres Treffen mit dem Kaiser, den Trump später als “great guy” bezeichnete. Der Tennō fühlte sich sicherlich sehr geehrt. Heute stand nun das lang ersehnte Treffen mit der frischgebackenen Premierministerin Takaichi auf dem Programm. Sie ist politische Ziehtochter des verblichenen Abe Shinzō, den mit Trump während dessen erster Amtszeit eine gewisse Freundschaft verband – man erwartete deshalb ein vergleichsweise entspanntes Gespräch, trotz schwerer Brocken wie Zollverhandlungen.

Nach dem gemeinsamen Statement wurde einmal mehr klar, welche Strategie Trump verfolgt. Und zumindest im Falle Japans ist er sehr erfolgreich: Um günstigere Zolltarife zu bewirken, hatte Japan ja bereits im Voraus, unter Takaichis Vorgänger, versprochen, Investitionen in Höhe von mehr als 500 Milliarden US-Dollar in den USA zu tätigen. Doch damit nicht genug: 2022 machte das Verteidigungsbudget Japans nicht einmal einen Prozent am Gesamthaushalt aus. Schon damals war im Gespräch, dies im Laufe der nächsten Jahre auf 2% zu erhöhen. Nun versprach Takaichi, dies bereits bis Ende März nächsten Jahres vorzuziehen, worauf Trump einfügte, dass Japan bereits eine beträchtliche Menge neuer Waffensysteme in den USA bestellt habe. Damit gelang Trump ein Doppelschlag ganz im Sinne des MAGA-Gedanken. Takaichis JF-Gedanke (Japan First) hingegen wurde galant unter den Tisch gekehrt. Interessanterweise ging es in Sachen Sicherheit heute wohl einzig und allein darum, dass Japan mehr Geld für das Militär ausgeben soll – um reale Bedrohungen wie das Nuklearprogramm Nordkoreas oder die Tatsache, dass die chinesische Armee regelmäßig nicht nur Taiwan, sondern im Prinzip auch alle anderen Nachbarländer im Osten provoziert, ging es wohl überhaupt nicht.

Das bedeutet, dass Trump schlichtweg als Geschäftsmann unterwegs ist: Er will einfach nur die besten “deals” für die USA, und das erreicht er mit einer Mischung aus Drohung und Zuneigung. Die NATO-Staaten haben ja bereits ebenfalls zugesagt, ihr Wehretat auf bis zu 3,5% anzuheben – das ist eine Riesenmenge Geld, von der ein großer Teil an die Rüstungsindustrie der USA gehen wird. Süffisantes Detail: Auch Takaichi will Trump für den Friedensnobelpreis nominieren. Was für eine Farce: Donald Trump, der versprach, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine in 24 Stunden zu beenden – und der nun dafür sorgt, dass immer mehr Länder immer mehr Geld für Militär ausgeben – als Friedensnobelpreiskandidat. Ich hoffe, das Komitee in Stockholm läßt sich nicht darauf ein.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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