BlogAbgesang: Das war 2024

Abgesang: Das war 2024

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Wie jedes Jahr gibt es den traditionellen, persönlichen Jahresrückblick. Das war also, aus Sicht von Tabibito, das Jahr 2024:

Politik

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Da ging er also dahin, schneller als geplant: Premierminister Kishida warf schneller als geplant das Handtuch, und an seiner Stelle folgte Ishiba, der gleich flink Neuwahlen ausrief. Ergebnis: Die ewig regierenden Liberaldemokraten mussten ordentlich Federn lassen und verloren – endlich – die Mehrheit im Unterhaus. Will heissen, sie müssen jetzt Kompromisse machen und können nicht mehr wie sonst immer schalten und walten wie sie wollen. Das ist prinzipiell schon mal gut. In Sachen Politik mache ich mir aus dem Grund zur Zeit wesentlich mehr Gedanken um Deutschland. Werde bei der nächsten Wahl in Deutschland dann vielleicht doch mal meine Wahlunterlagen anzufordern.

Wirtschaft

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Die Inflationsrate lag in Japan bei rund 2.2% — 1 Prozent weniger als 2023, aber das fühlt sich irgendwie beim Einkauf anders an: Gerade die Preise für Gemüse und Fleisch haben ordentlich angezogen. Der Yen verlor zudem weiter etwas an Wert, was sicherlich auch den einen oder anderen Touristen überzeugt, jetzt Japan zu besuchen – mit geschätzten 35+ Millionen ausländischen Besuchern stellte Japan im Jahr 2024 einen Allzeitrekord auf.

Beruf

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19 Jahre in der gleichen Firma – das hat beinahe schon Seltenheitswert, aber der Job macht nach wie vor Spaß. Wenn mich jemand fragt, was ich eigentlich mache, habe ich mittlerweile die folgende Erklärung zurechtgelegt: Tagsüber verkaufe ich Bücher, nachts schreibe ich welche. Wobei ich jedes Mal anmerken muss, dass ich tagsüber nicht die Bücher verkaufe, die ich schreibe. Anfang des Jahres arbeitete ich an der vollständigen Überarbeitung des NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuchs Japan (ein sehr schöner und anspruchsvoller Reiseführer) – dieser erschien im November. In der zweiten Hälfte des Jahres schrieb ich ein komplett neues Buch – von vorn bis hinten, mit zahlreichen Fotos. Dieses Buch wird, so alles nach Plan verläuft, im März 2025 erscheinen – mehr dazu dann zu gegebener Zeit.

Familie

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Was soll man nur sagen, wenn Kind #1 ein ganzes Jahr lang jeden Tag 12, 13 Stunden büffelt. Aber es geschieht nach ihrem eigenen Willen, und Mitte Januar erfolgen die ersten Prüfungen. Im März dann werden wir Gewissheit haben: Wird sie eine der Uniprüfungen bestehen? Falls nicht, wird sie möglicherweise zum “Ronin” – dann muss sie ein Jahr lang auf eine weitere Chance warten. Das Problem: Sie ist sehr ambitioniert was die Wahl der Uni anbelangt – dementsprechend schwer sind die Prüfungen.

Reisen

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In Sachen Reisen war 2024 ein ergiebiges Jahr: Zuerst ging es, endlich, zu den 1000 Kilometer südlich von Tokyo mitten im Pazifik gelegenen Ogasawara-Inseln – eine unvergessliche Reise dank der vielfältigen Natur. Einen Monat später ging es – halb privat, halb geschäftlich – nach Irland. Auch das wurde ein unvergesslicher Roadtrip – inklusive Abstecher ins geschichtsträchtige Nordirland. Wiederum einen Monat später dann folgte Reise #5? #6? nach Hokkaido, dieses Mal zusammen mit Kind #2. Dabei ging es unter anderem zur sehr naturbelassenen, kaum besuchten Insel Okushiri. Und kurz vor Weihnachten ging es – noch mal mit Kind #2 – zur Izu-Oshima, einer der sieben Izu-Inseln.

Blick von der Insel Oshima auf den Fuji-san, morgens um 6 Blick von der Insel Oshima auf den Fuji-san, morgens um 6

Wetter

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2023 lag die Durchschnittstemperatur, gemessen von meiner Wetterstation, bei 17,53 Grad – 2024 bei 17,64 Grad. Kein großer Unterschied, aber der Sommer war auch in diesem Jahr wieder extrem: Vom 19. Juli bis zum 15. August lag die Höchsttemperatur an keinem Tag unter 36 Grad. An 98 Tagen lag die Höchsttemperatur über 30 Grad; an 24 Tagen über 37 Grad. Selbst Mitte Oktober gab es Tage über 31 Grad. Herbstlaubfärbung oder Schnee auf dem Fuji-san im Oktober? Fehlanzeige. Immerhin gab es nicht allzu viele verheerende Erdbeben – dafür aber rekordverdächtige Schneefälle gegen Ende des Jahres im Norden und Westen Japans.

Hinzu kamen zwei weitere wichtige Änderungen:

  1. Im April 2024 habe ich den Japan-Almanach aus der alten Webseite Tabibito.de ausgeklammert – seitdem lautet die URL japan-almanach.de. Die alte Seite bleibt natürlich weiterhin bestehen, wird aber wesentlich seltener aktualisiert (seit langem geplant sind ausführliche Reiseberichte über Australien, die Mongolei und ein paar weitere Länder).
  2. Es reicht. Nach den Kommentaren von Elon Musk zum furchtbaren Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg habe ich meinen Twitter- bzw. X-Account gelöscht. Ich hatte zwar in den fast zwei Jahrzehnten Twitter eigentlich nie richtig Ärger mit Followern oder Trollen, aber die Richtung, die X seit Übernahme durch Elon Musk genommen hat, gefällt mir ganz und gar nicht. Neue Beiträge werden nach wie vor auf Threads, Bluesky und Facebook gepostet.

Ich wünsche allen Lesern von Herzen einen guten Rutsch ins Neue Jahr – ich hoffe, Ihr bleibt diesem Blog auch im nächsten Jahr treu! Auf ein etwas friedvolleres Jahr 2025, dem Jahr der Schlange.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

10 Kommentare

  1. Danke für diesen persönlichen Rückblick, der sehr gut vor Augen führt, wie sich ein und dasselbe Land für einen Touristen und jemanden, der dort lebt und arbeitet, gänzlich anders anfühlen kann.
    Ein Satz ist mir allerdings unklar: “An 98 Tagen lag die Höchsttemperatur über 98 Grad”. So heiss sollte es hoffentlich nicht gewesen sein.

    Übrigens: Zum ersten Mal habe ich eine Nachricht aus der Zukunft bekommen. ;-) Schon lustig, an (meinem) 29.12. eine Blogeintrag vom 30.12. zu lesen.

  2. Das wollte ich auch gerade schreiben. War wohl sehr heiß bei euch ;)
    Ich freue mich immer deinen Rückblick und habe einige Tipps bezüglich Essen und Reisen umgesetzt als ich im Oktober da war. Mal schauen, wann es mich wieder nach Japan treibt.
    Schönes neues und gesundes Jahr an dich und deine Familie.

  3. danke für viele interessante, teils auch überraschende Einträge aus den verschiedensten Bereichen.
    Alles Gute für 2025 und die weiteren Jahre.

    Noch eine Frage, bei der – flapsig gesprochen – Kinderlosigkeit in Japan müßten doch Oberschulen/Universitäten um Schülerinnen
    konkurrieren oder hat sich die Zahl der Unis inzwischen verringert?

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