Bleiben wir beim Thema: Heute vor exakt 10 Jahren erschütterte ein Erdbeben mit Epizentrum auf hoher See vor der Präfektur Iwate im Nordosten den gesamten Osten Japans. Während das Erdbeben selbst zwar schon verheerend war, so war es doch der nachfolgende Tsunami, der den grössten Schaden anrichtete. Rund 22’000 Menschen fielen der Katastrophe zum Opfer. 22’000 Menschen – das ist viel in einem erdbebenerprobten und im Vergleich zu den meisten anderen Ländern hochtechnologisierten Land. Das ist auch viel, wenn man bedenkt, dass die Region vergleichsweise dünn besiedelt ist.
Hochtechnologie hin oder her: Zahlreiche grundlegende Fehler hatten die Opferzahlen in die Höhe getrieben. Besonders der, dass seit Jahrzehnten dort viel gebaut wurde, wo eigentlich besser nichts gebaut werden sollte. Historische Daten belegten schon vor der Katastrophe, wie weit die Tsunami ins Land vordringen können. Doch ebenes Land ist rar im Nordosten, und die Stadtplaner unterlagen der Versuchung. Auch den Beteiligten, die es für eine gute Idee hielten, in einer seismisch hoch aktiven Gegend mehrere Kernkraftwerke zu errichten, fehlte es ganz offensichtlich an Weitsicht.
Die Zeit war stressig, anders kann man es nicht nennen. Es gab auch in der Hauptstadt enorme Versorgungsengpässe, und die Lage um die Situation im Kernkraftwerk von Fukushima war unübersichtlich. Als Deutscher vor Ort schwankte man zwischen Beschwichtigung (japanische Medien) und gnadenloser Panikmache (deutsche Medien). Schnell rückten Erdbeben und Tsunami in den Hintergrund, obwohl es diese beiden Ereignisse waren, die all die Toten und die zerstörten Städte hinterliessen. Hier erstmal ein paar Fotos aus der Zeit:
Doch was sind schon ein paar Amateurfotos. Die Journalisten und Fotografen des Verlags- und Sendehauses Asahi haben eine sehr sehenswerte Webseite zum Thema erstellt – diese vergleicht, wie es vor zehn Jahren aussah, und was sich seitdem getan hat. Nämlich eine Menge.
Zu guter letzt noch eine Vorhersage von Murai, einem Erdbebenforscher und Ehrenprofessor der renommierten University of Tokyo. Dieser arbeitet an dem Erdbebenvorhersagesystem “MEGA”, das seine Vorhersagen unter anderem auf Verschiebungen an der Erdoberfläche stützt. Murai gab an, dass sein System auch das grosse Erdbeben vom 11. März 2011 vorhersagte, er aber nicht an die Öffentlichkeit ging, aus Sorge, mit einem falschen Alarm seinen Ruf aufs Spiel zu setzen. Nun veröffentlichte er eine Nachricht1, nach der er diesen Fehler nicht noch einmal machen will – und deshalb davor warnt, dass Japan bis Ende März ein schweres Erdbeben erwartet und die Menschen daher wachbar sein sollen.
Bleibt nur zu hoffen, dass dies eine von unzähligen, bisher nicht eingetroffenen Prognosen ist. Schliesslich sagte ein Expertengremium 2011 vorher, dass Tokyo mit einer 70prozentigen Wahrscheinlichkeit innerhalb der folgenden vier Jahre ein schweres Erdbeben erleben wird. Passiert ist bekanntermassen nichts.
- Siehe hier (Japanisch)