Noch ein paar Tage, dann ist es exakt zehn Jahre her, als die große Katastrophe über Japan hereinbrach. Das Beben der Stärke 9.0, dass an einem Freitag Nachmittag erst halb Japan durchrüttelte, hernach hunderte Kilometer Küste mit einem gigantischen Tsunami verwüstete und dann auch noch ein Kernkraftwerk in Fukushima zur Explosion brachte. Auf diesem Blog begann der Nachmittag 3 Minuten, nachdem die erste Erdbebenwelle in Tokyo eintraf, mit dem kurzen und unaufgeregten Eintrag “Eilmeldung: Mittelschweres Erdbeben in Tokyo“. Die Lage sollte ab dann eskalieren: Keine Stunde später gab es ein mindestens ebenso schweres Erdbeben in Tokyo. Alle Züge fielen aus. Auf dem 20-Kilometer-langen Fußmarsch nach Hause begleiteten mich brennende Raffinerien am Horizont. Mein Bahnhof war halb zerstört. In den Geschäften gab es keine Lebensmittel mehr. Zu Hause waren Wasser und Gas ausgefallen. Doch das war alles nichts verglichen mit dem, was die Menschen an der Pazifikküste weiter nördlich durchleben mussten. Der Tsunami war verheerend und tilgte ganze Städte von der Landkarte. Hinzu kamen danach die Sorgen über das explodierte Atomkraftwerk. Die Frage stand gespenstisch-lähmend im Raum, ob der Großraum Tokyo eventuell unbewohnbar werden könnte. Einerseits fehlten Informationen, andererseits gab es auch oft zu viele Informationen.
Zehn Jahre. Doch es ist immer noch ein bisschen wie gestern, denn das Ereignis als solches war einschneidend. Weitaus einschneidender, da zumindest von den Bildern her wesentlich gewalttätiger, als Corona. Dabei sass ich noch in relativ sicherer Entfernung, verglichen mit anderen. Denn zu der Zeit lebten natürlich auch ein paar wenige Deutsche in der Präfektur Fukushima, und die TAZ hat nun zum Jahrestag einem Zeitzeugen einen langen Artikel gewidmet, der auf jeden Fall lesenswert ist – hier geht’s zum besagten Artikel.
Noch immer erinnere ich mich mit Unbehagen an die damalige Zeit. Die erst stündlichen, dann täglichen Nachbeben. Die Knappheit diverser Sachen wie abgefülltem Wasser oder Windeln. Die Unsicherheit, wie es weitergeht – erst recht mit einer kleinen Tochter und einem erst vier Wochen alten Sohn. Der Mangel an Informationen in Japan – und der Überfluss von Informationen aus Deutschland. Und man wurde die Fernsehbilder der brennenden und weggespülten Städte nicht los. Einige Erinnerungen sind da noch immer sehr lebendig – selbst nach 10 Jahren.
schon 10 Jahre her.
Ich kann mich noch sehr sehr gut dran erinnern. Das geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Wie das Beben – selbst wenn viel schwächer als in Tokyo – in Ishikawa so seltsam weit schwang. Wie ein riesiges Pendel, wie auf der “alten Liebe” auf der Kirmes.
Wie ich Freitag nachmittag bis spät in die Nachts die japanischen Ticker verfolgt habe. Und sich mein Japanisch plötzlich signifikant um Fachterminologie im Nuklearbereich erweiterte.
Wie ich das erste mal bei so einem Großergeignis mehr Bilder und Material von Youtube gesehen habe, statt von öffentlich rechtlichen Quellen oder Fernsehern. Wie unübersichtlich die Informationslage war, wie viele Fakes verbreitet wurden, aber auch echte Meldungen die über die “offiziellen” Kanäle nicht kamen.
Die schwache Leistung der deutschen Boschaft.
War eine interessante, auch sehr lehrreiche Zeit