Region: | 四国 Shikoku | |
---|---|---|
Präfektur: | 高知 Kōchi | |
Rang | ||
Name | 高 (KŌ, taka-i) bedeutet “hoch, teuer” und 知 (CHI, shi-ru) bedeutet “Wissen”, wobei der Ort früher mit anderen Zeichen geschrieben wurde (高智). Korrekt transkribiert wird der Name Kōchi (das “o” wird lang gesprochen). | |
Lage | Im Süden der Insel Shikoku – in der gleichnamigen, kleinen Ebene am 鏡川 (Kagami-gawa, wörtl.: Spiegelfluss), welcher ein paar Kilometer weiter südlich in die weite 土佐湾 (Tosa-Bucht) mündet. |
Kochi ist die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur – damals war sie die wichtigste Stadt des Landes Tosa, eine der vier Länder von Shikoku (wörtlich bedeutet Shikoku auch “vier Länder”). Mit 318,000 Einwohnern zählt sie jedoch zu den kleineren Präfekturhauptstädten Japans, und die Tendenz ist rückläufig – um 2010 lebten hier noch fast 330,000 Menschen. Trotzdem spielt Kōchi eine enorm wichtige Rolle in der Präfektur — in nur 3 von 46 Präfekturhauptstädten (Tokyo ist hier aufgrund seiner besonderen Rolle ausgeschlossen) Japans leben mehr als 45% der Präfekturbewohner in der Hauptstadt, und Kochi ist eine davon (die anderen sind Sendai und Kyoto Stadt).
Die Stadt wird eingerahmt von Bergen und hat auch im Stadtzentrum ein paar Hügel. Quer duch die Stadt fliesst der breite 鏡川 (Kagamigawa, “Spiegelfluss”) von West nach Ost, bevor er dann nach Süden abdreht und nach ca. 10 km in den Pazifik mündet. Warnschilder am Fluss deuten darauf hin, dass der Fluss gelegentlich schnell stark anschwellen kann, wenn flussaufwärts Dämme geöffnet werden. Das kann vor allem während der Taifun-Saison im September geschehen, wenn der Taifun genau bei Kōchi das Festland trifft. 1998 fielen z.B. 861 mm Regen innerhalb von 24 h in der Stadt (in Berlin: rd. 600 mm pro Jahr).
Parallel zum Fluss, ca. 1 km weiter nördlich, verläuft die Bahnlinie. Im Zentrum liegt der eher kleine Hauptbahnhof der Stadt. Vom Bahnhof aus beginnt die wichtigste Strasse der Stadt, genannt はりまや橋 (Harimaya-Brücke). Diese ist gleichzeitig die grösste Einkaufsstrasse der Stadt. Vom Bahnhof aus gesehen rechts liegen auch die weiten Einkaufspassagen und das Vergnügungsviertel mit zahllosen Kneipen, Snack-Bars usw.
Läuft man die Harumaya-Strasse etwas gen Süden und überquert den palmengesäumten 江ノ口川 (Enokuchi-Fluss), kommt man bald zum 追手筋 (Ōtesuji) Boulevard, der gern auch Phoenix-Boulevard genannt wird. Und wahrhaftig, ein Boulevard ist. So richtig mit Bäumen auf beiden Seiten und ohne die sonst omnipräsenten Stromleitungen.
Der Boulevard führt schnurstracks zur Burg (siehe unten) und wird vom 9. Aug bis zum 12. Aug zum Tollhaus, wenn das よさこい祭り (Yosakoi-Festival) stattfindet – nach dem Awa-Odori wahrscheinlich das zweitgrösste Spektakel auf Shikoku (siehe Tokushima). Sonntags wird die Strasse autofrei und als “Sonntagsmarkt” genutzt.
Alles in allem ist Kochi eine relativ ruhige, angenehme Stadt mit zahlreichen schönen Ecken und vielen lohnenswerten Ausflugszielen in der Umgebung. Teile der Uferpartie am Kagami-gawa sind auch sehr empfehlenswert – am der Burg am nächsten gelegenen Abschnitt findet man zum Beispiel auch einen sehenswerten kleinen Tempel.
Kōchi zählt zu einer der wenigen Städte Japans, die noch über ein richtiges Straßenbahnnetzwerk verfügen. Japanischkundige und Japaner wundern sich in Kōchi oftmals über Straßenbahnen, bei denen als Zielangabe ごめん auf dem Display steht. “Gomen” ist die saloppe Art, sich auf Japanisch zu entschuldigen – zum Beispiel, wenn man aus Versehen einen Freund oder einen Familienangehörigen anstößt. Doch besagte Straßenbahnen entschuldigen sich nicht — sie fahren wirklich zu einer der Endhaltestellen mit dem Namen 後免.
Mehr über die Sehenswürdigkeiten von Kōchi sowie aktuelle Hinweise zu Veranstaltungen und dergleichen findet man auf der Visit Kōchi-Webseite unter visitkochijapan.com/en/.
Zurück nach oben
Burg von Kōchi 高知城
Von der Ferne unübersehbar thront die Burg von Kochi auf einem mit dicken, terassenförmig angelegten Steinmauern befestigten Hügel am Ende des Ōtesuji-Boulevards. Von einstmals über 5,000 Burgen und Schlösser haben nur 12 Burghauptbauten die Wirren der Zeit halbwegs unbeschadet überstanden. Die Burg von Kōchi ist eine davon.
Wie oft üblich gibt es rund um die Burg einen schönen Park und vor der Burg einen größeren Platz. Am selben Platz steht auch das Präfekturverwaltungsgebäude. Das Innere der Burg inklusive des Hauptgebäudes ist von 9 bis 17 Uhr begehbar, der Eintritt kostet 420 Yen. In den letzten 5 Tagen des Jahres ist die Anlage jedoch geschlossen. Die Ausstellung im Burginneren ist sehenswert, und die Aussicht auf die gesamte Stadt von der höchsten Etage sowieso.
Mehr zur Burg als solche siehe Burg von Kōchi.
Zurück nach oben
Zentraler Großhandelsmarkt von Kōchi 高知市中央卸売市場
Dort wo Kuma- und Kagami-Fluss zusammenfließen, bevor sie dann keinen Kilometer weiter südlich in den Pazifik münden, ragt die Neulandinsel Kōkadai wie ein Tropen in die Flußmündung. Hier befindet sich unter anderem der Großhandelsmarkt von Kōchi – dort kaufen die meisten Geschäfte und Restaurants der Stadt und näheren Umgebung ihre Zutaten ein. Das schöne an japanischen Großmärkten ist, dass viele von ihnen auch für die Öffentlichkeit begehbar sind – und so kann man auch als Fremder einfach in den Großmarkt von Kōchi marschieren und zusehen, wie dort Obst, Gemüse, Fleisch und alles, was das Meer hergibt, verkauft werden. Gerade letzteres ist besonders interessant und imposant, wenn ganze Thunfische, Bonitos, Schwertfische und dergleichen feilgeboten werden.
Zurück nach oben
Kuroshio-Hiroba 黒潮ひろば
Jede japanische Stadt, egal wie groß oder klein, hat mindestens ein ausgewiesenes Kneipen- und Ausgehviertel. Das größte Viertel dieser Art in Kōchi befindet sich im Stadtviertel 追手筋 – der Bereich zwischen der Burg im Westen und der Harimaya-Straße im Osten. Das Viertel ist enorm groß und Heimat hunderter Bars und Restaurants. Zur Burg hin wird es ein bisschen ruhiger, doch dort, ein bisschen versteckt, liegt der Kuroshio-Hiroba, der “Kuroshio-Platz”. Kuroshio ist der Name einer für die japanische Pazifikküste im Allgemeinen und Kōchi im Besonderen wichtigen Meeresströmung, die permanent warmes Wasser vom Pazifik östlich der Philippinen nach Japan führt.
Kuroshio-Hiroba ist ein größeres, zweistöckiges Gebäude und beherbergt eine 横丁, eine Art Kneipenzeile (mehr zu japanischen Yokocho siehe hier). Natürlich ist das Gebäude selbst relativ neu, aber im Inneren findet man zahlreiche kleine und kleinste Restaurants sowie eine große, freie Fläche in der Mitte, wo man sich hinsetzen und essen und trinken kann. Das schöne daran: Es gibt für jeden etwas, denn man ist nicht an ein einziges Restaurant gebunden. Die Stimmung in den Yokocho ist zudem meist ausgelassen und sehr locker – der beste Ort, egal wo in Japan, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Natürlich gibt es hier viele Fischgerichte – und ausgezeichnete Katsuo-Tataki (siehe unten).
Zurück nach oben
Zenjibu-Tempel 禅師峰寺
Die Insel Shikoku ist bekannt für die 四国遍路 – die “Shikoku-Pilgertour”, bei der man 88 gut über die Insel verstreute Tempel besucht. 5 dieser Tempel befinden sich in und um Kōchi Stadt, wobei sich die meisten östlich der Stadt befinden.
Die Nummer 32 der 88 Tempel ist der 禅師峰寺. Dieser liegt eigentlich schon außerhalb von Kōchi Stadt, in der Nachbarstadt Nankoku. Laut der Annalen dieses kleinen Tempels wurde selbiger bereits im 8. Jahrhundert gegründet. Kūkai, der bedeutendste und bekannteste buddhistische Mönch der japanischen Geschichte, stattete diesem Tempel wohl auch einen Besuch ab. Seit jeher ist dieser Tempel dabei den Seefahrern und Fischern gewidmet, und von denen gab und gibt es viele in Kōchi.
Es ist jedoch nicht nur die Geschichte des Tempels – Zenjibu-ji liegt in sehr exponierter Lage, auf einem kleinen Berg nur 300 Meter von der Pazifikküste entfernt. Diese ist hier relativ gerade und das Hinterland teilweise topfeben, was den Bewohnern durchaus Sorgen bereitet. Seit geraumer Zeit erwartet man das 南海トラフ地震 – das “Nankai-Graben-Erdbeben”, welches früher oder später vor der Pazifikküste Japans stattfinden wird. Historische Daten berichten von diesen Erdbeben, und sie haben das Potential, sehr stark zu werden und dementsprechend verheerende Tsunamis auszulösen. Ein solcher Tsunami ist für die gesamte Pazifikküste der Präfektur Kōchi inklusive der Präfekturhauptstadt eine ernstzunehmende Gefahr.
Zurück nach oben
Kulinarisches 当地グルメ
Kochi ist in ganz Japan vor allem für eines bekannt: 鰹の叩き. Katsuo bedeutet “echter Bonito” – eine Thunfischart, und “takaki” bedeutet eigentlich “geschlagen”. Die Zubereitung ist relativ simpel, um nicht zu sagen archaisch: Man nimmt ein großes Stück Bonitofilet und hält es ein paar Sekunden unter ständigem Wenden über ein Feuer aus Reisstroh. Die äußeren 2, 3 mm werden so kurz angebrannt und nahezu schwarz, während das tiefrote Fleisch roh bleibt. “Tataki” bedeutete früher eigentlich, das Fleisch oder Fisch mit Salz und Gewürzen eingerieben und dann geschlagen wurde, um so den Geschmack besser einzubringen, aber heute wird Katsuo nur noch mit dem Feuer “geschlagen”. Die Wahl von Stroh statt Holz ist natürlich gewollt, denn Stroh enthält ein bisschen Fett und sorgt so für ein kurzes, heftiges Feuer.
Katsuo-no-tataki wird in fast ganz Japan serviert – in der Regel mit Ponzu-Shōyu, einer Mischung aus Zitrusfruchtessig und Soyasauce. Das passt hervorragend, doch in Kōchi wird Katsuo mehr als “Shio-tataki” serviert – man serviert die Scheiben mit Knoblauchscheiben, Salz und Yuzu-Saft (eine japanische Zitrusart). Ein Gedicht, vor allem wenn der Katsuo direkt vor Ort zubereitet wird.
Zurück nach oben
Anreise
Kochi liegt an der 土讃線 (Dosan-Linie). Das bedeutet, das man mit dem 南風特急 (Minamikaze Tokkyū – Südwind-Express) relativ schnell nach Honshu kommt – und zwar nach Okayama. Das dauert nur 3½ Stunden und kostet 5’590 Yen. Die Linie ist JR und damit für Railpass-Besitzer zugelassen. Unterwegs fährt man durch schöne Schluchten – es lohnt sich z.B., in Ōboke auszusteigen (45′, 2,900 Yen).
Wer ganz viel Zeit hat, kann auch von Kōchi aus eine halbe Inselumrundung starten – Bummelzüge fahren gen Westen über Uwajima und Yawatahama bis nach Matsuyama. Das dauert allerdings sehr viele Stunden. Gen Osten kommt man mit dem Zug bis nach 奈半利 (Nahari). Kostet 1,300 ¥ und dauert anderthalb Stunden. Dort ist die Bahnlinie dann auch zu Ende.
Kochi hat seinen eigenen Flughafen – die meisten Japaner wählen somit eher das Flugzeug als Anreisemittel.
In der Stadt fahren ein paar Strassenbahnen – die beginnen und enden direkt vor dem Bahnhof. Eine davon fährt die gesamte Harumaya-Strasse ab.
Zurück nach oben
Übernachtung
Die Town Group unterhält eine ganze Reihe Business-Hotels in Kochi. Darunter das ホテルタウン駅前 (Hotel Town Eki-Mae). Eki-mae bedeutet “vor dem Bahnhof” – es sind nur 3 Minuten zu Fuss zum Bahnhof. Service und Zimmer sind ok (Standard). Ein Einzelzimmer kostet 4’000 ¥ pro Nacht. Für 100 ¥ gibt es Frühstück (die 100 Yen sind auch gut angelegt). Adresse:〒780-0053 高知県高知市駅前町1-20 (Kōchi-ken Kōchi-shi Ekimae-Machi 1-20, zip 780-0053. Kostenlose Telefonnummer: 0120-14-0066.
Nebenher sollte die Restaurant-Kneipe 早川 (Hayakawa) erwähnt werden. Findet man in der überdachten Einkaufsstrasse , Adresse: 帯屋町 Obiyamachi 1, Tel 872-4868. Dort gibt es solide lokale Küche & Sake. Bedienung ist nett und herzhaft.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.