Am Rande von Asakusa, an der Umamichi-Strasse, steht ein kleines Restaurant mit dem Namen Ichiryū (was “ein Drachen”, oder “DER Drachen”) bedeutet. Das Restaurant ist außen wie innen ansehnlich gestaltet. Es gibt insgesamt 12 Sitzplätze, die allesamt u-förmig um die offene Küche platziert sind.
Direkt am Eingang steht der obligatorische Essensmarkenautomat, und die Auswahl ist stark begrenzt, gibt es doch im wesentlichen nur drei Gerichte: Tantanmen, Tantanmen ohne Suppe (汁なし shirunashi) und kalte Tantanmen. Die Tantanmen kommen aus der Sichuan-Provinz in China, aber sie haben eine interessante Reise hinter sich. Die ursprünglichen Tantanmen werden ohne Suppe gegessen. In Hongkong wurde die Suppe hinzugefügt, und in den USA und in Japan oft, aber nicht immer, die Sesampaste. Fusion vom feinsten, also. Eins haben diese Varianten jedoch gemeinsam: Richtige Tantanmen haben einen 麻辣 (ma ra)-Geschmack. “Ma” bedeutet unter anderem “betäuben”, “ra” bedeutet scharf. Für das “ma” sorgt der Sichuan-Pfeffer, der die Zunge leicht betäubt, und für “ra” sorgt das Chili.
Im Ichiryū wird man mit der Frage konfrontiert, ob man “ma” oder “ra” bevorzugt. Die Antwort sollte natürlich “ma” sein. Alles andere steht nicht zur Wahl.
Die Portionen sind ziemlich klein, aber das spricht für das Essen: Man könnte mehr vertragen. Die Suppe ist regelrecht cremig, und hat einen herzhaften Sesamgeschmack, der den Sichuan-Pfeffer leicht bremst. Die Variante ohne Nudeln ist ebenfalls sehr gut und besticht durch seine getrockneten, sehr kleinen Shrimps, die dabei keinesfalls penetrant schmecken.
Die Nudeln sind bei der Suppenvariante sehr dünn und bissfest, bei der Variante ohne Suppe sind sie ein kleines bisschen dicker, aber nur ein bisschen. Die hauchdünnen Nudeln muss man mögen. Ein kleines Schild an den Sitzplätzen weist darauf hin, dass man am besten auf halbem Wege zum leeren Teller einen Löffel 黒酢 kurozu hinzufügen soll (kurozu ist schwarzer Essig). Bei der Suppenvariante schmeckt das, aber es schmeckt auch ohne sehr gut – bei der ohne-Suppen-Variante jedoch verstärkt der Essig den Wohlgeschmack ungemein.
Die jungen Köche/Betreiber sind bei der Sache und unterhalten sich gern mit den Gästen – aus dem Grund macht es immer wieder Spass, hier einzukehren.
Tantanmen esse ich immer wieder gerne in Japan. Durch Youtube habe ich dann irgendwann erfahren, dass die Suppenvariante Japans nicht dem gängigen Original entspricht. Dan Dan Mien schmecken zwar durchaus ähnlich, sind aber eher ein Nudelgericht. Da man letztere sehr einfach zuhause nachkochen kann, essen wir sie sehr regelmäßig. Das Rezept für japanisch Tantanmen hat leider nicht überzeugt bleibe ich bei der chinesischen Variante.