In den Genuss eines vom berühmten Michelin-Guide mit einem Stern geadelten Mahls für weniger als 10 Euro gelangen? Kein Problem in Tokyo, denn hier gibt es Ramen-Restaurants mit Michelinsternen, und obwohl zu solcher Berühmtheit gelangt, erhöhen diese Restaurants nicht ihre Preise (oder kaum). Und es ist nicht nur der Michelin-Stern: Auch in Japan steht dieses Restaurant bei der Ramen Database hoch im Kurs: Als zehntbestes Ramenrestaurant in Japan; in der Kategorie “Salzbasis” sogar auf Rang 2. Das ist beachtlich, denn es gibt zehntausende Ramenrestaurants.
Das Soba House Konjiki Hototogisu (wörtlich: Goldener Kuckuck) gibt es seit ein paar Jahren, und im Jahr 2018 ist es in eine kleine Gasse am Shinjuku Gyoen gezogen. Der Laden ist sehr klein – am Counter finden gerade mal 7 Leute Platz. Seit 2015 hat das Restaurant einen Michelin-Stern, und den präsentiert man auch gern am Eingang und im Restaurant. Dennoch bleibt es ein typisch japanisches Ramenrestaurants. Man rühmt sich vor allem der Ramen auf Salzbasis – die Brühe basiert unter anderem auf hamaguri, einer Venusmuschelart, die in der fernöstlichen Küche oft Verwendung findet.
煮豚塩そば Nibuta Shiosoba dürfte das “Signature Dish” sein. Die Nudeln sind sehr dünn, und das Restaurant bombardiert den Gast nicht, wie oft üblich, mit zahlreichen Fragen wie “Wie hart oder weich sollen die Nudeln sein” oder “Wie viel Fett darf es sein”. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt, und das geht völlig in Ordnung.
Die Schale Ramen sieht sehr ansehnlich aus: Die Beilage ist übersichtlich, und das hauchdünne Schweinefleisch hat einen appetitanregenden, rötlichen Farbton. Auffallend sind drei verschiedene Pasten und eine Insel kleingehackter Kräuter. Und genau diese drei Dinge machen die Ramen aus. Am besten erstmal probieren, ohne zu mischen. Dann mal das eine, mal das andere mischen. Der Geschmack der Suppe ändert sich entsprechend, wobei man interessanterweise nicht so richtig herausschmecken kann, was genau diese drei Sachen sind (eine Paste erinnert etwas an Anchovypaste, aber so genau lässt sich das nicht sagen).
Die Brühe lebt von den Hamaguri, denn die geben ordentlich “dashi” (Brühe, Extrakt) aber das wäre natürlich zu einfach: Man erkennt nicht die eine Zutat hier und die andere dort – es geht um das Gesamte. Und ehe man sich versieht, ist die Schale leer.
Oft wird bei Restaurants wie diesem hier gesagt “Wer hier ein Mal gegessen hat, wird mit anderen Restaurants nicht mehr zufrieden sein”. Trotz des raffinierten Geschmacks hier ist das aber glücklicherweise nicht der Fall: Dies ist eine in der Tat exzellente Interpretation des Volksgerichts Ramen, aber nicht DIE Definition, denn dafür gibt es einfach zu viele Möglichkeiten.
Am besten vor 12 Uhr aufkreuzen – dann hält sich die Wartezeit in Grenzen! Vorsicht: Hat nur wochentags geöffnet!