Region: | 関東 Kantō | |
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Präfektur: | 茨城 Ibaraki | |
Rang | ||
Name | 土 (DO, TO, tsuchi) bedeutet “Boden, Erde”, 浦 (HO, ura) bedeutet einfach “Bucht”. Eine Theorie besagt, dass “Tsuchi” vom einst hier herrschenden Tsuchiya-Clan stammt – “ura” wiederum bezeichnet einfach nur die Lage des Ortes. Das Tsuchi könnte aber auch vom Zeichen “Tsu” abstammen – jenes bedeutet “Hafen”. | |
Lage | Tsuchiura liegt rund 65 Kilometer nordöstlich von Tokyo und fast auf halbem Wege zwischen Tokyo und der Präfekturhauptstadt von Ibaraki, Mito. Der Internationale Flughafen Narita liegt nur rund 50 km entfernt von Tsuchiura, Richtung Süden. Die Stadt liegt am westlichen Ende des langgestreckten Kasumigaura-Sees. |
Die Stadt Tsuchiura liegt im Zentrum des Südteils der Präfektur Ibaraki und ist mit rund 140’000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt von Ibaraki. Tsuchiura ist Partnerstadt von Friedrichshafen, und das hat zwei Gründe — beide Städte liegen an großen Seen, und der in Friedrichshafen gebaute Zeppelin LZ 127 “Graf Zeppelin” machte bei seiner Weltumrundung in Tsuchiura Station. Dem Zeppelin verdankt die Stadt heute auch ihre Spezialität — das “Zeppelin-Curry” mit Lotuswurzeln.
Die Stadt liegt nahe genug an Tokyo, um nicht wie die meisten anderen Städte in Japan extrem an der Überalterung und der niedrigen Geburtenrate zu leiden – zwar ist die Stadtbevölkerung leicht rückgängig, aber im Großen und Ganzen stabil. Doch die Zeiten, als es rund um den Bahnhof von Tsuchiura etliche große Kaufhäuser gab, sind vorbei – denn die nahegelegene Wissenschaftsstadt Tsukuba hat dem Ort den Rang abgelaufen.
Muschelhaufen und dergleichen lassen darauf schließen, das die Gegend bereits seit der Altsteinzeit besiedelt war. Als vor rund 18’000 Jahren das Meer alljährlich um rund 1 bis 2 Zentimeter anstieg, war Kasumigaura Teil der riesigen Katori-Bucht – das heutige Stadtgebiet lag damit direkt am Meer. Der Name “Tsuchiura” wurde erstmals im Jahr 1329 erwähnt. Im 15. Jahrhundert wurde eine Burg errichtet (siehe unten), und zu Beginn der Edo-Zeit, Anfang des 17. Jahrhunderts, wurde Tsuchiura zu einem Lehen, dem Tsuchiura-Han. Die Lage war günstig, denn 1604 wurde der 水戸街道 eröffnet — ein halbwegs befestigter Handelsweg mit Post- und Raststationen in regelmäßigen Abständen. Dieser Verband die Hauptstadt Edo mit der Stadt Mito. Mehr zu den alten Handelswegen Japans siehe hier. Als 1871 die Lehen abgeschafft und Präfekturen geschaffen wurden, wurde Tsuchiura zum Sitz der Präfektur 新治県. Diese währte jedoch nur 4 Jahre – danach wurde der Nordteil inklusive Tsuchiura Teil der heutigen Präfektur Ibaraki.
1896 wurde der Ort erstmals an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1940 verlieh man Tsuchiura das Stadtrecht. Da es in und um Tsuchiura Einrichtungen der kaiserlichen Marine gab, wurde Tsuchiura am 10. Juni 1945 das Ziel amerikanischer Luftangriffe, bei denen mehrere hundert Einwohner ihr Leben verloren.
Die Stadt ist recht beschaulich und wenig spektakulär. Das Stadtzentrum befindet sich westlich der Bahnlinie, einen guten Kilometer vom Ufer entfernt und nördlich des Sakura-Flusses, der hier in den See mündet. Am Bahnhof wird man mit brachialen Betonbauten begrüßt – hier befindet sich unter anderem ein großer Busbahnhof. Ansonsten sind die meisten Gebäude im Zentrum eher klein. Das Rathaus von Tsuchiura befindet sich direkt vor dem Bahnhof. In der unmittelbaren Nähe verläuft die きらら通り, die “funkelnde Straße” – eine leicht euphemistische Beschreibung einer in die Jahre gekommenen Einkaufsstraße.
Die meisten Besucher von außerhalb bleiben nicht im Ort sondern verteilen sich auf diverse Stationen am Kasumigaura-See. Tsuchiura ist dennoch berühmt – vor allem für das alljährlich im November stattfindende 土浦全国花火競技大会, der Tsuchiura-Landeswettbewerb für Feuerwerke, bei denen Feuerwerksmeister aus ganz Japan ihr Können zeigen. Dieses zählt immerhin zu den drei größten Feuerwerken Japans.
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Kijō-Park und Burgruine 亀城公園・城趾
Rund einen Kilometer nordwestlich des Zentrums liegt der kleine, aber feine Kijō-Park – dieser ist von einem Wassergraben und Resten einer alten Burgmauer umgeben. Während der Muromachi-Zeit wurde von 1429 bis 1441 eine Burg errichtet – rund um die kleine Burg entwickelte sich eine Burgunterstadt inklusive einer von vier Herbergen des Mito-Weges (siehe oben). Mit kurzen Unterbrechungen wurde das Lehen Tsuchiura vom Tsuchiya-Clan regiert.
1873 wurde die Burg – wie fast alle Burgen im Land – geschliffen, doch den Hauptbau verschonte man vorerst – es wurde vorerst als Präfekturverwaltungsgebäude genutzt. Leider brannte das Bauwerk 1884 nieder – 1899 wandelte man den alten Burgbereich in den heutigen Kijō-Park um.
Ein paar Yagura (eine Art Wachturm in japanischen Burgen) und Tore blieben bestehen, bis auch diese durch Taifune sowie 2011 durch das Tohoku-Erdbeben arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Heute stehen nur noch Teile der alten Mauern sowie ein schönes Tor und der West-Yagura. Der Ost-Yagura wurde 1998 wieder aufgebaut – ganz in Beton. Das kleine Bauwerk beherbergt heute das Stadtmuseum von Tsuchiura.
Im Park gibt es auch Spielplätze für Kinder sowie zahlreiche Kirschbäume, die Ende März/Anfang April gern von den Stadtbewohnern bei der Kirschblütenschau bewundert werden.
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Kasumi-ga-ura 霞ヶ浦
Kasumigaura ist der zweitgrößte See Japans – nach dem Biwa-ko nördlich von Kyoto. Der Name enthält das Wort “ura” – “Bucht”, und das war die Gegend eigentlich auch bis vor ein paar Tausend Jahren, denn das Meer erstreckte sich einst bis Tsuchiura. Es handelt sich also um eine ehemalige Lagune, sich seit 1963 zu einem Süßwassersee wandelte – damals baute man Fluttore, um das Eintreten von Salzwasser zu verhindern. Kasumigaura ist rund 167 Quadratkilometer groß und damit wesentlich größer als die Müritz in Mecklenburg-Vorpommern. Zählt man zwei Nebenseen dazu, werden daraus sogar 220 Quadratkilometer Wasserfläche.
Der Kasumigaura ist dabei vergleichsweise flach – die durchschnittliche Wassertiefe beträgt gerade mal 4 Meter, die tiefste Stelle ist nur 7 Meter tief. Das schwankt allerdings — in der Regenzeit oder nach Taifunen kann die Wassermenge ansteigen und für Überschwemmungen sorgen, weshalb Tsuchiura und andere Ortschaften entlang des Seeufers durch Deiche geschützt werden müssen.
Kasumigaura war einst für seine Fischreichtum berühmt, doch die Verschmutzung durch Einleitung von Phosphaten aus der Landschaft sowie der Wandel von Brackwasser zu Süßwasser hatten einen spürbaren, negativen Einfluss auf die Artenvielfalt. Kasumigaura ist heute unter anderem für seine Zierkarpfen bekannt – aber auch für Lotuswurzen, die in der japanischen Küche eine wichtige Rolle spielen. Mehr als die Hälfte der in Japan produzierten Lotuswurzeln werden im Kasumigaura-See angebaut.
Der See ist nicht nur für Fischer und die Landwirtschaft interessant — er wird auch als Naherholungsgebiet genutzt. Angeln, Segeln, Jetski und dergleichen zählen zu den Freizeitangeboten rund um den Kasumigaura. Landesweit bekannt sind auch die 帆引き船 – Fischerboote mit sehr großen Segeln, die ein bisschen an arabische Dau erinnern.
Wer in Tsuchiura weilt, kann im 霞ヶ浦総合公園, dem Kasumigaura-Gesamtpark einen Blick auf den See werfen – die Anlage ist sehr ausgedehnt, mit Stegen durch das Schilf des Seeufers, einer Windmühle, einem öffentlichen Bad und zahlreichen Sportmöglichkeiten.
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Anreise
Tsuchiura liegt an der JR 常磐線 – man kann den Ort deshalb leicht ohne Umsteigen von Tokyo erreichen. Der Tokiwa-Express braucht vom Bahnhof Ueno in Tokyo nur 45 Minuten und kostet knapp 3’000 Yen. Normaler Züge brauchen rund 1½ Stunden, kosten dafür aber nur knapp 1,200 Yen.
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Übernachtung
Tsuchiura selbst ist kein typischer Touristenort – es gibt aber die üblichen Business-Hotels in der Stadt. Rund um den See gibt es auch zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten, aber die sind meistens mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer zu erreichen.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.