GeschichteBurg von Hiroshima - auferstanden aus Ruinen

Burg von Hiroshima – auferstanden aus Ruinen

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Auch die Stadt Hiroshima in Westhonshū in der gleichnamigen Präfektur kann mit einer Burg aufwarten, auch wenn die unheilvolle Geschichte der Stadt bereits erahnen lässt, dass diese nicht original ist. Die Burg von Hiroshima lag keine 500 Meter vom Epizentrum der Atombombe entfernt.

Ein anderer Name für diese Burg ist Ri-Jō 鯉城, wörtlich übersetzt „Karpfen-Burg„. Gebaut wurde sie vom damaligen Daimyō Mōri Terumoto 毛利 輝元 im Jahre 1593 aus 1,2 Millionen Steinen. Mōri war zu jener Zeit ein Verbündeter Hideyoshi’s. Zu dieser Zeit florierte rund um die Burg eine prächtige Oberstadt. Mit der Niederlage Ishida’s bzw. dem Toyotomi-Clan in der Schlacht von Sekigahara gegen Ieyasu’s Truppen wurde es auch für Mōri eng. Ieyasu 徳川家康 vernichtete zwar die Daimyō, die gegen ihn gestellt waren, nicht, doch er verbannte sie in abgelegene Provinzen. So auch den Mōri-Clan, der fortan seinen Sitz in Hagi hatte (Im äussersten Westen, an der dem Japanischen Meer zugewandten Seite Honshū’s).

Gesamtansicht von Hiroshima-jō, der Burg von Hiroshima
Gesamtansicht von Hiroshima-jō, der Burg von Hiroshima

So wechselte die Burg dann auch 1619 die Besitzer und gehörte von nun an dem Asano-Clan 浅野氏. Während der Meiji-Zeit litt auch die Burg in Hiroshima unter dem Kehrbesen der Geschichte wider den Feudalismus. Zahlreiche Gebäude wurden abgetragen, doch immerhin liess man den Donjon, ein paar Yagura und die Haupttore stehen.

In den Jahren 1894/95 und während des Zweiten Weltkrieges wurde die Feste gar zum kaiserlichen Hauptquartier – und damit möglicherweise automatisch zum potentiellen Ziel der Atombombe. So stabil die Burgen zum Teil auch aussehen mögen – dem Feuersturm einer Atombombe haben sie nichts entgegenzusetzen. Zur Orientierung beim Abwurf der Bombe am 6. August 1945 diente vermutlich die markante, T-förmige Aioi-Brücke 相生橋 am Ota-Fluss. Die Burganlage ist nur, wie eingangs erwähnt, einen halben Kilometer von jenem Punkt entfernt. Die Steinmauern blieben freilich stehen, doch wie alles drumherum verbrannten auch die Aufbauten der Burg.

Mauer und Graben der Burg von Hiroshima
Mauer und Graben der Burg von Hiroshima

Vier Jahre später stellte man ein erstes Vordringen der natürlichen Vegetation ins Stadtzentrum fest. Das nahm man als Symbol des Wiederaufbaus, und so wurde die Stadt schnell aufgebaut. Verständlicherweise hatte der Wiederaufbau der Burg untergeordnete Priorität, und so wurde sie erst 1958 gleichzeitig mit vielen anderen Burgen Japans aus Stahlbeton wieder errichtet.

Im Innern befindet sich jetzt ein historisches Museum. Eintritt in die Schlossanlage ist frei; wer in den Donjon zum Museum will, zahlt 300 ¥. Da der fünfstöckige Donjon eine Replika ist, lohnt sich der Zutritt freilich nur für den, der das Museum besichtigen möchte. Zur Stadt und deren Geschichte siehe Hiroshima.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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