HokkaidoInsel Okushiri - die Insel im Zeichen von Seeigeln...

Insel Okushiri – die Insel im Zeichen von Seeigeln und Tsunamis

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Region 北海道 Hokkaidō
Bezirk 檜山振興局 Subpräfektur Hiyama
Rang 4 von 5 Sternen: Auf jeden Fall sehenswert
Name Der Inselname setzt sich aus den Schriftzeichen (Ō, oku) für “hinten” und (shiri) für “Boden, Hintern, Unterteil” zusammen. Wie bei so vielen Ortsnamen auf Hokkaido sind diese Schriftzeichen jedoch lediglich 当て字 “ateji” – man hat also einfach Schriftzeichen mit ähnlicher Lesung ausgesucht, um den vorher bestehenden Namen mit Zeichen schreiben zu können. Der Ortsname stammt ursprünglich aus der Ainu-Sprache vom Begriff “iku-siri”, was so viel wie “Land dort drüben” bedeutet.
Lage Die Insel Okushiri liegt knapp 20 Kilometer westlich des Südzipfels von Hokkaido, die Inselmetropole und Präfekturhauptstadt Sapporo ist rund 180 Kilometer entfernt – und die Pazifikküste Russlands 375 Kilometer.
Ansehen Die gesamte Westküste. Der Nabetsuru-Felsen und der Miyatsu-Bentengu-Schrein. Die Aussichtsplattform auf dem Tamashima-Berg.

Insel Okushiri – Beschreibung

Die Insel Okushiri gehört zur kleinen Subpräfektur Hiyama – eine von nur zwei Subpräfekturen, in der es keine einzige Stadt gibt. Okushiri ist dabei nach der Insel Rishiri die zweitgrößte Insel der Präfektur Hokkaido. Auf der 143 Quadratkilometer großen Insel leben heute rund 2’200 Menschen – mit nur 15 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Okushiri damit selbst für Hokkaido-Verhältnisse sehr spärlich besiedelt. Das war nicht immer so – in den 1970ern lebten hier noch rund 6’500 Menschen.

Archäologische Funde von der Insel haben ergeben, dass Okushiri schon seit rund 8000 Jahren besiedelt sein muss. Sie gilt als südlichster Ausbreitungsort der Ochotsk-Kultur, aus der später wahrscheinlich die Völker der Niwchen und der Ainu hervorgang – eine Kultur der Jäger und Sammler. Die Niwchen leben heute nicht mehr auf Hokkaido, aber auf Sachalin leben noch ein paar tausend. Die Kultur der Ainu hingegen ist auch auf Hokkaido noch verbreitet und wird heute mehr gepflegt denn je.

Karte von Okushiri

Die Insel ist von einem kleineren Gebiet am Nordkap sowie am Südkap abgesehen fast vollständig bergig und bewaldet, wobei rund 60% des Waldes aus den hier ursprünglich ansässigen Kerb-Buchen besteht. Die Küste ist rund 84 Kilometer lang und an den meisten Orten relativ steil, an einigen Stellen, vor allem im Norden, ist sie quasi unzugänglich, da keine Strassen oder Wege hinführen. Das Wasser rund um die Insel ist außergewöhnlich klar – vielerorts beträgt die Sichttiefe um die 25 Meter.

Wirklich besiedelt ist heute nur der zentrale Teil der Ostküste, von der auch die Fähren nach Hokkaido fahren, sowie die Südspitze mit dem Ortsteil Aonae – dort befindet sich auch der Flughafen der Insel. In der Inselmitte und auf einem Plateau gelegen gibt es einen kleinen Stützpunkt der JASDF – der Luftwaffe der Japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte. Diese betreibt hier eine Radarstation, welche Teil eines Frühwarnsystems für Aktivitäten in Nordkorea ist.

Das 1955 errichtete, ehemalige Verwaltungsgebäude des Ortes Okushiri
Das 1955 errichtete, ehemalige Verwaltungsgebäude des Ortes Okushiri
DIe quasi menschenleere Westküste von Okushiri – ganz rechts oben auf dem Berg: Die Radaranlage der Japanischen Luftwaffe
DIe quasi menschenleere Westküste von Okushiri – ganz rechts oben auf dem Berg: Die Radaranlage der Japanischen Luftwaffe

Die Inselbewohner leben hauptsächlich von der Fischerei – vor allem werden hier ホッケhokke (Ochotsk-Atka-Makrelen), awabi (Abalonen), ウニuni (Seeigel) und イカika (Tintenfische) gefangen, wobei vor allem Abalonen und Seeigel auch in Japan als Delikatesse gelten. Doch die globale Erwärmung hat auch bei Okushiri Folgen: Da die durchschnittliche Meerestemperatur höher ist als noch im 20. Jahrhundert, verirren sich immer mehr Thunfische in die Gegend, welche man hier vorher nie sah. Leider verjagen die Thunfische jedoch die Tintenfische weshalb die Fangmenge in letzter Zeit immer stärker zurückgeht.

Das Klima auf Okushiri ist bemerkenswert anders als in den meisten anderen Regionen von Hokkaido: Die Sommer sind mit Höchsttemperaturen von unter 25 Grad angenehm mild – und das gleiche gilt für die Winter, in denen die Tagesmitteltemperaturen nur im Januar und Februar knapp unter 0 Grad liegen. Das Klima ist so mild, dass an den Hängen der Westküste sogar ein bisschen Wein angebaut wird – seit 1999 züchtet man auf 27 Hektar Merlot, Chardonnay, Pinot Noir und andere Rebsorten. Die Kelterei produziert heute rund 65’000 Flaschen Original-Okushiri-Wein.

Das Kamuiwaki-Onsen an der Westküste von Okushiri
Das Kamuiwaki-Onsen an der Westküste von Okushiri
Blick von Okushiri auf die nahegelegene Hauptinsel Hokkaido
Blick von Okushiri auf die nahegelegene Hauptinsel Hokkaido

Ganz allgemein ist Okushiri nicht besonders reich an Sehenswürdigkeiten – es ist eher die gesamte Landschaft und das Meer sowie der Blick auf Hokkaido. Es gibt allerdings ein ausgemachtes Wahrzeichen der Insel. Fährt man vom Kern des Hauptortes ein paar hundert Meter die Küstenstraße entlang gen Süden, kommt man am sogenannten nabetsuruiwa vorbei – dem “Topfhenkelfelsen”, wobei sich der Namensursprung sofort aus der Form erschliesst. Der Felsen ist 19,5 Meter hoch und sieht in der Tat seltsam aus, wie er so in der Brandung steht. Dabei ist der Felsen älter als das japanische Archipel: Vor vielen Millionen Jahren drang hier bei einem Vulkanausbruch Lava durch einen Kanal aus weichem Gestein. Als die japanischen Inseln aufgrund plattentektonischer Ereignisse angehoben wurden, wurde auch dieser Felsen langsam aus dem Wasser gehoben, wobei Wind und Brandung nach und nach das weiche Material rund um das harte Vulkangestein entfernten.

Bis zum schweren Erdbeben 1993 (siehe weiter unten, Tsunami-Museum) war der Felsen mittels eines schmalen Pfades mit dem Festland verbunden, doch aufgrund des Erdbebens sank der Felsen nebst Sockel rund ein Meter, weshalb er heute vom Festland abgeschnitten ist. Große Teile des oberen Bogens brachen bei dem Erdbeben ab, weshalb man den Felsen mit baulichen Maßnahmen sicherte, damit er nicht ganz einstürzt. Auf dem Felsbogen wächst Amur-Berberitze – eine Pflanze mit einem witzigen japanischen Namen – ヒロハヘビノボラズ “hiroha hebi noborazu”, wörtlich “Breitblatt, auf das Schlangen nicht hochklettern”. Der Grund: Sowohl Äste als auch Blätter haben Dornen, weshalb Schlangen den Busch meiden. Der Felsen ist der Stolz der Insel und wird deshalb nachts angeleuchtet.

Der Nabetsuru-Felsen, Wahrzeichen von Okushiri
Der Nabetsuru-Felsen, Wahrzeichen von Okushiri
Der Strand nördlich vom Hauptort im Ortsteil Tamaura
Der Strand nördlich vom Hauptort im Ortsteil Tamaura

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Hauptort

Die Verwaltungseinheit der Insel heisst Okushiri-gun, und die hat nur eine Untereinheit: Okushiri-chō. chō (in vielen Fällen auch -machi gelesen) ist eine japanische Verwaltungseinheit zwischen Dorf und Stadt. Zum Stadtrecht fehlen Okushiri ganz einfach die Einwohner. Der Hauptort heisst wie die Insel – Okushiri, und beginnt südlich des Fährhafens. Ein Teil der Gegend ist auch unter dem Namen 仏沢hotokesawa, wörtlich “Buddha-Bach”, bekannt. Der Hauptort erstreckt sich allerdings hauptsächlich entlang des Shiogama-Flusses – einer von insgesamt 35 Flüssen auf der kleinen Insel.

Der Hauptort ist an keiner Stelle breiter als 200 Meter, dafür aber rund einen Kilometer lang. Die Zahl der Straßen ist natürlich übersichtlich – hier findet man zahlreiche Wohnhäuser, das Gemeindeamt, rund 5 Pensionen und in etwa ebenso viele Restaurants und Bars, eine Tankstelle, ein Autoverleih und ein paar wenige Geschäfte. Und, das ist bei der geringen Größe der Gemeinde beachtlich, einen Convenience Store der Seicomart-Kette, die man nur auf Hokkaido findet (die Läden werden hier liebevoll kurz “sekoma” genannt).

Im Hauptort der Insel Okushiri
Im Hauptort der Insel Okushiri
Der Hauptort vom Meer aus gesehen
Der Hauptort vom Meer aus gesehen

Folgt man dem Fluss Richtung Berge, dann kommt man nach einer Weile an dem kleinen Inselkraftwerk vorbei. Von dort führt ein steiler Weg zum einzigen Skigebiet der Insel – außerdem beginnt hier eine Straße, die ins Inselmittere führt, wobei diese Straße sehr holprig ist.

Den Hauptort hat man in einer halben Stunde erkundet – interessanter wird es dann, wenn man ein paar hundert Meter gen Süden läuft – siehe “Nabetsuru-Iwa” weiter oben, dem Wahrzeichen der Insel schlechthin.

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Miyatsu-Bentengu 宮津弁天宮

Fährt oder läuft man die Rundstraße vom Hauptort am Fährterminal vorbei gen Norden, kommt man erst am Ortsteil Tamaura vorbei – hier gibt es den 東風Yamasedomari, den “Ostwindstrand”, ein längerer Sandstrand. Hier befindet sich einer von vier Orten auf der Insel, an denen man zelten kann, und das kostenlos – das bedeutet allerdings auch, dass es nur einen Wasserhahn und Toiletten gibt, mehr nicht. Zelten und Baden darf man von April bis Oktober – es gibt allerdings keine Badeaufsicht. Die Wassertemperatur kann hier im Sommer bis auf 25 Grad ansteigen. Die Strömung kann jedoch mitunter recht stark sein, weshalb Vorsicht geboten ist.

Vom Ortszentrum bis zum Yamasedomari-Strand sind es knapp 4 Kilometer – fährt oder läuft man von dort noch rund 2,5 Kilometer weiter gen Norden, gelangt man zum Miyatsu-Bentengu, einem sehr kleinen Schrein, der auf einer Klippe über dem Meer thront.

Der kleine, aber sehr malerisch gelegene Miyatsu-Bentengu auf Okushiri
Der kleine, aber sehr malerisch gelegene Miyatsu-Bentengu auf Okushiri
Der schöne Schrein in Nahaufnahme
Der schöne Schrein in Nahaufnahme

Zwischen der Straße nebst kleinem Parkplatz und dem Bentengu liegen jedoch 164 steile Stufen und ein Höhenunterschied von 50 Metern – so gesehen eine interessante Lage, zumal sich der Torii auf der Talsohle befindet. Der Schrein wurde 1831 errichtet und dient den Fischern als Ort, wo sie für reiche Fänge beten können. Vom Schrein hat man einen guten Blick auf den kleinen Ortsteil Miyatsu nebst Fischereihafen sowie, in gut 20 Kilometer Entfernung, auf die Hauptinsel Hokkaido.

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Sai-no-kawara 賽の河原

Vom Miyatsu-Bentengu sind es noch einmal ziemlich genau 5 Kilometer bis zur Nordspitze der Insel – der vorgeschobene Landzipfel hat gleich mehrere Namen – 稲穂inahomisaki (Kap Inaho) zum Beispiel, aber auch kitanomisaki, das “Nordkap”. Eine andere Bezeichnung ist auch saino河原kawara. “Sainokawara” ist ein buddhistischer Begriff und kennzeichnet einen “steinigen Fluss in die Unterwelt”, aber auch die Vorhölle. Hier wird seit mehr als 500 Jahren verstorbenen Kindern und denen, die auf dem Meer ihr Leben liessen, gedacht. Dazu wurden unzählige kleine Steinhaufen aufgeschichtet (mehr dazu siehe unter Osorezan). Zudem gibt es hier auch eine Buddhastatue sowie ein Gedenkstein für die 17 Menschen, die hier im winzigen Ortsteil Inaho im Jahr 1993 einem Tsunami zum Opfer fielen. Zwischen Erdbeben und Tsunami lagen nur drei Minuten, weshalb die Menschen kaum eine Chance hatten zu fliehen.

Der Ort gilt somit als 霊場reijō, und da man alle Dinge, die mit dem Tod zu tun haben, in Japan sehr ernst nimmt, ist Pietät angemessen, was natürlich auch das Herumspielen oder gar Mitnehmen von Steinen verbietet.

Am Nordkap der Insel Okushiri
Am Nordkap der Insel Okushiri
Blick vom Nordkap von Okushiri über das Meer zur Insel Hokkaido
Blick vom Nordkap von Okushiri über das Meer zur Insel Hokkaido

Verlässt man die Ringstrasse am Kap und läuft ein paar hundert Meter zur Nordspitze, gelangt man zu einem kleinen Restaurant nebst Souvenirladen – mit sehr freundlichen und heiteren Angestellten. Vor dem Restaurant gibt es Becken mit vor Ort gefangenen サザエsazae, sogenannte Turbanschnecken, die man auf Wunsch gern auf den Grill wirft. Sazae gehören in vielen japanischen Gegenden zum Speiseplan – der Geschmack ist anfangs leicht gewöhnungsbedürftig, aber die spiralförmigen Schnecken gelten zurecht als Delikatesse.

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Tsunami-Museum 奥尻島津波館

An der Südspitze der Insel, 17 Kilometer vom Fährhafen entfernt, befindet sich das 奥尻Okushiri津波tsunamikan, auf Englisch “Okushima Tsunami Memorial”. Die weitläufige Anlage ist eine Mischung aus Gedenkstätte und Museum und wurde im Jahr 2001 eröffnet. 8 Jahre vorher, am 12. Juli 1993 um 22:17, bebte rund 50 Kilometer nordnordwestlich von Okushiri die Erde. Das Epizentrum lag in 35 Kilometer Tiefe und die Stärke auf der Richterskala betrug 7.8. Damit war das Erdbeben vom 11. März 2011 (mit anschließendem Tsunami und der Zerstörung des AKW in Fukushima) 16 mal stärker als das von Okushiri, doch das Beben von 1993 war für die Westküste von Japan außergewöhnlich stark, und da der Herd nicht allzu tief war, reichte es, um ein Tsunami auszulösen.

Ein Tsunami ist bei dieser Erdbebenstärke normalerweise nicht übermäßig groß, doch Okushiri bewies, dass Tsunami eine ganz eigene Dynamik haben. Eine erste kleine Welle erreichte Okushiri nach nur drei Minuten, und nach 7 Minuten erreichte die erste Welle den Ort Esashi – die Stadt, von der die Fähren nach Okushiri abfahren. Die folgenden Wellen waren bis 1,75 m hoch, was ausreicht, um einiges an Schaden anzurichten. Doch genau so, als ob man eine Wanne mit Wasser schaukeln würde, prallte das Meer gegen die Südwestküste von Hokkaido, um dann zurückzuschwappen – dabei wurde die Welle immer größer. Später errechnete man, dass die zurücklaufende Welle auf Okushiri bis zu 29 Meter hoch war. Die meisten Siedlungen wurden durch den Tsunami teils bis völlig zerstört – besonders schlimm traf es den Ort Aonae im Süden der Insel. Dort blieb so gut wie gar nichts stehen, zumal der Tsunami mehrere Male zwischen Hokkaido und Okushiri hin- und herlief.

Gedenkstätte für die Opfer des Tsunami auf der Insel Okushiri
Gedenkstätte für die Opfer des Tsunami auf der Insel Okushiri
Das Tsunami-Museum im Süden der Insel Okushiri
Das Tsunami-Museum im Süden der Insel Okushiri

Das volle Ausmaß der Zerstörung wurde erst am folgenden Tag offensichtlich: 202 Bewohner verloren ihr Leben, 28 gelten als vermisst. Rund 1’000 Häuser wurden ganz oder stark zerstört; 5500 Häuser (und damit fast alle Gebäude auf der Insel) wurden beschädigt.

Schon 10 Jahre zuvor gab es einen kleineren Tsunami auf der Insel, was 1993 wahrscheinlich einigen Einwohnern das Leben rettete, denn den Bewohnern wurde eingetrichtert, nicht erst auf eine Tsunamiwarnung zu warten, sondern sich bei stärkeren Erdbeben umgehend in Sicherheit zu bringen. Das ist auf Okushiri nicht so schwer, da man überall sofort schnell in höherer Lage ist.

Man steckte sehr viel in den Wiederaufbau der Insel, doch die Einwohnerzahlen sind trotzdem seit 1993 dramatisch gesunken – dieses Schicksal teilt Okushiri allerdings mit fast allen kleineren Inseln in Japan.

Das Museum hat von 9-17 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr, geöffnet – außer montags, dann ist Ruhetag. Der Eintritt kostet 510 Yen. Der Besuch lohnt sich – man kann einen rund 10 Minuten langen Film sehen und anhand der vielen Exponate und Fotos viel über das Ereignis lernen. Ein Teil des Museums fungiert heute als Heimatmuseum – so gibt es eine Ausstellung mit 勾玉magatama und anderen, teils prähistorischen Funden.

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Tamashima-Aussichtsplattform 球島山展望台

So ziemlich in der Mitte des Nordteils der Insel liegt der Tamashima-yama, ein 369 Meter hoher Berg, der von der Ringstraße leicht erreichbar ist. Knapp unterhalb des Gipfels gibt es einen kleinen Parkplatz – von dort sind es dann nur ein paar Stufen bis zum Gipfel. 369 Meter mag nicht sehr hoch klingen, aber da der Berg von drei Seiten vom Meer umgeben ist, wirkt er durchaus relativ hoch. Vom Gipfel, dort gibt es eine kleine Aussichtsplattform, hat man einen hervorragenden Blick auf fast die gesamte Insel, darunter auch auf den Hauptort, sowie die Südwestküste der Insel Hokkaido.

Treppe zum Gipfel des Tamashimayama
Treppe zum Gipfel des Tamashimayama
Auf dem Gipfel des Tamashima-yama im Norden von Okushiri
Auf dem Gipfel des Tamashima-yama im Norden von Okushiri

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Kulinarisches ご馳走gochisō

Rund um Okushiri wird viel frischer Fisch gefangen –- ursprünglich vor allem Tintenfisch, aber auch makrelenartige Fische und seit der jüngeren Vergangenheit sogar Thunfische (siehe oben). Besonders bekannt ist die Insel jedoch für Abalonen und Seeigel – beide gelten in Japan als große Delikatesse in Japan. Vor allem beim Seeigel ist Frische alles, da die stacheligen Tiere quasi in jeder Minute, die zwischen Meer und Tisch vergehen, an Geschmack verlieren. Seeigel werden vor allem im Juli und August gesammelt. Der einzig essbare Teil sind die Eierstöcke bzw. beim männlichen Pendant die Hoden der Seeigel – eine gelblich bis orangene, feinkörnige Masse, die sehr schnell an Form verliert, weshalb man bereits daran gut erkennen kann, ob der Seeigel frisch ist.

Ein Kilogram Seeigel kann auch in Japan schnell über 400 Euro kosten. 80% der weltweit industriell geernteten Seeigel, insgesamt schätzungsweise 50’000 Tonnen, werden in Japan verzehrt, wobei der Großteil importiert wird – vor allem aus Russland, aber auch aus der USA, Kanada und anderen Ländern.

In Okushiri gibt es nur sehr wenige Restaurants – darunter auch zwei Sushirestaurants im Hauptort. Dort ist vor allem 叶寿司 (Kyō-Zushi) sehr empfehlenswert – feinstes Sushi, zubereitet von einem sehr freundlichen und erfahrenen Sushi-Meister.

Okushiri? Klar, Sushi! Besonders empfehlenswert bei Kyō-Zushi
Okushiri? Klar, Sushi! Besonders empfehlenswert bei Kyō-Zushi
Dem Seeigel hat man sogar ein ganzes, nachts beleuchtetes Denkmal gewidmet
Dem Seeigel hat man sogar ein ganzes, nachts beleuchtetes Denkmal gewidmet

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Anreise

Es gibt zwei Wege nach Okushiri – mit der Fähre und mit dem Flugzeug. Die Fähre fährt in der meisten Zeit des Jahres ein Mal pro Tag hin und zurück. Nur während langer Wochenenden, in der Goldenen Woche sowie von Juli bis August fährt man zwei Mal pro Tag. Die genauen Zeiten kann man dem Fahrplan auf der Webseite des Fährbetreibers entnehmen. Dort erfährt man auch, ob die Fähre möglicherweise wegen schlechten Wetters nicht fährt.

Die Fähre startet in der kleinen Stadt Esashi (江差). Das kleine Terminal dient als Fahrkartenschalter und Wartehalle – von dort fährt dann ein Shuttlebus die rund 500 Meter bis zur Fähre. Auf der großen Fähre gibt es drei verschiedene Klassen:

  • 1. Klasse (“Island View Seat”) – 6’280 yen plus Kerosinzuschlag
  • 2. Klasse Sitzplatz – bequeme Sitzplätze mit reservierter Nummer – 4’010 yen plus Kerosinzuschlag
  • 2. Klasse – große Liegeflächen, auf denen man sich breitmachen kann, ohne Platzreservierung – 3’350 yen plus Kerosinzuschlag

Der Kerosinzuschlag beträgt in der Regel ein paar hundert Yen – alle Preise sind für eine einfache Fahrt. Sein eigenes Gefährt kann man auch mitnehmen, so denn Platz auf der Fähre ist, doch die Preise haben es in sich: Für bis zu 3 m lange Autos zahlt man über 17’000 yen, für 4-5 m lange Autos bereits fast 29’000 Yen. Es ist damit billiger, das Auto in Esashi stehenzulassen (die Parkplätze nahe des Fährterminals sind kostenlos) und in Okushiri ein anderes Auto zu mieten, zumindest wenn man nur 1 oder 2 Tage auf der Insel weilt.

Für die rund 65 Kilometer lange Strecke benötigt die Fähre 2 Stunden und 10 Minuten, und die sind schnell vorbei – man kann draußen auf das Deck gehen, oder drinnen am kleinen Verkaufsladen Kaffee und Snacks kaufen. Die Fähre nach Okushiri heißt “Calanthe”, ist 87 m lang und bietet Platz für 460 Passagiere und 18 LKWs und 48 PKWs. Selbst in den Sommermonaten ist es relativ unwahrscheinlich, dass die Fähre voll ist – doch wer unbedingt sein Auto mitnehmen möchte, reserviert besser im Voraus online unter reserve.heartlandferry.jp.

Die Fähre "Heart Land" pendelt zwei Mal am Tag zwischen Esashi auf Hokkaido nach Okushiri
Die Fähre “Heart Land” pendelt zwei Mal am Tag zwischen Esashi auf Hokkaido nach Okushiri
Die "Business Class" der Fähre von Esashi auf Hokkaido nach Okushiri
Die “Business Class” der Fähre von Esashi auf Hokkaido nach Okushiri

Hokkaido Air Systems (HAC), ein Ableger der japanischen Airline JAL, betreibt im Sommer Flüge vom Flughafen Hakodate nach Okushiri, genauer gesagt dem Flughafen ganz am Südende der Insel (siehe Karte oben). Die Flüge dauern gerade mal 30 Minuten, eingesetzt werden ATR Propellermaschinen mit gerade mal 44 Plätzen. Der einfache Flug kostet offiziell 20’240 Yen. An ein bis zwei Tagen pro Woche gibt es auch Direktflüge zum Stadtflughafen von Sapporo, 丘珠Okadama.

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Übernachtung

Es gibt über die ganze Insel verstreut etliche Übernachtungsmöglichkeiten – die meisten sind allerdings sehr klein und meistens nicht an die üblichen Buchungssysteme angeschlossen – bei zahlreichen Pensionen kann man nur telefonisch reservieren, und das dann auch nur auf Japanisch.

Ein Beispiel für eine Pension, genauer gesagt eine minshuku, ist das Kobayashi Minshuku (小林民宿). Die Lage ist ideal, da man hier mitten im Hauptort ist und innerhalb von 15 Minuten zur Fähre laufen kann. Betrieben wird die Pension von einem bereits sehr betagten, aber sehr freundlichen Ehepaar – die beiden wohnen im 1. Stock, Gäste im 2. Stock. Es gibt alles, was man braucht, und es ist sehr sauber. Für eine Übernachtung ohne alles (also ohne Logis, Bad im Flur) kostet pro Person 5’500 Yen. Reservieren kann man nur telefonisch unter 01397-2-2279.

Großes Zimmer in der Pension Kobayashi
Großes Zimmer in der Pension Kobayashi

Da die Übernachtungsmöglichkeiten auf der Insel sehr begrenzt sind, empfiehlt es sich, vor allem im Sommer, Wochen im Voraus zu reservieren, sonst steht man ohne Übernachtung da.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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