Bitchū-Takahashi 備中高梁
Takahashi. Oft aber auch mit vollem Namen Bitchu-Takahashi genannt – die korrekte Transkription lautet “Bitchū-Takahashi”, das “u” wird lang gesprochen (Bitchū ist eine alte Provinz). Bis 1869 hiess der Ort allerdings 松山 Matsuyama. Taka = hoch, hashi = Balken, Brücke.
Takahashi liegt im Westen Präfektur Okayama, gute 30 km Luftlinie von Okayama entfernt.
Die Stadt schlängelt sich entlang des 高梁川 Takahashi-gawa (gawa = Fluss) in einem engen Tal.
Die Burg Matsuyama-jō. Der Raikyū-Tempel mit seinem hervorragenden japanischen Garten. Das alte Samuraiviertel.
Bitchu-Takahashi – Beschreibung
Bitchu-Takahashi ist eine kleine Stadt mitten in den Bergen der Präfektur Okayama und hat 36,000 Einwohner – wie es bei japanischen Gemeinden immer der Fall ist, bezieht sich die Einwohnerzahl nicht nur auf die eigentliche Stadt, sondern auf das Verwaltungsgebiet – dies ist fast 550 km² gross. Bitchū ist der Name einer historischen Provinz Japans – jene war damals Teil der grossen Provinz 吉備国 Kibinokuni. Die Gegend war dereinst bekannt für Eisenerzabbau und -verhüttung. Heute hat die Stadt und das Gebiet mit anhaltendem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen. Dank zweier Universitäten ist der Anteil junger Menschen jedoch überdurchschnittlich gross – Bitchu-Takahashi ist im gewissen Sinne eine Universitätsstadt.
Für mehr Informationen zur Burg von Bitchu-Takahashi, auch als Matsuyama-Burg bekannt, siehe hier. Wo es in Japan eine Burg gibt, gab es in der Regel auch eine 城下町 (jōkamachi) Burgunterstadt, in der sich dort dienende Samurais nebst Familien sowie natürlich Händler und andere Leute ansiedelten. Das war in Takahashi nicht anders. Davon zeugt die relativ gut erhaltene, recht ursprünglich wirkende aber kleine 武家屋敷 (Buke Yashiki) Samuraiviertel mit grossen, alten Häusern vornehmlich au s Holz. In der Nähe befindet sich zudem ein kleines Museum über das angrenzende Händlerviertel.
Nur wenige hundert Meter vom Samuraiviertel entfernt liegt ein weiteres Kleinod – der 頼久寺 Raikyū-ji, ein (buddhistischer) Tempel der Eigen-ji-Sekte, welche dem Rinzai-Buddhismus verschrieben ist. Man ist sich nicht sicher, wann genau der Tempel gebaut wurde, aber man weiss, dass er zum Beispiel 1339 umgebaut wurde. 1604 zog 小堀遠州 Kobori Enshū, Sohn des damaligen Burgherren und Herrschers der Region Bitchū-no-kuni, in den Tempel. Jener war bekannt für seine Gartenbaukunst und begann, im Tempel einen grossen Garten anzulegen. Enshū war zudem für die Verfeinerung der heute weltweit bekannten Teezeremonie bekannt – seitdem gibt des den Enshū-Stil der Teezeremonie. Der Garten im Raikyū-ji verwendet das 借景 Shakkei-Prinzip – jenes bedeutet “geborgte Landschaft”. Bei diesem Prinzip wird die Landschaft im Hintergrund in den Garten einbezogen – in diesem Fall dient der kleine Berg 愛宕山 Atago-san als Verlängerung des Gartens. Wer es sieht, versteht das Prinzip sofort.
Schöne Landschaftsgärten gibt es in Japan viele – aber der Raikyūji – die Gebäude sind gute 500 Jahre, der Garten über 400 Jahre alt – ist besonders interessant, weil man ihn in Ruhe geniessen kann und nicht mit hunderten Anderer im Schnelllauf durchschreiten muss (ich war während der O-Bon Ferien im August dort – halb Japan hat dann Urlaub – und ich hatte den Tempel nebst Garten ganz für mich allein; eine Garantie für so viel Glück gibt es freilich nicht).
Anreise
Bitchu-Takahashi liegt an der JR 伯備線 JR Hakubi-Linie – die fährt von der Ostküste Japans bis zur Westküste (das sind in Okayama nur 82 km) nach Yonako 米子. Die Strecke führt quer durch die Berge und ist sehr schön. Von Okayama braucht man gute 50 Minuten mit der Bahn, die Fahrkarte kostet 820 Yen.
Wer an die Westküste möchte, fährt mit der gleichen Linie Richtung 米子 Yonako – mit dem (selten fahrenden) Yakumo Ltd. Express dauert das 1½ Stunden und kostet 4’380 Yen, mit der normalen Bahn kostet es nur 1’890 Yen, dauert jedoch dafür 2¾ Stunden.
Übernachtung
Im nahen Okayama übernachtet – daher keine persönlichen Empfehlungen.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.
Hallo und ganz herzlichen Dank für diese und die vielen anderen Beschreibungen! Sind eigentlich die beiden Höhlen (Makido/Ikura) und die Schlucht Taishakukyo Shinryko in der nordöstlichen Nähe der Stadt ein lohnenswertes Ziel, um doch in Bitchū-Takahashi zu übernachten? Woher weiß man, ob es dort auch ausgewiesene Wanderwege gibt? Und hat Bitchū-Takahashi eigentlich auch Onsen? Eine Autovermietung wird es in der Stadt ja geben, um die o.g. Ausflüge bewerkstelligen zu können, wenn man per Zug kommt, oder?
Herzlichen Dank!
Christine