BlogWunderwerk Aegis: Zerstört Raketen und Angelboote

Wunderwerk Aegis: Zerstört Raketen und Angelboote

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Japan ist das erste Land, dass in den Genuss kam, das komplette Aegis-System installieren zu dürfen. Aegis ist ein hochmodernes Waffenlenksystem, welches mehrere Ziele gleichzeitig und umgehend bekämpfen kann. So kann es auch mehrere dutzend Kilometer hoch fliegende Raketen abfangen. Ein Meisterwerk der Radartechnik und Informationsvernetzung sozusagen. Und angesichts eines gewissen Kims in Nordkorea auch nicht unbedingt unangemessen.
Das System ist unter anderem auf dem japanischen Zerstörer Atago installiert. Dieses sollte Anfang dieser Woche aus dem Pazifik nach Yokosuka bei Tokyo zurückkehren. Zwei Fischer in einem 7-Tonnen schweren Trawler hatten das Pech, die ersten Augenzeugen der Heimkehr zu werden: Die Atago lief schlichtweg über das Boot herüber und zerbrach es in der Mitte. Die beiden Fischer – Vater und Sohn – gelten seitdem als vermisst.
Erst hiess es, man habe das Boot erst zwei Minuten vor dem Zusammenstoss bemerkt. Jetzt stellte sich heraus, dass es 12 Minuten waren – und die Atago hätte nach Seefahrtsrecht ausweichen müssen. Was sie aus irgendwelchen Gründen nicht tat.
Es gibt schon recht makabre Arten, aus dem Leben zu scheiden. Vergiftetes Curry essen. Am Verzehr einer Reiskugel ersticken. Durch ein auftauchendes U-Boot aufgespiesst zu werden. Aber die Variante hat es auch in sich: Von einem Kriegsschiff, vollgestopft mit allerfeinster Radartecknik – das kleine Satelliten aus dem Weltall schiessen kann – überfahren zu werden. Mein Beileid.
Das Wort des Tages: イージス (iijisu – “Aegis”) – das oben genannte System. Leitet sich vom griechischen Wort für “Schild” ab. Das Wort geistert seit vielen Monaten durch die Presse – man kann es kaum erwarten, dass es voll einsatzfähig wird.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

7 Kommentare

  1. Ich bin erfahrener Seefahrer. Genaugenommen war ich im letzten Sommer das letzte Mal auf einem Schiff und selber gefahren habe ich nie eins. Aber 12 Minuten halte ich doch für ausreichend um den Kurs so weit zu ändern, dass man einem kleinen Schifferboot ausweichen kann.

    Wäre es nicht so traurig, könnte man glatt drüber lachen. Aber es zeigt sich vielleicht auch hier die Problematik mit neuer Technologie. Zwar kann das Aegis-System Raketen aufspüren und zerstören, aber technologisch unterentwickelte Systeme würden vllt. auch an Aegis vorbei kommen. Siehe anhand des Kutters.

  2. Anscheinend hat man die Leichen der beiden Fischer ja noch nicht gefunden. Ich hab von Kollegen gehört, dass andere Fischer oder irgendwer sonst im TV gemeint hätte, dass die Leichen von Tunfischen gefressen wären…. na Prost Mahlzeit.

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