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Wenn der Verstand mal eben aussetzt: McDonald’s Happy Meal mit Pokémon-Karten

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Da hatte das Marketing-Team von McDonald’s Japan ja mal eine fantastische Idee: Die Happy Meals (in Japan als Happy Set bekannt) könnte man ja mal mit Pokémon-Karten verkaufen! So etwas nennt man auf Japanisch コラボkorabo, kurz für “Collaboration” – zwei Unternehmen oder ein Unternehmen und Künstler tun sich zusammen, um so etwas gemeinsam zu produzieren oder zu vermarkten. Nintendo und McDonald’s haben sich in diesem Fall zusammengeschlossen, um drei Tage lang Happy Sets mit Pokémon-Karten zu versehen. Jedes Set wurde mit zwei Karten ausgeliefert – einer Karte, die bei allen Sets gleich ist, und eine Zufallskarte, die aus einem Set von 9 verschiedenen Karten stammt. Laut Pressemitteilung von McDonald’s1 ist das Kontingent begrenzt. Doch schon am zweiten Tag musste der Burger-Brutzler die Notbremse ziehen: Das Unternehmen teilte mit, dass das Angebot vielerorts ausverkauft ist und die Aktion damit beendet werden muss.

Schön für McDonald’s. Und für Nintendo. Was jedoch geschah, ist an Dekadenz und Unverfrorenheit nicht zu überbieten: Es gab Kunden, die nur wegen der Karten die McDonald’s-Filialen stürmten, und dort den Laden regelrecht leer kauften. Doch wie viele McDonald’s Happy Meals kann ein Mensch essen? Nun, scheinbar nicht allzu viele, denn es kam, wie es kommen musste. Die Kunden waren nur auf die Karten aus und warfen den Rest einfach weg:

Es geht um 転売tenbai, also den “Weiterverkauf” der Karten, denn besagte Kunden gehen – leider zu recht – davon aus, dass sich die Karten später für einen viel höheren Preis verkaufen lassen.

Das ist gleich auf mehreren Ebenen verwerflich: So sind die Karten sicherlich eher für Kinder gedacht – doch wenn Erwachsene massenhaft die Sets aufkaufen, haben die keine Chance. Wesentlich schlimmer ist natürlich die Tatsache, dass hier mal eben einfach so Essen weggeworfen wird, nur um ein kleines bisschen Profit zu machen. Problematisch ist zudem, dass es sich in vielen Fällen um Ausländer handelte, die die ganzen Sets aufkauften. Sollte dies wirklich der Fall sein, wäre es natürlich ein schwerer Imageverlust für in Japan lebende Ausländer, und das in einer Zeit, in der eine rechtspopulistische Partei enorm an Einfluss gewinnt.

Der größte Vorwurf muss jedoch an McDonald’s gehen: Das hätten die Planer der Kampagne vorhersehen können, denn mit Pokemon-Karten wird schon seit langer Zeit viel spekuliert. Auch und gerade Nintendo sollte das eigentlich wissen. Zumindest hätte McDonald’s einfache Maßnahmen zur Milderung ergreifen können – zum Beispiel eine etwas rigorose Einschränkung der pro Kunde erwerbbaren Sets. Zwar wurde offiziell bestimmt, dass pro Kunde nur 5 Sets verkauft werden dürfen. Viele Kunden haben die Sets jedoch per Lieferservice bestellt, womit eine Kontrolle schwierig sein dürfte. Doch warum sollte McDonald’s das auch wirklich überprüfen?. Letztendlich zählt nur, wie viele Sets verkauft wurden. Ob das dann auch wirklich gegessen wird oder nicht, kann der Kette ja egal sein.

Die Bilder stimmen traurig – hier ist wirklich etwas ganz grundsätzlich schief gegangen.

  1. siehe hier
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

4 Kommentare

  1. Die pauschale Nennung von Auslaendern ist in der Tat ein Problem! Weil auch in Japan spezifische Gruppen von Auslaendern aus Gruenden der politischen Korrektheit nicht genannt werden duerfen, wird pauschalisiert, indem man alle Auslaender in einen Topf wirft. Dabei hat z.B. die Sanseito in ihren hier in Hokkaido auf YouTube ausgespielten Clips explizit auf die Fakten hingewiesen, waehrend in den Massenmedien nur verschaemt oder gar nicht darauf hingewiesen wird – Landaufkaeufe in grossem Stil und flagrante Missachtung lokaler Bauvorschriften werden i.d.R. von nur einer Gruppe ausgefuehrt: Chinesen. Auch im Fall der Pokemon-Karten duerften es keine 転売ヤー aus der Schweiz oder Brasilien sein, sondern eher Chinesen…
    Man darf aber in Japan in den Medien ebensowenig darauf hinweisen, wie man in Deutschland auf aus dem muslimischen Raum importierte Messerkriminalitaet hinweisen darf. Diese Denk- und Sprechverbote helfen am Ende nur denen, denen man nicht helfen will…

  2. Da kann man nur den Kopf schütteln wie mit Essen umgegangen wird nur wegen ein paar Bildchen. Die Gier kennt anscheinend keine Grenzen, die der Firmen und die der Käufer.
    Die eine wissen nicht wie sie ihre Kinder ernähren sollen, wegen Krieg, Dürre oder anderer Katasthrophen, während andere Essen wegwerfen.
    Wie war das noch im alten Rom Brot und Spiele waren wichtig, danach kam der Untergang???

  3. Von dem Happy Set hatte ich auch gehoert … dass es zu solchen Auswuechsen gefuehrt hat, ist ja schlimm.
    Eine meiner Toechter hat mehrere Jahre in einem Pokemon Center gejobbt und oft von 転売屋 erzaehlt, ganz besonders bei den Karten. Die ziehen sich teilweise um, damit man nicht erkennt, dass sie sich wiederholt an der Kasse anstellen.
    Uebrigens: die Karten und all die Merchandise und die Computerspiele werden von The Pokemon Company (ポケモン株式会社) vermarktet. Vielleicht solltest Du das im Artikel korrigieren.

  4. Ja das ist sehr schlimm. Leider kommt es seit Jahren immer wieder vor das vieles aufgekauft wird. Ich denke das Problem mit den Scalper lässt sich nur so lösen das pro Besttelung nur eines ausgesucht werden darf. Ich habe gehört das in Tokio einige Merchshops nur noch an U18 Jährige verkaufen.

    Dieser Satz “So sind die Karten sicherlich eher für Kinder gedacht” gefällt mir garnicht. Sorry, die Pokemon Marke feiert am 26.2.2026 feiert ihr 30 Jähriges Jubiläum. Ich gibt in der heutigen Zeit viele Erwachsene die sich “Kinderspielzeug” kaufen. Ich habe mal gelesen das 80 Prozent aller Spielzeuge von Erwachsenen gekauft werden und zwar für sich selber.

    Nur Ausländrr an den Prager zu stellen finde ich nicht gut. Damals 1999 gab es Tokio wegen dem Yugioh Tunier einen Riot, der so schlimm war das sogar Spezialkräfte der Japanischen Polizei eingreifen musste. Hier ein Video Beitrag:

    https://m.youtube.com/watch?v=rfd3-bH-gGw

    https://m.youtube.com/watch?v=1kN8-fM-KRY&pp=0gcJCRsBo7VqN5tD

    Ich denke man muss wirklich davon abkommen das nur Kinder sichvdafür interessieren

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