Japan hat bekanntermassen einiges an Naturkatastrophen zu bieten – Erdbeben, Taifune, Tsunamis, Vulkane. Damit beschäftigt man sich zwangsläufig, wenn man länger im Land lebt. Erdbeben sind von der Natur her am schlimmsten, da sie nur schwer vorhersagbar sind. Taifune kann man kommen sehen, und das gleiche gilt für Tsunamis. Es fällt jedoch relativ leicht, die Vulkane im Land zu vergessen – obwohl es über 100 aktive Vulkane im Land gibt. Sicher kann man sich da eigentlich nur in Kansai und Shikoku fühlen, denn im Rest des Landes wimmelt es nur so von Vulkanen.
Nun sind Vulkanausbrüche heutzutage halbwegs leicht vorhersagbar. Sie kündigen sich nicht selten durch Schwarmbeben an oder durch das plötzliche Entstehen oder Verschwinden von heissen Quellen und/oder Fumarolen in der Gegend. Es liegt in der Natur der Sache, dass in Japan tausende Wissenschaftler nur damit beschäftigt sind, die aktiven Vulkane zu überwachen. 5 Warnstufen gibt es dabei – von “alles ruhig” (Stufe 1) bis “evakuieren” (Stufe 5). Eine Übersicht der aktuellen Lage gibt es auf der Seite des Meteorologischen Amtes zu sehen (siehe hier).
Am Sonnabend, dem 27. September 2014, geschah jedoch etwas, was nur schwer vorhersehbar war: Am 3,067 m hohen 御岳山 Ontake-san, jener liegt auf der Grenze der Präfektur Gifu und Nagano unweit der Stadt Takayama, traten plötzlich giftige Gase aus, gefolgt von einer mittelprächtigen Eruption. Der Ontake-san war seit rund 7 Jahren ruhig, ist eigentlich ein Rang-2-Vulkan (nicht akut gefährlich) und hatte die Warnstufe 1, die dann schliesslich am Sonnabend auf 3 und später kurzzeitig auf Stufe 5 erhöht wurde. Die Folgen waren fatal: Es befanden sich rund 250 Wanderer und Bergsteiger vor Ort. Bis jetzt zählte man 31 Menschen mit Herz- und Atemstillstand – vier von ihnen sind mittlerweile geborgen worden – und verstorben. Die Bergung ist schwierig, da Hubschrauber aufgrund der Asche nur bedingt einsatzfähig sind.
Es sind die ersten Todesopfer von Vulkanausbrüchen in Japan seit 1993 (damals forderte ein pyroklastischer Strom am Unzen, Präfektur Nagasaki, zahlreiche Menschenleben) – die Wahrscheinlichkeit, in Japan durch einen Vulkanausbruch zu Schaden zu kommen, sind damit recht gering. Doch trotz allem sollte man nicht vergessen, wo wir eigentlich sind: Am pazifischen Feuerring, mit etlichen aktiven Vulkanen auch in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt.
Empfehlen kann ich hier den Nachrichten-Artikel zum Thema auf BBC – das Video ist sehr eindrucksvoll.
Gerade wegen der vielen weiteren Naturgewalten in Japan gibt es weitaus weniger als ‘tausende’ Wissenschaftler welche die aktiven Vulkane überwachen.