Ich bin kein Riesenfreund von Klimaanlagen. Und ich habe nicht allzu viel gegen Hitze. Aber irgendwann kommt doch jedes Jahr ein Punkt, an dem meine Frau ploetzlich lange nicht mehr benutzte Fernbedienungen rauskramt, einen grossen Kasten an der Wand aufmacht und das Innenleben zu entstauben beginnt: Zeit, die Klimaanlage anzuwerfen. Bei uns geschieht das meist dann, wenn es selbst um Mitternacht noch ueber 30 Grad im Zimmer sind und die Luftfeuchtigkeit bei rund 80% liegt.
Klimaanlagen fressen Strom und trocknen die Luft aus. Deshalb schalten wir sie relativ spät an. Aber zum ersten Mal seit langem trockene, halbwegs kühle Luft zu Hause zu haben ist schlichtweg ein Hochgenuss. So schön kann es sein, irgendwann mal nachzugeben.
Ich kann mich erinnern, für ähnliche, laut geäusserte Gedanken zu Hause manchmal gerügt worden zu sein: Wie kann man es als umweltbewusster Mensch verantworten, eine Klimaanlage in seiner eigenen Wohnung zu haben? Früher gab es schliesslich auch keine. Das ist richtig. Früher gab es aber auch keine dicht an dicht bebauten, zuplanierten Grossstädte, und in den in der Regel sehr pfiffig konstruierten, traditionellen japanischen Häusern herrschte angenehmer Durchzug. Und es gab keine anderen 10 Millionen Menschen, die Klimaanlagen benutzen und damit die Umgebung aufheizen. Gerade Klimaanlagen sorgen nämlich im Zentrum von Tokyo dafür, das die Temperatur im Sommer etliche Grad über die des Umlandes liegt. Ein Teufelskreislauf.
Das Wort des Tages: 諦める akira-meru. Aufgeben. Etwas hinnehmen.
Ich bin auch kein Freund von Klimaanlagen und versuche sie wegen der austrocknenden Effekte zu vermeiden wo es geht.
Außerdem sind sie meist erstklassige Bakterienquirls, ganz zu schweigen von dem “Kabi” der sich in schlecht gewarteten Anlagen ansammelt.
Aber natürlich ist es auch eine Wohltat das Zimmer auf angenehme 28 Grad in der Nacht runterzukühlen.
Ich habe auch den Vorteil einer Klimaanlage im Auto bei den ersten Staus im Sommer entdecken dürfen (und stimme der Sicherheitsstatistik da voll zu).
Da ich für “QNVXVA” einige Schulungsvideos für die dt. Service-Techniker “besprechen” durfte, habe ich auch mal die genaueren Daten moderner Klimaanlagen gesehen.
Klar verbrauchen Sie immer noch Strom aber gesehen an der “wärmepumpleistung” sind aktuelle Klimaanlagen schon um etliches besser geworden.
Das Problem mit der Erhitzung der Umgebung… nun ja das ist der Entropie geschuldet.
Und da jeder Mensch ca. 100W Wäremleistung bringt, würden deine Verwandten auch in der guten alten Zeit per Fensterlüftung die Entropie der Aussenwelt zu Gunsten des kühlen Zimmers erhöhen. (There is nothing like free lunch!) ;)
Die heutigen Klimaanlagen arbeiten als Wärmepumpen weswegen sie (theoretisch) ja sogar gute Heizungen sind.
Sammeln die Hitze von draußen im Winter und bringen sie nach innen mit dem zusätzlichen Aufwand an Elektrizität für die Pumpe. (Erwähnte ich das mit dem free Lunch schon? ;) )
Im Prinzip als Kreisprozess wieder sehr effektiv.
Der Killer ist aber das alle (japanischen) Heizunge/Klimaanlagen unter der Decke hängen und das ist Thermodynamisch der mieseste Ort für eine Heizung…
Ich glaub ich höre hier besser auf und bestelle schöne Grüsse an Prof. Stolze und seine Vorlesung “Thermodynamik und Statistik” :D
Ja ich habe auch gerade die Klima im Schlafzimmer angeschmissen…
PS
Die Senpukis sind IMHO klimatechnisch viel übler.
PPS
Schon aufgefallen das viele Japanische Wohnungen die beiden Seiten des Hauses verbinden?
Sprich Tür auf und “Balkontür” auf = 1a Durchzug da nur eine Seite des Hauses gerade warm ist.
Wenn das Zeug nicht so teuer wäre, hätte ich längst einen Windgenerator auf dem Balkon und dann gar keine Skrupel mehr ;)
Leider lohnt selbst Selbstbau nicht. Nur Wind hätte ich genug…
Die klimatischen Bedingungen in den Sommermonaten sind glaube ich das einzige, was für mich gegen einen längeren Aufenthalt in (Zentral-)Japan sprechen würde – 蒸し暑い ist einfach nicht meine bevorzugte Wetterlage.
Und so nützlich Klimaanlagen tlw. sind (im Auto möchte ich sie nicht mehr missen), wenn man dann aus dem klimatisierten Bereich heraus kommt, trifft einen ja meist der Schlag.
Die meisten Bürogebäude in Japan dürften ja heutzutage eh klimatisiert sein, allein schon um die Mitarbeiter arbeitsfähig zu halten.
Wobei … wenn es selbst abends noch >30° draussen hat, dann bleiben die Leute vielleicht um so lieber noch etwas länger am (kühlen) Arbeitsplatz ;)
Das Problem in Japan ist das die Kaufhäuser und Bahnen auf Tiefkühlkost eingestellt sind und man dann jedesmal beim verlassen den Schlag bekommt.
Auch viele Kaishain lieben es die Klima auf 18 Grad zu stellen (gefühlt minus) statt den Vorschlägen des “Umweltministeriums” zu folgen und 2-3 Grad unter Aussentemperatur nur zu bleiben oder maximal 26 Grad (nach unten maximal!).
Bei RIKEN (staatlicher Laden halt) gab es die Vorschrift und wurde auch regelmäßig von unserem Sicherheitstruppe überprüft.
Der Moment wo ich mir immer fette Kratoffeln wünsche ist wenn ich irgendwelche Hansel im Auto mittags schlafen sehe bei laufendem Motor und kondensierender Kälte im Auto.
Und ja es ist VERBOTEN! Eigentlich…
In Hyogo soll der Spass 4Man Yen kosten WENN ein Polizist einen erwischt (Soll der legende nach vorkommen).
Letztens habe ich zwei Polizisten um einen leeren LEXUS (oder wars ein Crown?) rumhüpfen sehen wo der Motor am rumnudeln war aber keine Sau in Sicht… ok der Besitzer dürfte wohl dann fällig gewesen sein, die Jungs sahen nicht nach “Dudu mach das nicht nochmal” Laune aus :D