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Und die Schlagwörter des Jahres 2024 sind…

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Wie jedes Jahr – und das seit 41 Jahren – veröffentlicht Bildungsgigant U-CAN mit Hilfe des Verlages Jiyu Kokuminsha den Schlagwörter-des-Jahres-Wettbewerb: Unter den zahlreichen neuen Wörtern, die im laufenden Jahr besonders oft durch die Medien geisterten, werden erstmal 30 Favoriten herausgesucht – danach wird entschieden, welches Wort beziehungsweise welcher Begriff gewinnt. Der Gewinner dieses Jahr war das neue Kofferwort ふてほどfutehodo, eine Verballhornung des Fernsehserientitels 不適切futekisetsunihodogaあるaru.

Werbeplakat "Futehodo"
Werbeplakat “Futehodo”

Bei der TBS-Serie, die auch auf Netflix läuft, geht es um einen Vater, der aus Versehen mittels Zeitreise aus dem Jahr 1986, also dem Ende der Showa-Zeit, im Jahr 2024 landet – um dort festzustellen, das alles anders ist und vieles, was früher normal war, nun völlig unangebracht ist.

# Begriff Bedeutung
1. ふてほどfutehodo Verballhornung des Namens einer beliebten Fernsehserie. Der volle Name lautet “futekisetsu ni mo hodo ga aru” – “Selbst Unangemessenes hat seine Grenzen”
2. 裏金urakane問題mondai Schwarze-Kassen-Problem (Parteispendenskandal reloaded)
3. 界隈kaiwai Community (im Sinne von Nachbarschaft, aber auch Interessensgruppen und dergleichen)
4. 初老shorōジャパンjapan Spitzname für das japanische Reiterteam – Durchschnittsalter gut 41 Jahren – welches zum ersten Mal seit 92 Jahren eine Medaille bei den 5. Olympischen Spielen gewann (shorō bedeutet wortwörtlich “erstes Altern”, eine leicht despektierliche Bezeichnung von Menschen Anfang 40
5. shin紙幣heishi Neue Geldscheine – die Bank of Japan brachte in diesem Jahr zum ersten Mal seit Jahrzehnten neue Banknoten heraus
6. 50fifutii50fifutii Ein Rekord, auf den alle warteten: Baseballspieler Ohtani schaffte in diesem Jahr mehr als 50 Home runs UND mehr als 50 Stolen Bases. Nur wenige professionelle Spieler spielen auf beiden Positionen und schaffen es in den 50-50-Club
7. Bling-Bang-Bang-Born Ohrwurm des Hip-Hop-Duos Creepy Nuts, der nicht nur in Japan auf TikTok & Co mit dem “BBBB-Dance” millionenfach kopiert wurde
8. ホワイトhowaito案件anken wörtlich “weißer Fall (Job)”. Weiß wird im Japanischen mit legal und Schwarz mit illegal gleichgesetzt. Bezieht sich auf den Trend, dass Verbrechernetzwerke über soziale Medien Mittäter suchen und nicht selten die “Stelle” als “weißen (also legalen) Job” beschreiben. Bei den so verübten Verbrechen, in der Regel Hauseinbrüche, gab es auch Todesopfer
9. 名言Meigenganokoせなかったsenakatta “Konnte keinen weisen Kommentar hinterlassen” – Stoßseufzer der Speerwerferin Kitaguchi nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 – von Gewinnern bei Sportveranstaltungen erwarten immer alle einen zündenden Kommentar. Stellt sich heraus dass da Fehlen eines solchen Kommentares es gar in die Top 10 der Schlagwörter schaffte
10. もうええeeでしょうdeshō Kansai-Dialekt für “reicht doch, oder?” – einem Zitat aus der Netflixserie “Jimenshitachi”, in der es um Immobilienbetrüger geht.

Die Top 10 der Schlagwörter sind eine illustre Mischung aus Ernstem, Profanen, Sport & Fernsehen. Leider hat es mein Lieblingswort aus den 30 Kandidaten nicht in die Liste geschafft – das Kofferwort インバウンInbaun. Das Wort besteht aus dem Fremdwort “Inbound” (also für nach Japan reisende Touristen) sowie dem beinahe schon selbsterklärenden Schriftzeichen “don”. Don (als einzelnstehendes Zeichen “donburi” gelesen) bezeichnet eine tiefe Schale, aber auch das Gericht, das darin serviert wird: Reis, mit einer den Reis ganz bedeckenden Beilage wie Fleisch (zum Beispiel “Gyūdon” – mit Rindfleisch – oder “Kaisendon” – mit frischem Fisch).

don(buri)

Was hat es also mit dem “Inbaundon” auf sich? Nun, das Gericht, vor allem das mit frischem Fisch, ist auch bei Touristen äußerst beliebt. Doch gerade hier gibt es zahlreiche Restaurants, vor allem natürlich in den von Touristen gut frequentierten Gegenden, wo teils horrende Preise verlangt werden: Im alten Fischmarkt Tsukiji und ein paar anderen Worten sind Kaisendon für 5000 Yen (über 30 Euro) und mehr kein Einzelfall. Der Preis ist zwar denkbar, vor allem wenne s sich um beste Zutaten handelt, doch die Qualität ist nicht selten viel zu schlecht für den Preis. Japaner empfinden das entsprechend – zurecht – als überteuert und nennen dieses Phänomen der extra für Touristen überteuert angebotenen Gerichte als “Inboundon”. Ein sehr schönes und bezeichnendes Wort, wie ich finde.

Typischer InbounDON – hier am Flughafen Chitose auf Hokkaido
Typischer InbounDON – hier am Flughafen Chitose auf Hokkaido
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Also als Dosanko (“Ureinwohner” von Hokkaido) haette ich Dir geraten, alles mit Fisch ueberall auf der Insel zu essen, nur nicht auf dem Flughafen Chitose – zu teuer, zu wenig, nicht frisch… ;-) Schick mir ‘ne PN, wenn Du wieder mal kommst – ich zeige Dir, wo der Fisch richtig lecker ist… ;-) Dazu gibt’s dann 地ビール von einem deutschen Braumeister… ;-)

    • Ja, ich weiss… aber es war der aller, allergrößte Wunsch von Kind #2, vor Abflug Richtung Heimat dort noch unbedingt einen Kaisendon zu essen. Kinder…

      Ja, das muss doch mal klappen! Dann nehme ich dich beim Wort :) Und dito, falls es dich mal in Richtung Hauptstadt verschlägt.

      • Ist Kind #2 wenigstens satt geworden? ;-)
        Wenn mein Nachwuchs nebst eigenem Nachwuchs nach Hokkaido kommt, ist immer Grosskampftag im nahegelegenen “Toriton”, und Papa / Opa wird zur Kasse gebeten…

          • Das geht nicht nur euch so mit der Fressphase bei Jugendlichen. Erwarte zu Weihnachten 2 von der Sorte. Egal ob deutsches oder japanisches Essen. Da machen sie keinen Unterschied was die Menge betrifft.

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