Zu den Dingen, über die man hier manchmal nur den Kopf schütteln kann, gehört der Aktionismus – das aus dem Boden Stampfen mehr oder weniger sinnfreier Initiativen. So entschied gestern das Umweltministerium, dass in seinen Büros täglich um 20 Uhr das Licht ausgemacht wird. Wer dann immer noch nicht fertig mit der Arbeit ist – und das wäre definitiv keine Seltenheit – kann ja dann im schummrigen Licht seines Computerbildschirms weitermachen. Man will hier, zumindest bis September, als (nicht-)leuchtendes Beispiel vorangehen, denn schliesslich ist Japan Gastgeber der Konferenz zum Kyoto-Protokoll gewesen und hat arg Mühe, die hochgesteckten Ziele zu erreichen. Also heisst es Licht aus. Na dann gute Nacht!
Erinnert aber irgendwie an die schon eher sinnvolle “Warm Biz Cool Biz”-Kampagne, die letztes Jahr (?) gestartet wurde. Demzufolge soll sich das Bürovolk im Winter wärmer anziehen und im Sommer Anzug mit T-Shirt tauschen, um den Verbrauch durch Klimaanlagen zu drosseln. Die wirklich sehr viel verbrauchen und auch das Hitzeinsel (resp. Heat Island)-Problem verschärfen.
Zurück zur obigen, eher sinnlosen Kampagne: Just ging am Bahnhof in meiner Nähe die “Nachtrauchverbot auf Strassen in Bahnhofsnähe”-Kampagne, propagiert durch grosse Transparente, zu Ende. Dauerte den ganzen Winter lang. Wozu die Kampagne gut war? Keine Ahnung. Man sollte ebend nicht von 22 Uhr bis 6 Uhr draussen rauchen. Hat sich jemand dran gehalten? Natürlich nicht. Wohl auch deswegen wurde die Kampagne auch nicht “wegen grossen Erfolges verlängert”.
Neulich beim Teammeeting im Umweltministerium um 20:15
Hier das Wort bzw. die Phrase des Tages: キャンペーン実施中 (kyanpeen jisshichū) – kyanpeen kommt vom englischen “Campaign”, jisshichū bedeutet hier “wird durchgeführt”. Eine laufende Kampagne. Und davon gibt’s hier viele…