Uber und andere Mitfahrserviceanbieter nahm seit 2009 fast die gesamte (industrialisierte, sollte man eingrenzenderweise hinzufügen) Welt im Sturm — mit 6 Millionen registrierten Fahrern und über 100 Millionen aktiven Nutzern. Die gesamte Welt? Nein, denn in Japan wehrte sich die Taxi-Lobby erfolgreich gegen die neuartige Konkurrenz. Man verhinderte somit, dass private Fahrer zahlende Passagiere transportieren können, und als Hauptgrund wurden Sicherheitsbedenken gemeldet. Diese Diskussion gab es natürlich auch in anderen Ländern, doch in Japan war der Widerstand so groß, dass man schlichterhand Uber & Co. verbot.
Heute beschloss das Regierungskabninett jedoch während der dritten Sitzung des デジタル行財政改革会議 (in etwa: “Ausschuss für die Verbesserung digitaler administrativer und finanzieller Angelegenheiten”), Personenbeförderungsvermittlungsdiensten wie Uber ab April 2024 in ausgewählten Regionen zuzulassen (den vollen Wortlaut des Beschlusses findet man auf Seite 6 des Protokolls besagten Ausschusses1). Demzufolge will das dafür zuständige Verkehrsministerium den Paragraphen 78 des Straßenbeförderungsgesetzes ändern, um Dienstleistern wie Uber das Geschäft in Japan zu ermöglichen.
Die Frage ist, was die Regierung zum Einlenken bewogen hat – oder anders gefragt, ob Japan Dienstleister wie Uber braucht. Die Antwort ist: Ja, auf jeden Fall. Denn obwohl man vor allem in Tokyo und den anderen großen Städten an allen Ecken und Enden Taxis herumfahren und -stehen sieht, reichen diese von vorn bis hinten nicht. Das ist rund um besonders populäre Sehenswürdigkeiten der Fall, aber nicht nur dort. Lange Schlangen an den Taxihaltestellen sind in Japan keine Seltenheit, erst recht rund um Mitternacht, wenn die letzten Bahnen gefahren sind. Irgendwo abseits der Bahnhöfe ein Taxi zu erwischen ist in großen Städten und während der Tageszeit zwar möglich, aber an vielen Stellen, erst recht, wenn in der Nähe ein größerer Bahnhof ist, oftmals unmöglich. Mit anderen Worten — Taxis gibt es zwar überall, aber nie dann, wenn man eins braucht.
Die Zulassung von Uber & Co. ist deshalb ein wichtiger Schritt, erst recht für ältere Mitmenschen (und Nachtschwärmer), die sonst ewig auf eine Mitfahrgelegenheit warten müssen.
- siehe hier
Ich erinnere mich an die Bubble Ende der 80er, als ich nach Abfahrt des letzten Zuges in der Naehe meiner deutschen Stammkneipe (damals in der Naehe des Bahnhofs Ichigaya) kein Taxi kriegen konnte – sobald die Taxifahrer sahen, dass sie ein Gaijin anhalten wollte, gaben sie Gas – Auslaender wohnten damals vorzugsweise in Shibuya, Hiroo, Azabu etc., waehrend japanische “salarymen” meist irgendwo JWD in der Botanik von Saitama, Chiba oder Kanagawa wohnten und entsprechend Geld abwarfen. Nur habe ich damals auch JWD in der Botanik von Kanagawa gewohnt… :-/
Das passiert ja immer noch gelegentlich… dumm gelaufen dachte ich damals auch immer – schließlich war ich mit der Strecke Ebisu – Kawasaki und einem Preis von rund 10’000 Yen eigentlich ein lukrativer Kunde :)
Kann es sein, dass Uber mal erlaubt war in Japan? Ich kann mich noch ganz deutlich erinnern, dass wenn ich bei Google Maps nach Zugverbindungen gesucht habe, auch immer Uber mit angezeigt wurde. Das müsste 2020 gewesen sein.
Oder war das irgendwas anderes?
Das ist richtig… ich glaube von 2017 (oder so) bis 2020 war Uber auch in Japan erlaubt, aber Fahrer waren dünn gesät und der Preis wohl spürbar teurer als Taxis.
Wenn das Problem die Taxifahrer sind, die keine Konkurrenz wollen, gleichzeitig aber zahlende Kunden genau da stehen, wo kein Taxi ist, wieso setzen sich dann nicht Apps wie in Deutschland FreeNow durch, bei denen man reguläre Taxis finden und rufen kann?
Das wäre immerhin komfortabler, als der Taxizentrale zu erklären, wo mam steht und zu hoffen, dass jemand kommt… Das Problem der zu wenigen Taxis würde es natürlich nicht lösen, aber wäre ja mal ein Anfang…
Viele Grüße,
Fabian