Wo wir doch neulich beim Thema traditionelle japanische Ansichten waren – eine dieser traditionellen Ansichten findet man auch in der Präfektur Kyoto – und zwar nicht in der Stadt Kyoto, sondern eben in der ziemlich grossen Präfektur, die ja bis zum Japanischen Meer reicht. Dort liegt bereits eine der drei berühmtesten Landschaften Japans (日本三景 nihon sankei genannt) – und zwar Amanohashidate, aber wer von dort noch rund 20 Kilometer weiter nördlich fährt, kann noch mehr entdecken – und zwar die sogenannten 船屋 funaya, die Bootshäuser, in Ineura, einer kleinen Bucht innerhalb der großen und weit verzweigten 伊根湾 Ine-Bucht. Das kleine Dorf besteht eigentlich nur aus einer einzigen, langen Strasse entlang der Bucht.
Der erste Gedanke beim Anblick der Häuser ist natürlich: Sind die alle lebensmüde? Beim kleinsten Tsunami ist doch alles dahin! Allerdings sollte man dabei anmerken, dass man sich hier auf der Westseite Japans befindet, und dort sind größere Tsunamis eher selten.
Die Besonderheit des Ortes sind die Häuser an der Meerseite – anstelle einer Garage haben die nämlich eine Bootsanlegestelle mitten im Haus. Das ist in Japan nicht nur in diesem Ort der Fall, aber nur hier ist ein komplettes Ensemble erhalten geblieben, und es handelt sich nicht etwa um ein Freilichtmuseum, sondern um lebendige Kultur, denn auch heute noch werden die Boote benutzt, um tagtäglich (nun ja, wenn es das Wetter zuläßt) zum Fischen zu fahren. Laut dieser Webseite1 ist die Bucht recht ertragreich – alljährlich werden hier circa 2,500 Tonnen Fisch gefangen, und die haben einen Marktwert von fast 1 Milliarde Yen, was rund 7 Millionen Euro entspricht.
Das schöne an den Bootshäusern von Ineura ist, dass sie nicht zu Tode gepflegt sind. Sicher, es gibt einen kleinen Souvenirladen, ein schmuckes Cafe und eine Unterkunft, aber das Dorf als solches ist sehr lebendig, und die Bewohner nutzen und pflegen die Häuser auf die Art und Weise, wie sie gedacht sind. In dem Sinne: Prädikat sehr sehenswert.
- siehe hier