Es ist ein längst überfälliger Schritt – und noch nicht beschlossen, aber auf gutem Wege dorthin: Das japanische Tourismusamt prüft zurzeit, wie man den Abriss stillgelegener Hotelanlagen finanzieren kann. In der Regel geht es um Objekte, die während der Immobilienblase in den 1980ern hochgezogen wurden und irgendwann mangels ausbleibender Gäste oder zu hoher Instandsetzungsgebühren stillgelegt wurden. Seitdem verrotten diese Anlagen, und in manchen Gegenden sind diese Anlagen von veritabler Größe, so zum Beispiel im Onsen-Ort Kinugawa Onsen. Da der Abriss von Häusern in Japan sehr kostspielig ist und die Gemeinde meistens nicht genug Geld haben, das ganze selbst zu finanzieren, verlieren potentielle Investoren oft das Interesse an den leerstehenden Objekten – die Abrisskosten sind einfach zu hoch.
Für “lost places”-Fans sind solche Objekte sicherlich faszinierend, doch für die Anwohner sind sie nicht nur deprimierend, sondern auch gefährlich – das beginnt mit Tieren, die sich dort einnisten, bis hin zu herabfallenden Gebäudeteilen. Dazu sollte auch angemerkt werden, dass Gebäude in Japan anders verwittern als zum Beispiel in Mitteleuropa: Während ein verwitterndes Gebäude aus Feld- oder Ziegelsteinen im verhältnismäßig trockenen Deutschland noch lange Zeit seinen Charme hat, sehen die der hohen Luftfeuchtigkeit und dem vielen Regen ausgesetzte Betonwände in Japan schnell sehr hässlich aus. Wenn erstmal Erdbeben und Stürme die Fenster zerstört haben, wird der Trockenbau, meist aus Holz bestehend, schnell durch den Wind zerfetzt und sorgt für herumfliegenden Müll.
Nicht alle alten Hotelanlagen werden verschwinden – das Kulturministerium hatte ja bereits erst 2021 insgesamt 132 verrottende Hotelanlagen unter Denkmalschutz gestellt1. Doch es gibt zehntausende davon, die meisten natürlich etwas kleiner, und irgendwas muss mit diesen Anlagen geschehen.
Die von der Tourismusbehörde angestrebten Sondermittel sehen allerdings vorerst nur Hilfen in kleinem Maßstab vor: Man will vorerst nur die Hälfte – und dann auch nur bis maximal 300’000 Euro für jeden Abriss dazuschießen (unter der Bedingung, dass dort auch wirklich etwas neues entsteht). Das reicht nur für sehr kleine Hotels und Ryokans – bei großen Anlagen ist dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wer sich ein Bild solcher Anlagen machen möchte – im Online-Ruinenkatalog unter ruins-cat.com gibt es ein paar sehenswerte Beispiel.
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