Eine Sprache, die sich nicht ändert, ist eine tote Sprache. Sagt man. Wenn es danach geht, ist Japanisch putzmunter.
Als ich zum ersten Mal nach Japan kam – das war 1996 – waren gerade Wörter wie
チョベリバ (choberiba)
in. cho (eigentl: chō) (超) ist japanisch und eine Vorsilbe – bedeutet Hyper-, Extrem-, sehr. beri ist das englische very und ba die Verballhornung von bad. Auf gut deutsch also bedeutete das “übelst” oder “absolut mies”. Nun, dieser damals bei Schülern beliebte Begriff und viele andere sind heute einfach mal
(チョベリ)ダサい (dasai)
Dasai bedeutet so viel wie “out”, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das Wort “out” nicht auch bereits vollkommen out ist. Heute kämpft die Jugend mit anderen Kalibern – z.T. wie in anderen Sprachen auch dadurch entstanden, dass mehr und mehr Mails übers Handy verschickt werden und die Sprache in den Mails eine andere ist. Neulich rannte ich dieser Abkürzung über den Weg:
BKY (sprich ビー・ケイ・ワイ)
Nein, ich mache kein Quiz draus. Da kommen auch Japaner nicht drauf. Diese Abkürzung steht für
場の空気が読めない (Ba no Kūki ga Yomenai)
(wörtlich: Jemand “liest” die Atmosphäre vor Ort nicht). Das bedeutet “da zieht jemand nicht mit”. Eine grosse Gruppe ist am Feiern, nur einer hockt in der Ecke und sinniert vor sich hin. Klarer Fall von BKY.
Das Wort des Tages: ギャル語 (gyaru go). Bedeutet “Gal-Sprache”. “Gal” ist englisch und heisst “Göre”, auch “Mädchen”. Eine Modebewegung die zuerst in Shibuya entstand, sich langsam ausbreitete und sich ständig ändert. Siehe auch Kogal (dt. Wikipedia).
Ob ‘out’ nicht bereits schon wieder out, darüber musste ich auch bei meinem letzten Tandem sinnieren, als meine japanische Tandempartnerin es zur Sprache brachte. Aber dennoch lustig, dass Japanern so etwas überhaupt hier in Leipzig beigebracht wird.