BlogSommer - Bergpfirsichzeit

Sommer – Bergpfirsichzeit

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Ich liebe Jahreszeiten – beziehungsweise vieles, was Jahreszeiten so mit sich bringen. In Japan zelebriert man die Jahreszeiten dabei ausgiebig – jede Saison hat ihre eigenen Spezialitäten, vor allem in Punkto Essen und Traditionen (das ist nicht nur in Japan so, aber hier besonders ausgeprägt).

Bergpfirsich in Shōchū

 
 

Zu den weniger bekannten Anzeichen, dass es so langsam Sommer wird, gehört die ヤマモモ (Yamamomo)-Ernte. Wörtlich übersetzt heisst der Baum „Bergpfirsich“, aber die Früchte sehen weder aus wie Pfirsiche noch gehören sie zur gleichen Ordnung – Yamamomo zählt zu den Buchenartigen, und dort wiederum zur Familie der Gagelstrauchgewächse. Sagt zumindest die Wikipedia – mir ist der Name kein Begriff. Der lateinische Name lautet „Myrica Rubra“.
Etliche dieser immergrünen Bäume stehen bei uns in der Umgebung herum. Ende Juni fallen dann die tiefroten Früchte herunter und verursachen eine ordentliche Sauerei. Eines Tages sah meine Frau einen alten Mann, der ein paar Früchte einsammelt. „Was machen Sie damit?“ fragte sie neugierig. „Na, in Shōchū (stärkerer, klarer japanischer Schnaps, meist aus Reis, Süsskartoffeln oder Zuckerrohr gebraut) einlegen, was sonst?“.
Gesagt, getan. Meine Frau sammelte also auch ein paar ein und warf sie in den besten (bzw. einzigen) Shōchū im Haus. Ein paar Wochen später wurde der langsam rosa. Und on the rocks getrunken schmeckte das ganze gar nicht mal so schlecht: Ein leicht saurer, aromatischer und sehr erfrischender Geschmack. Hat nicht viel Tiefe, aber ist dementsprechend auch nicht aufdringlich.
Heute war es dann also wieder soweit: Ein grosser Bergfirsichbaum voller reifer Früchte machte sich am Boden durch viele grosse dunkelrote Flecken bemerkbar. Also habe ich wieder Bergfirsichshōchū aufgesetzt. Jetzt ist Sommer. Mit all seinen schlechten Seiten (Hitze) und all seinen guten Seiten (Hitze).

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Mag selbst keine eingelegten Früchte oder was auch immer in Alk. Aber wird nicht Bier gebraut und Schnaps gebrannt? Beides kann man sich bei der Hitze wohl nur ab dem frühen Abend gönnen. Sei’s drum: Zum Wohl!

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