BlogSommer extrem | Ab auf den Bauernhof

Sommer extrem | Ab auf den Bauernhof

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Der Sommer in Japan wird wirklich allmählich extrem, dabei hätte er zum Beispiel im Raum Tokyo noch gar nicht anfangen sollen: Normalerweise ist die Regenzeit erst rund um den 20. Juli herum zu Ende. Die Folgen der Unwetter im Westen Japans vor einer knappen Woche werden auch erst allmählich deutlich: Die Zahl der Todesopfer ist bereits auf über 200 gestiegen, und viele Strassen und Bahnlinien sind noch immer unpassierbar. In anderen Landesteilen herrscht hingegen grosse Hitze: Am kommenden, verlängerten Wochenende (Montag ist “Tag des Meeres”) werden in Kyoto circa 38 Grad erwartet; auch in Tokyo werden es wohl um die 35 Grad werden. Dummerweise ist bereits die Klimaanlage in meinem Büro durchgeschmort, und die Behelfslösung, die uns der Vermieter installiert hat, reicht vorne und hinten nicht. Ein Ventilator hilft da wenig: Schwüle 30+ Grade sind einfach zu warm, ob Wind weht oder nicht.
Trotz der Hitze zog es uns am vergangenen Wochenende zur sogenannten “マザー牧場牧場 Mother Farm” in den Bergen der Präfektur Chiba. Der einstige Landwirtschaftsbetrieb ist heuer eine Mischung aus Bauernhof, Themenpark und Zirkus und ist von der Lage her traumhaft – das weitreichende Gelände befindet sich auf einem Berg, von wo aus man die Bucht von Tokyo und die Berge der Bōsō-Halbinsel einsehen kann. Die Berge dort sind etwas besonderes – sie sind zumeist nur 200, 300 Meter hoch, aber verhältnismäßig steil und dicht gesät. Die Farm an sich macht Spass, aber es wird kräftig zugelangt: So ziemlich alles kostet extra und nicht gerade wenig. Auf eigene Weise interessant war eine kurzweilige Show, bei der die Besucher in einem klimatisierten Gebäude vor einer leeren Bühne sassen – mit einem riesigen Panoramafenster dahinter – dort marschierten alle möglichen Tiere auf. Bauernkino quasi. Für Menschen vom Land (auch ich habe als Stift einiges an Zeit auf dem Land verbracht) nichts Neues, aber dür Großstadtkinder natürlich etwas Besonderes, zumal die lieben Kleinen auch selbst Hand anlegen dürfen – beim Melken zum Beispiel.

Bergwelt von Chiba

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

8 Kommentare

  1. Japan hat einfach so viel mehr zu bieten als Sushi in Tokyo. Man muss den Hintern aus der Großstadt rausbewegen bewegen und die schönen Gegenden selbst erkunden :)

  2. Das mit der Hitze verstehe ich nicht. In Deutschland haben wir auch 34 grad und niemand hat eine Klimaanlage und keiner scheint das großartig zu stören. Wieso aber klagt man in Japan über 34 grad hitze? Und wieso brauch man unbedingt eine Klimaanlage in Japan. Da stimmt doch irgendwas nicht.

    • Nun, da wäre die Luftfeuchtigkeit — die liegt meist bei 80 und mehr Prozent. Ist also so wie an einem sehr heißen Sommertag, in den 10 Minuten vor einem schweren Gewitter.
      Außerdem kühlt es hier nachts nicht ab – die Temperaturen liegen nachts im Sommer zwischen 25 und 30 Grad, und das wochenlang. Man hat also im Sommer ohne Klimaanlage permanent über 30 Grad in der Wohnung.

    • Wie schon gesagt – die Luftfeuchtigkeit. Das kann man nicht mit Mitteleuropa vergleichen. Mein Mann kommt z.B. aus Kasachstan (kontinentales Klima), da werden es im Sommer gern +40° und im Winter -40°C. Wir waren zweimal im Sommer für mehrere Monate in Japan, das hat ihn nachhaltig bzgl. des Klimas dort traumatisiert ;)
      Die moderne Bauweise ist auch nicht unbedingt klimaideal – in den Städten betonlastig, so dass alles aufheizt, sich die Wärme (und Feuchtigkeit) staut und reflektiert wird. Wenn mal kein Beton, dann Naturmaterial, welches das Schwülegefühl z.T. noch verstärkt.

  3. Interessant ist auch mit welchen Strategien die Japaner der Hitze begegnen. Meine (japanische) Frau gehoert zur “Fenster zu”-Gruppe, die sozusagen das Haus soweit wie moeglich versiegelt und dann per Klimaanlage in einen Kuehlschrank zu verwandeln sucht. Ich persoenlich finde die traditionelle “alle Fenster auf”-Methode aber viel besser. Dazu werden alle moeglichen Fenster und auch Tueren geoeffnet um einen permanenten und kuehlenden Luftzug zu ermoeglichen. Dieser wird meist durch strategisch aufgestellte starke Ventilatoren verstaerkt. Die Klimaanlage laeuft dann aber nicht und kostet so weniger Strom und schont die Holzstruktur des Hauses. Meiner Frau ist das aber immer noch zu heiss bzw. enspricht nicht ihrem Naturell und ausserdem koennte es ja so leichter irgendwelches Getier bis in die Kueche schaffen… ;)

    • Bevorzuge eigentlich auch die alle-Fenster-auf-Methode, aber manchmal ist wirklich null Durchzug… Da mag ich wirklich die alten, japanischen Häuser mit dem Flur rund um das Haus herum, dass selbst bei Windstille für Durchzug sorgt.

    • Vegas ist nicht Tokyo, da sind die Bedingungen vollkommen anders (siehe Luftfeuchtigkeit), aber mehr noch, da Vegas nur 600,000 Einwohner, verteilt auf 350 Quadratkilometer hat. In Tokyo verteilen sich über 9 Millionen Menschen – auf 620 Quadratkilometer.

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