Wir versenden tagtäglich viele dutzend Pakete zu Adressen in ganz Japan – das ist Teil der Arbeit. Doch das ist momentan gar nicht so einfach, denn die Japanische Post nimmt Pakete für einige Regionen zur Zeit gar nicht erst an. Die Liste war so lang, dass ich den Angestellten bitten musste, uns nicht mitzuteilen, wohin man nicht schicken kann – sondern wohin man überhaupt noch schicken kann. Der Grund: Enorme Schneemengen. Und die treffen im Normalfall nur Hokkaido sowie den nördlichen Teil der Westküste, doch dieses Jahr ist die Liste wesentlich länger: Selbst Osaka, Shikoku und Teile Kyushus zählen dazu. Dabei wurden auch einige Rekorde gebrochen – so fielen zum Beispiel in Obihiro innerhalb von 12 Stunden 120 Centimeter Schnee, was selbst für die schneeverwöhnten Hokkaido-Bewohner eine enorme Menge ist.
Schuld an der Lage hat das sogenannte JPCZ – die Abkürzung steht für Japan Sea Polar Air Mass Convergence Zone, also die “Polare Luftmassenkonvergenzzone über dem Japanischen Meer”. Dazu braucht man ein relativ warmes Japanisches Meer, aufgeheizt durch die warme Tsushima-Meeresströmung, sowie polare Luft aus Sibirien mit einer Temperatur bis -40 Grad in 5’000 m Höhe. Das reicht, um in weiten Regionen vor allen entlang des Japanmeers für in Mitteleuropa kaum denkbare Schneemassen zu sorgen. Die das Land von Nordosten bis Südwesten durchziehenden Bergketten sorgen meistens dafür, dass die Pazifikküste von dem ganzen Schneespektakel so gut wie gar nichts merkt: In Tokyo ist es fast durchgängig sonnig mit Temperaturen um die 10 Grad am Tag – und einer sehr geringen Luftfeuchtigkeit.
Diese Wetterlage tritt alle paar Jahre auf, und zwar hauptsächlich Ende Dezember bis Anfang Februar. Gerade für die ländlichen Regionen wird das schnell zum Problem. Eigentlich sollte der Schnee relativ zügig von den Dächern geholt werden, doch viele Bewohner sind hochbetagt und haben verständlicherweise Probleme damit, dies selbst zu erledigen. Hinzu kommt, dass man manchmal auch nicht mehr weiß wohin mit dem ganzen Schnee. Der Schnee sorgt selbstverständlich auch für Probleme im Flug-, Straßen- und Schienenverkehr und damit im Warentransport.
Beim Winter diesen Jahres spricht man von einer außergewöhnlich schweren Kältewelle, doch spricht man mit Menschen aus der Region, so hört man schnell, dass dies eigentlich bis vor 10, 15 Jahren eher die Norm war. Da die letzten Winter relativ mild und teilweise schneearm waren, erscheint der diesjährige Winter als besonders kalt. Doch Besserung ist in Sicht – in der laufenden Woche sollen die Temperaturen landesweit vorläufig ansteigen. Nennenswerte Niederschläge für die Region um Tokyo sind jedoch noch in weiter Ferne.
Die knapp anderthalb Meter Neuschnee in 12 Stunden in Obihiro haben selbst mich (seit Juli 2000 ueberzeugter 道民) ueberrascht! Obihiro ist im Winter relativ schneearm, vergleichbar etwa mit der norddeutschen Tiefebene. Ansonsten sind wir auf Hokkaido mit Schnee gesegnet – kein Jahr vergeht ohne “Weisse Weihnachten”, und es kann durchaus Winter mit geschlossener Schneedecke von November bis in den April und Dauerfrost von Dezember bis Maerz geben. Die Erdvergluehung findet eher in Deutschland statt… ;-)
道民 ist ein was?
道民=doumin (Einwohner Hokkaidos)
Danke. Wieder was gelernt.
Bitte beim nächsten Mal an die nicht japanisch Sprechenden denken.
Wie ist das Wetter in Tabibitos Garten ? Es wird nichts angezeigt.
Problem gelöst.