BlogSafe Japan

Safe Japan

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Als ich vergangenen Donnerstag gegen 22 Uhr von der Arbeit heimkehrte, war die Strasse vor meinem Haus komplett zugestellt mit Blaulicht. Also eigentlich eher Rotlicht, aber das würde ja irgendwie komisch klingen. Mehrere Feuerwehren waren dort, dazu Polizei, Krankenwagen, Einsatzleiterwagen, und scheinbar verspätet brauste auch noch ein TEPCO-Einsatzwagen mit Rotlicht und Sirene heran. Bei so etwas habe ich immer ein schlechtes Gefühl und möchte nur ungern in die unmittelbare Einsatznähe. Das hat seine Gründe. Man liess mich ohne Bedenken vorbei, und ich stieg die Treppen zu meinem Haus hoch. Die Nachbarn waren gerade draussen, und ich fragte, was da los sei. „Ach, da hat’s bei dem chinesischen Restaurant gebrannt!“.
Wie ich wenig später erfuhr, waren wohl alle anderen Bewohner der Anlage vorher zusammen fleissig zuschauen. Während die Kinder in den Häusern schliefen. In Deutschland und einigen anderen Ländern wären wohl alle als Gaffer verwarnt worden. In den USA wären wohl alle wegen Vernachlässigung der Kinder angezeigt worden. Nicht so in Japan: Hier geht man ganz unverkrampft damit um. Und war ganz überrascht, das ich überrascht war. Weniger über das „Feuerwehr gucken“ als über das Alleinelassen der schlafenden Kinder. Aber zur Verteidigung muss ich sagen, dass sich japanische Eltern ansonsten sehr besorgt um ihren Nachwuchs kümmern. Es sei denn, es brennt irgendwo…
Letztendlich erinnerte mich das Ganze an die Tage, die ich auf einer russischen Datscha verbracht hatte. Dort brannte eines Nachts ein prächtiges Holzhaus ab. Und alle Datschenbewohner standen rundherum und wärmten sich quasi ihre Hände.
Immerhin gab es ein Happy-End: Kein Personen- und nur begrenzter Sachschaden. Das letzte grenzt an ein Wunder, da das Haus mit dem Restaurant (welches den Namen eigentlich nicht verdient, es ist eher eine heruntergekommene Kaschemme) ziemlich alt und natürlich komplett aus Holz gebaut ist.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

7 Kommentare

    • Gute Frage :)
      Es ist immer wieder die Rede von „Safe Japan“ da das Land im allgemeinen als sehr sicher gilt. Wenn die Mütter alle aus den Häusern laufen und neugierig beim Brand löschen zuschauen, müssen sie sich wohl ziemlich sicher fühlen. Wahrscheinlich wissen hier nur die wenigsten, dass der Qualm hochgiftig sein kann… aber gut, der Titel ist etwas weit hergeholt.

  1. Naja, tief schalfende Kinder benoetigen meistens keine Aufsicht. Ich kann die Eltern da durchaus verstehen. Zumal es ja schon fuer Erstklaessler hier in Japan normal ist, dass sie bis zu 1 km Schulwe allein meistern. In Deutschland finde ich es dagegen eine Unsitte, dass die Kinder von den vielen Mamis im SUV vorgefahren werden. Das gibt es hier in Japan gluecklicherweise noch nicht gesehen.
    Das es mal brennt ist ja eher selten und muss natuerlich genaustens beobachtet werden…ist auf jeden Fall interessanter als das Fernsehprogramm. :)

    • Ich vermute, Tabibito hätte sich Sorgen gemacht, dass das Feuer auf sein Haus umspringt und seine Kinder tötet? Oder dass sie aufwachen und Angst bekommen, weil die Eltern nicht da sind?

      • Alle unsere Nachbarn haben eins gemeinsam: Sie haben mindestens ein Kind, das 3 Jahre oder jünger ist. Und ich weiss, wie mein Kleiner reagiert, wenn er nachts wegen eines Traums aufwacht und seine Eltern liegen nicht im Bett: Er stolpert schreiend und schlaftrunken Richtung Treppe, und ich weiss nicht, was passiert, wenn er die runterfällt.
        Bei etwas älteren Kindern mache ich mir da sonst auch keine Sorgen.

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