Wie die Asahi Shimbun Digital heute bekannt gab¹, herrschen momentan rosige Zeiten für japanische Uniabgänger: Bei einer Befragung von knapp 5’000 Studenten an 62 Universitäten (staatlich und privat) kam heraus, dass am 1. Februar diesen Jahres bereits 91,9% der Studenten, die in diesem Frühjahr ihr Studium abschliessen, bereits einen Arbeitsvertrag für die Zeit nach der Uni in der Tasche haben. Das ist ein Rekordwert – so hoch lag die Zahl noch nie seit Beginn der Untersuchungen (die erste fand im Jahr 1999 statt).
Japanische Studenten beginnen in der Regel ein Jahr vor Abschluss des Studiums mit der 就職活動 shūshoku katsudō (Stellensuche), wobei gerade die grösseren Firmen gern aus ganz bestimmten Universitäten rekrutieren. Wer also an einer bestimmten Universität studiert, hat es leichter, sich bei Firma XYZ zu bewerben, zumal hier die Firmen und Universitäten oft eng zusammen arbeiten. Nach diversen Seminaren, Tests und Vorstellungsgesprächen erhalten die Studenten schliesslich eine Benachrichtigung über das 内定 naitei, was wörtlich so viel wie “Interner Beschluss” bedeutet und einer quasi verbindlichen Zusage zur Einstellung gleichkommt. In schlechten Jahren kommt es schon mal vor, dass Firmen dieses “naitei” widerrufen, aber das ist sehr selten, und da eine solche unübliche Handlung von den Medien aufgegriffen wird, bedeutet ein solcher Widerruf schlechte Presse und wird deshalb von den Firmen möglichst vermieden.
Überraschend sind die Zahlen nicht. Wie schon mehrfach berichtet, schlägt sich die Überalterung der Bevölkerung und der Mangel an Nachwuchs immer mehr im Arbeitsmarkt nieder. Viele Firmen haben ihre liebe Not, genügend Nachwuchs zu rekrutieren, und müssen sich deshalb schneller als üblich um die neuen Uniabsolventen balgen. Das ist für die Studenten natürlich positiv, da sie der Zukunft relativ sicher ins Auge schauen können. Man kann zudem davon ausgehen, dass der eine oder andere Arbeitgeber seine Hürden leicht gesenkt hat. Da der eigentliche Abschluss an einer japanischen Universität eher Formsache ist, können sich die Studenten deshalb auch vor Antritt der ersten Arbeitsstelle gemächlich ausruhen und dem Leben widmen. Übrigens liegt die Rate bei den Studentinnen mit 92,6% etwas höher als ihren Kommilitonen (91,4%).
¹ Siehe hier.