Es war ganz sicher keine Sternstunde der Diplomatie: Der chaotische Schlagabtausch zwischen JD Vance und Donald Trump auf der einen Seite und Wolodymyr Selenskyj auf der anderen Seite, am 28. Februar 2025, vor dutzenden Journalisten mit laufenden Kameras. Ganz offensichtlich gab es da sehr viel Frust auf beiden Seiten – historisch gesehen sicher keine Seltenheit, aber dass dies vor laufenden Kameras ausgetragen wird, ist schon sehr ungewöhnlich. Offensichtlich muss man sich aber wohl leider, zumindest in den kommenden vier Jahren, daran gewöhnen.
Die hitzige Debatte hat auch in Japan große Aufmerksamkeit gefunden: Einige Nachrichtensender zeigten sogar die ganze 8-minütige Tortur in voller Länge. Die mehr oder weniger offizielle Reaktion aus der Politik kam heute: Man werde bei dem Streit keine Partei ergreifen – könne sich aber nur schwer vorstellen, wie der Krieg ohne eine Rolle der USA beendet werden kann. Das war es dann auch schon. Eine sehr diplomatische Reaktion, die jedoch erahnen lässt, wie verunsichert man auch in Japan ist: Die USA sind seit Ende des 2. Weltkrieges der zuverlässigste Partner Japans – inklusive Sicherheitsgarantie. Doch diese zur Selbstverständlichkeit gewordene Beziehung ist plötzlich gar nicht mehr so selbstverständlich. Ein falsches Wort, eine falsche Geste scheint heute auszureichen, um plötzlich im Mittelpunkt der Polterei der Trump-Regierung zu stehen.
In dem Sinne ist es verständlich, aber auch etwas schade, dass Japan nicht etwas deutlicher Position bezieht, zumal auch am Freitag wieder viel gelogen wurde. Dass die Amerikaner den Großteil der Ukraine-Hilfe stellen, stimmt so nicht – genauso wenig wie die Behauptung, dass die Ukraine sich nie bedankt hätte. Bei allem Frust über den Krieg: Dass Selenskyj, oder auch Starmer oder Macron, diese Lügen nicht einfach durchgehen lassen dürfen, sollte klar sein.
Auch in Japan fragen sich Politikkenner, was Selenskyj eigentlich in den USA erwartet hatte. Dass die USA keine Sicherheitsgarantien geben werden, war bereits im Voraus klar. Genauso klar war, dass weder Trump noch Vance ausgewiesene Freunde der Ukraine-Hilfe waren: Ihnen sind alle Mittel recht, um den Krieg zu beenden, und das gern auch auf Kosten der Ukraine. Dafür gibt es genügend Zitate – wie zum Beispiel die Aussage von Vance kurz nach dem Angriff auf die Ukraine: “I don’t really care what happens to Ukraine one way or the other.”. Selenskyjs Position war bei den angeblichen Verhandlungen am Freitag deshalb bereits ohnehin sehr schwach: Doch dass er einfach nur Bergbaukonzessionen ganz ohne nennenswerte Gegenleistungen abgeben soll, hat ihn wahrscheinlich dann doch überrascht.
Die japanische Politik dürfte ob des Streites in heller Aufruhr sein. Europa hat immerhin sich selbst – Frankreich, Großbritannien, Deutschland usw. liegen nahe beieinander und können sich schnell verbünden, doch Japan hat keine Partner in der Nähe und ist somit auf die USA angewiesen, doch bekanntermassen liegt der neue Politikstil in den USA weit entfernt von der Art, wie man in Japan normalerweise mit Meinungsverschiedenheiten umgeht. Man dürfte deshalb stark darum bemüht sein, sich selbst so gut wie möglich aus der Schusslinie zu halten.
Von der “Tortur” wurden und werden in allen Qualitaetsmedien weltweit leider nur die letzten acht Minuten gezeigt. Wer die gesamte Pressekonferenz gesehen hat, wird etwas anders denken. Der Trumpel im Weissen Haus war von Beginn an freundlich und hat Selenski und die Ukraine ueber den Klee gelobt. Erst als Selenski Aeusserungen getaetigt hat, die von den Amis negativ verstanden werden konnten (und auch wurden), hat die braune Masse den Ventilator getroffen, wie die Amis sagen wuerden. Nach der PK haben sich sogar fuehrende Demokraten und Ukraine-Unterstuetzer auf die Seite ihres bei ihnen sonst so verhassten Praesidenten gestellt!
An Selenski der Rat, das naechste Mal einen guten Dolmetscher mitzunehmen (sein Englisch ist lausig!) und in Anzug und Krawatte anzureisen – er ist in den USA niemandes Saufkumpan, sondern bewegt sich auf diplomatischem Parkett und will etwas vom Hausherrn im Weissen Haus! Da sollte man sich nicht nur besser vorbereiten, sondern auch anders benehmen. Die Reaktion der ukrainischen Botschafterin, die von einer der Kameras eingefangen wurde, spricht da Baende…
Europa produziert in einem Jahr etwa so viel Munition, wie die Russen an einem Tag produzieren. Die deutsche Rumpelwehr hat von ehemals mehr als 2000 jederzeit einsatzbereiten Leos incl Besatzungen noch weniger als 200 uebrig, von denen die aktuelle Einsatzbereitschaft nicht ganz klar ist. In Japans SDF wird es nicht viel besser aussehen. Ich wuensche Premierminister Ishiba ein gutes Haendchen beim Golf mit dem Trumpel, wie es der ermordete ehemalige PM Abe hatte…