BlogNikkei fällt um 12,4% -- nur keine Panik! Oder?

Nikkei fällt um 12,4% — nur keine Panik! Oder?

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Seit vielen Monaten stieg der wichtigste japanische Börsenindex, der Nikkei-225, immer weiter an zu Höhen, die man zuletzt in den 1980ern gesehen hatte. Im Februar diesen Jahres erreichte er sogar ein Allzeithoch. Gleichzeitig sackte der Yen immer weiter ab, was zwar die japanische Exportwirtschaft freuen mag, doch für die gewöhnlichen Menschen allmählich ein immer größeres Problem wurde.

Doch am 2. August 2024 wendete sich das Blatt: Nach unerwartet schlechten Zahlen vom US-amerikanischen Arbeitsmarkt und der für viele mindestens ebenso unerwarteten Entscheidung der Bank of Japan, den Leitzins auf 0.25% zu erhöhen — ein Schritt, vor dem die staatliche Bank sehr lange Zeit zurückschreckte — ging es mit dem Leitindex um 5,81% bergab, doch das war noch ein moderater Verlust, denn am ersten Handelstag nach dem Wochenende ging es noch einmal kräftig bergab — um 4,452 Punkte beziehungsweise 12,40%. Der Yen hingegen gewann stark an Wert — vor einem Monat bekam man für einen US-Dollar noch rund 162 Yen, heute sind es nur 142 Yen (bis 2022 waren es gar nur 112 oder weniger Yen). Der Zugewinn gegenüber dem Euro ist dabei ähnlich stark; man bekommt knapp 20 Yen weniger pro Euro als vor einem Monat.

In Japan verfolgt man das Geschehen mit besonderem Interesse, denn Millionen Japaner haben einen guten Teil ihres Geldes im NISA-System (ein Sparmodell, mit dem man bis zu einem gewissen Punkt steuerfrei am Aktienmarkt investieren kann) angelegt, und die Zugewinne der letzten 12 Monate schmolzen nun wie Butter in der Sonne). Dementsprechend bemühen sich nun Banken, Politiker und Medien, das Volk zu beschwichtigen: Dies sei nur eine Korrektur des Marktes, das wird schon wieder. Andere hingegen schüren Panik und behaupten, dass eine Hyperinflation nur eine Frage der Zeit ist.

Schaut man sich allerdings die Weltlage an, dürfte der Kurssturz keine allzu große Überraschung sein: Die Aktien können nicht ewig steigen; der Kursanstieg der vergangenen Monate, ja sogar Jahre, wird einfach mal enden. Die Lage in Nordkorea ist nach wie vor unsicher, ebenso die Absichten der VR China gegenüber Taiwan, beides unmittelbare Nachbarn Japans. Die unmittelbare Zukunft der USA steht in den Sternen, da momentan niemand sagen kann, ob Trump wieder Präsident wird oder nicht, und was der oder die jeweilige Gewinner(in) wirklich zu tun gedenkt. Von dem andauernden Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten mal abgesehen. Spannend wird der Aktienmarkt jedoch mit Sicherheit in den folgenden Tagen wenn nicht gar Wochen bleiben.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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