Weihnachtsferien – Reisezeit. Dieses Mal zog es uns also nach Vietnam. Mit Kind und Kegel. Erst die Franzosen, dann die Amerikaner – und jetzt meine Kinder. Vietnam hat es wirklich nicht leicht. Aber dieses Mal möchte ich aus Gründen grosser Müdigkeit auf einen ausführlichen Reisebericht verzichten und einfach mit Stichwörtern um mich werfen.
Vietnam Airlines
Mit dieser Fluglinie war ich zum ersten Mal unterwegs, und wir hatten keinen guten Start. Eigentlich sollten wir um 15:40 in Tokyo/Haneda losfliegen und 20:45 in Hanoi ankommen (es gibt zwei Stunden Zeitverschiebung zwischen Japan und Vietnam). Beim Check-in wies jedoch ein Schild darauf hin, das “wegen starken Windes” in Taipei zwischengelandet werden muss. Die Schalterdame war da auskunftsfreudiger: Es lag nicht am Wind, sondern daran, dass “vietnamesische Passagiere zu viel Gepäck hätten”. Statt 20:45 sollten wir nun gegen Mitternacht in Hanoi ankommen. Das ist nicht lustig, wenn man den Transfer zum Hotel bereits arrangiert hat und mit zwei kleinen Kindern unterwegs ist. Wir diskutierten ziemlich lange mit den Angestellten, und sie machten uns klar, dass wir nichts von Vietnam Airlines diesbezüglich erwarten könnten. Punkt. Kinder hin oder her – Vietnam Airlines war es völlig wurst, ob wir nach Mitternacht mit zwei kleinen Kindern im jott-weh-deh-Flughafen von Hanoi ankommen oder nicht und was dann aus uns wird.
Ende vom Lied: Wir schafften es in letzter Minute, den Transfer vom Flughafen zum Hotel auf Mitternacht zu legen. Wir waren dann sogar schon gegen zwei Uhr morgens im Hotel.
Hà Nội – Hanoi
Eine laute, vielschichtige, hektische Stadt – in der angenehmerweise die üblichen nagelneuen, komplett verglasten Wolkenkratzer fehlen. Wir verbrachten 5 Tage und 6 Nächte in der kleinen Altstadt und wussten schnell, wo sich was befindet. Sicher, die Luft ist nicht die beste. Der Verkehr ist dank der unendlich vielen Mopedfahrer einfach mörderisch – aber es macht auch Spass, die Stadt Stück für Stück zu ergründen. Schön ist es, dass alle Gassen in der Altstadt ihre eigene Bestimmung haben: Es gibt Strassen, in denen sich Spielzeugläden aneinanderreihen – in anderen gibt es nur Schuhe, oder nur Seide, oder nur Metallgegenstände… usw. usf.
Mit der Übernachtung hatten wir zum Glück die richtige Wahl getroffen – wir verbrachten 6 Nächte im Hanoi Charming 2 Hotel – eine kleine, aber feine Unterkunft in der Altstadt mit wirklich sehr hilfreichen und freundlichen Angestellten.
Lug & Trug & Bauernfang
Ich hatte viel darüber im Voraus gelesen: In Vietnam muss man aufpassen. Es war letztendlich weniger schlimm als erwartet, aber das liegt zum Teil auch daran, dass ich allerhand Erfahrung damit habe. Besonders auffällig sind die fliegenden Doughnut-Händlerinnen, die einem ein Stück Teigbällchen “for free! try it!” anbieten und danach unverschämte Preise verlangen. Keine besonders ausgeklügelte Strategie, aber die schiere Masse macht’s: Auf Schritt und Tritt kommen sie angerannt. Und das schlimmste (und das ging uns wirklich auf den Keks): Sie benutzen scheinbar gern die Kinder als Teil ihres Spiels, indem sie einfach den Kindern direkt etwas anbieten. Wie soll man einem 3-jährigen nun glaubhaft erklären, dass es sich hier nicht um eine nette Tante bittet, die einem aus purer Kinderliebe einen Snack in den Mund stopft? Wer mit kleinen Kindern unterwegs ist, muss hier besonders aufpassen.
Andere Masche: Fliegende Schuster. An einer Ampel ist es einfach geschehen: Plötzlich rammte jemand von hinten eine kleine Klebstoffampulle zwischen – zugegebenermassen leicht abgelöster – Sohle und Schuh. Und zog mir hernach in Null-Komma-Nix den Schuh aus, und begann ihn zu nähen und zu putzen. Nach 3 Minuten und zahlreichen Protesten war es vorbei. Was soll das denn nun kosten, fragte ich. “Nur 275,000 Dong!”. 11 Euro also. Ich erklärte ihm recht deutlich, was ich davon halte. Und er sagte dann “Na gut, 250,000 Dong”. Ich wurde etwas deutlicher, und er fragte, was ich bereit wäre zu zahlen. Nämlich 2 Euro. Nun war er entrüstet und spielte mit dem Schuhmachermesser in seiner Kiste. Also sagte ich ihm 4 Euro, des lieben Friedens willen, und dabei blieb es dann auch. Sicherlich, kein grosser Verlust. Aber wer hier nachgibt und alles bezahlt, macht es anderen Reisenden noch schwerer.
Rechnen üben mit Ding und Dong
In Vietnam bezahlt man in Dong. Oder wahlweise auch in Dollar. Da ich seit 10 Jahren in Japan lebe, rechne ich natürlich im Kopf nur noch in Yen – danach richtet sich heuer mein Kompass darüber, was billig und was teuer ist (ich weiss mittlerweile bei etlichen Dingen gar nicht mehr, was sie eigentlich in Deutschland / in Euro kosten würden). Beim Dong wird es dann schwer, denn 1 Yen = 175 Dong. Und während man in Vietnam wie in Europa mit Hundert/Tausend/Millionen rechnet, rechnet man in Japan mit Hundert (hyaku)/Tausend (sen)/Zehntausend (man)/100 Millionen (oku). Will heissen, selbst wenn man eigentlich recht gut im Kopfrechnen ist, erfordert es etwas Übung, einfach mal so im Kopf auszurechnen, wieviel Yen eigentlich “40 man dong” sind. Beim Euro ist es wesentlich einfacher – 1 Euro = 25,000 Dong. Also einfach 5 Nullen wegstreichen und mit 4 multiplizieren…
Vịnh Hạ Long – Halong-Bucht
Wer kennt sie nicht – die Bilder des während der letzten Eiszeit ertrunkenen Kegelkarstes im Golf von Tonkin. Quasi wie Guilin in China, nur im Wasser. 1,969 kleine und kleinste Kalksteininseln, die nicht selten mit 90 Grad steilen Wänden aus dem Wasser ragen. Das mussten wir uns natürlich ansehen, und wir entschieden uns für eine Tour, bei der man auf einem kleinen Hotelschiff durch die Inseln kurvt – und auf dem Schiff dann eben isst und übernachtet. Ich entschied mich letztendlich für die Dragon Legend Cruise von Indochina Junk (siehe hier) – und wir sollten es nicht bereuen. Ich war nie ein Freund von geführten Reisen und werde es nie sein, aber die Unterkunft war sehr gut und alle Angestellten wirklich sehr freundlich. Obwohl die Tour eigentlich nicht auf Familien mit Kindern zugeschnitten ist, kümmerten sich einige Angestellte wirklich rührend um die Kinder. Das Highlight aus meiner Sicht jedenfalls waren letztendlich zwei Kayak-Fahrten durch die windstille See rund um ein paar der kleinen Inseln.
Teil 2 folgt!
Hallo und Danke für diesen schönen Abriß.
Besonders schmunzeln mußte ich über die Vorstellung der Szene mit dem Straßenschuster- Und natürlich über “Indochina Junk”. Wohl wissend, daß es in diesem Falle Dschunke bedeutet, ist der erste Übersetzer, der im Kopf stattfindet eben “Müll”.
Ich hoffe, der Kahn war nicht allzu marode.
Wunderschöne Bilder der Halong Bucht. Machen richtig Laune, Vietnam auch mal auszuprobieren…