Der 1. April 2022 bringt – pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres und kein Aprilscherz – eine bedeutende Änderung für die japanische Jugend: Dann nämlich gelten Japaner ab dem Alter von 18 Jahren als volljährig. Dies wurde bereits bei der Revision des Japanischen Zivilrechts im Jahr 2018 von den Parlamentskammern beschlossen. Drei Jahre vorher wurde bereits beschlossen, dass Jugendliche bereits ab 18 Jahren das Wahlrecht erhalten.
Einige der mit der Herabsenkung der Volljährigkeit einhergehenden Änderungen sind durchaus bedeutsam. Zu den Dingen, die 18 und 19-jährige Japaner ab sofort und ohne Zustimmung der Erziehungsberechtigten dürfen, gehören die folgenden Sachen:
- Abschluß von Verträgen, zum Beispiel von Miet- oder Mobiltelefonverträgen
- Beantragung von Darlehen und Kreditkarten
- Heiraten
- Beantragung einer Geschlechtsänderung
- Erwerb staatlicher Qualifikationen (wie zum Beispiel Mediziner, Apotheker, Buchhalter usw.)
Gerade die ersten beiden Punkte sind wichtig, geben sie doch Jugendlichen nun wesentlich mehr Freiheit, wenn sie ab 18 Jahren ausziehen wollen. Bisher ging das nämlich nur, wenn die Erziehungsberechtigten damit einverstanden waren.
Sind Japaner nun also mit 18 Jahren volljährig? Nein. Denn es bleiben noch immer ein paar Dinge, die auch für “Volljährige” unter 20 Jahren tabu sind. Dazu gehören:
- Erwerb und Verzehr von Alkohol (egal ob niedrig- oder hochprozentig) und Tabakwaren
- Wetten, zum Beispiel die in Japan sehr beliebten Pferdewetten
- Adoption von Kindern
- Erwerb einer Fahrerlaubnis für “mittelgroße” und “große” Kraftfahrzeuge (wie LKWs oder Busse)
Doch was wird nun mit der 成人式 (seijinshiki), der “Erwachsenenfeier”, dem Pendant zur deutschen Konfirmation/Jugendweihe? Diese offizielle Feier findet alljährlich Anfang Januar für alle 20-jährigen statt. Die Antwort: Es bleibt wie es ist, und dafür gibt es wichtige Gründe, denn Anfang Januar finden auch die wichtigen Aufnahmeprüfunen für die Universitäten statt – und die Jobsuche für jene, die nicht an eine Uni gehen. Fast 100% aller 18-jährigen sind deshalb im Januar schwer beschäftigt, was so für 20-jährige nicht gilt.
Fazit: Mit den nun in Kraft tretenden Änderungen gewinnen japanische Jugendliche zwei Jahre früher viel mehr Freiheit. Und das ist doch mal eine gute Nachricht.