BlogIst Japan sicher? Eine von vielen Statistiken

Ist Japan sicher? Eine von vielen Statistiken

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In der vergangenen Woche hatte ich über einen kuriosen Fall berichtet, der momentan die japanische Polizei und die Medien beschäftigt: Der mysteriöse Diebstahl von Halteschlaufen in Zügen der Hauptstadtregion. Als Resonanz auf den Artikel fiel unter anderem die Frage, wie sicher Japan denn dieser Tage eigentlich sei.
Doitsu News Digest (doitsu = Deutschland), eine Online- und Printausgabe eines japanischen Nachrichtennetzwerkes mit Niederlassungen in Düsseldorf, Paris und London, widmete auf den Seiten 13 bis 15 seiner jüngsten Ausgabe (siehe hier) dem Thema Verbrechen ebenfalls ein paar Seiten – unter anderem zur Verbrechenshäufigkeit im Vergleich zwischen Deutschland und Japan. Die Zahlen sind laut dieser Statistik recht eindeutig. Laut deutscher Verbrechensstatistik gibt es in Deutschlands “gefährlichster” Großstadt, Frankfurt am Main, knapp 17’000 Delikte je 100’000 Einwohner. Der Großteil der Delikte besteht aus Eigentumsdelikten, Raub und Betrug. In Berlin waren es 2014 hingegen knapp 16,000 Fälle (Rang zwei) und in München hingegen weniger als 8’000 Fälle.

Verbrechensstatistik: Häufigkeit je Präfektur (Quelle: http://area-info.jpn.org/CrimPerPop.html)
Verbrechensstatistik: Häufigkeit je Präfektur (Quelle: http://area-info.jpn.org/CrimPerPop.html)

In Japan hingegen kann man eine Null streichen: Die Statistik für die Verbrechenshäufigkeit in japanischen Großstädten wird von Osaka angeführt: Mit 1’700 Fällen auf 100’000 Einwohner ist diese Stadt das “heißeste Pflaster”. Je nach dem, wo man schaut, findet man zwar andere Angaben, aber im großen und Ganzen scheint die Verbrechensliste tatsächlich von Osaka angeführt zu werden und dort bei rund 2% zu liegen (siehe unter anderem hier). Tokyo liegt, im Präfekturenvergleich erst auf Rang 7 mit 1.5% und die Präfektur Akita mit 0,5% auf dem letzten Platz (man könnte da unken, dass das klar sei – da da jeder Jeden kennt). Sollten die Zahlen eventuell auch etwas abweichen – die Dimensionen sind relativ deutlich: Das Vorurteil, dass Japan äußerst sicher ist, ist kein Vorurteil. Auch wenn die japanischen Medien oftmals ein anderes Bild zeichnen, wenn sie sich mal wieder genussvoll auf einen neuen Mordfall stürzen.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

7 Kommentare

  1. Sind da die gut 80.000 Fälle schon mit eingerechnet, die die Polizei in Osaka aus Imagegründen zwischen 2008 und 2012 hat unter den Tisch fallen lassen? Kurios auch, dass in der Statistik die Zahl der Verbrechen aus dem Jahr 2009 mit der Einwohnerzahl aus dem Jahr 2010 verrechnet wird.

  2. subjektiv empfand ich Japan auch immer weitaus sicherer. Auf der anderen Seite habe ich wirklich sehr wenig Vertrauen in japanische Polizeistatistiken. Wie viele Verbrechen wirklich zur Anzeige gebracht werden…

    • Stimmt leider, vieles ist ein Antragsdelikt und all zu oft wird sich untereinander “geeinigt”, worauf die Polizei auch gerne hinarbeitet. Ist ja praktisch, denn das taucht dann nicht in der Statistik auf…

  3. Das Osaka die Statistik anführt glaub ich gern. Als ich dort (Yata, südlich von Tennoji) als Homestay übernachtet hatte, waren die Hauseigner sehr darauf bedacht, dass immer alles abgeschlossen und die Rollläden selbst tagsüber runtergelassen sind.
    Aber sonst hatte ich selber auf Reisen nie auch nur den Anflug von Unsicherheit in Japan verspürt.

  4. Interessant die drei Spitzenreiter:
    Osaka (vorhersehbar)
    Aichi-ken (Automobilindustrie?)
    Shizuoka-ken (Yakuza)
    Wobei natuerlich statistisch relevant hoehere Raten nur fuer Osaka und Aichik-en gelten.

  5. Bei Frankfurt gehe ich davon aus, dass die Anzahl der Delikte am Frankfurter Flughafen nicht aus der Summe herausgerechnet wurden. Das verfälscht – wie immer – die Statistik.

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