Normalerweise zieht es uns um Wochenende entweder zum Meer oder in die Berge. Manchmal machen wir jedoch eine Ausnahme, und so ging es quer durch die Hauptstadt gen Norden, in die Präfektur Ibaraki. Genauer gesagt nach Tsuchiura und Ushiku.
Ushiku ist für zwei Dinge bekannt – da wäre zum einen eine Buddhastatue, die mit 120 Metern 3 Mal größer ist als die Freiheitsstatue in New York. Ebenfalls, wenn auch nur Eingeweihten, ist eine Einrichtung mit dem langen Namen 出入国在留管理庁 東日本入国管理センター. Vom Namen her handelt es sich also um die Einwanderungsbehörde Ostjapan, aber das ist mehr als irreführend, denn in Wahrheit ist die Einrichtung ein Gefängnis von Ausländern. Zwei dieser Einrichtungen gibt es in Japan – das für Westjapan befindet sich in der Präfektur Nagasaki. Die Einrichtung ist für 700 Insassen ausgelegt – beherbergte aber 2021 nur rund 20 Gefangene. Allzu viel Informationen gibt es nicht, und die Gegend rund um das Gefängnis ist weitläufig abgesichert, aber es gab in der Vergangenheit immer wieder Berichte, die Anlass zur Sorge bereiten – über verbale Gewalt, unverhältnismäßig lange Aufenthalte, Selbstmorde und dergleichen.
Aber zurück zum Buddha – dieser thront weithin sichtbar, da das Land hier eher flach ist, über der Gegend. Und obwohl der Buddhismus eher dafür bekannt ist, das man sich lieber von irdischen Dingen trennen sollte, wurde hier definitiv nicht gekleckert. Die gigantische, rund 4000 Tonnen schwere Bronzestatue ist die größte ihrer Art in der Welt – allein der Zeigefinger ist 7 Meter lang und der Mund 4 Meter weit. Die Statue selbst ist 100 Meter hoch und steht auf einem 20 Meter hohen Sockel. Das ganze befindet sich mitten im 牛久浄苑, einem weiträumigen Park mit mehreren Teichen und dem größten Weihrauchgefäß Japans. Rund um die Anlage erstrecken sich zahlreiche Gräberfelder, und darum geht es letztendlich auch — die rund 37 Hektar große Anlage ist ein gigantischer Friedhof (zur Erinnerung: Im Shintoismus ist der Tod etwas unreines, weshalb man, wenn es um den Tod geht, in Japan eher auf den Buddhismus zurückgreift). Gebaut wurde die Anlage von der buddhistischen Jōdō-Sekte. Die Grabstätten sind natürlich nicht ganz billig – während man vielerorts um die 200,000 Yen (rund 1400 Euro) für eine Grabstätte bezahlt (ohne Grabstein und Umgrenzung), beginnen die Preise im Ushiku Jōen bei rund 1,2 Millionen Yen, also rund 8500 Euro.
Natürlich kann man die Statue betreten – und mit einem Fahrstuhl bis in etwa zur Brusthöhe fahren, von wo man einen — wenn auch stark begrenzten – Ausblick auf die Umgebung hat. Das kostet 800 Yen pro Person (und 400 für Kinder zwischen 4 und 12 Jahren). Interessant ist da eher das Innere der Statue, wo man in zahlreichen Hallen viel mit Licht experimentiert. Vor allem in der ersten Halle hinterläßt das einen seltsamen Eindruck – man verliert beinahe die Orientierung ob des seichten Lichtes und der runden Formen (vorausgesetzt, es sind keine anderen Besucher da).
Alles in allem ist Ushiku ein lohnender Tagesausflug – zur ersten Attraktion versteht sich, nicht zur zweiten. Und wer sportlich etwas fit ist, kann das von Tokyo auch problemlos mit dem Fahrrad erreichen.