Am 26-27 Mai ist es wieder soweit: Ein G7-Gipfel steht an, abgehalten in Japan, und wie immer hat man sich auch dieses Mal wieder angestrengt und eine besonders schöne Ecke des Landes ausgesucht. Getagt wird auf einer Halbinsel in der Gemeinde 伊勢志摩 Ise-Shima, Präfektur Mie – eine wunderschöne Gegend mit einer aufregenden Küste. Die Teilnahmer nebst Entourage fahren mit Sicherheit besonders gern zu den Gipfeln in Japan, denn hier gibt es quasi keine Proteste gegen die Veranstaltung.
Um dem ganzen noch das i-Tüpfelchen aufzusetzen, wurde heute bekannt, das Präsident Obama am 27. Mai auch noch einen Abstecher nach Hiroshima unternehmen möchte. Laut japanischen Medien war der Kommentar der Polizei von Hiroshima zu den Nachrichten lediglich ein マジかよ majikayo! (“Das ist doch nicht Euer Ernst!”) – haben die Sicherheitskräfte doch gerade mal zwei Wochen Zeit, die Route zu planen und zu sichern. Die meisten anderen Japaner werden dem Besuch hingegen sicherlich wohlwollend entgegensehen, denn hier besucht zum ersten Mal ein US-Präsident die Stadt, die sein Land vor 71 Jahren mit einer einzigen Bombe in Schutt und Asche legte. Rechtfertigungen zum Abwurf gab es seitdem viele, aber keine Entschuldigungen. Ob die aus dem Munde des Präsidenten kommen wird, bleibt fragwürdig, aber Obama und seine Redenschreiber werden das ganze schon geschickt über die Bühne bringen. Allerdings wurde soeben bekannt, dass keine grosse Rede geplant sei.
Und wie gerne würde ich doch bei einem G7-Gipfel Mäuschen spielen. Geht es bei den Einzelgesprächen bitterernst zu? Oder sarkastisch gar?
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Zudem kam heute ans Licht, dass die französischen Behörden zwei insgesamt 1,3 Millionen Euro schwere Überweisungen aus Japan an ein Konto in Singapur untersuchen – jenes Konto gehört einem zwielichtigen IOC-Funktionär, und da in Verbindung mit der Überweisung auch die Worte “Olympische Spiele” verbunden waren, hegt man den Verdacht, dass die Olympischen Spiele in 2020 womöglich gekauft waren. Wen wundert’s? Nachrichten dieser Art ist man ja nunmehr gewohnt. Auch in Japan ist Korruption kein Fremdwort, auch in Japan wird gern mit gezinkten Karten gespielt — und doch: Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, so wird das doch ganz schön an der Volksseele kratzen.