Da ist die Katze also aus dem Sack: Fukuda, der 28. Ministerpräsident Japans seit Beendigung des 2. Weltkrieges, ist heute zurückgetreten. Richtig überraschend kam das nicht – was er auch machte, es kam einfach nicht an in der Bevölkerung. Besonders unpopulär war die Reform der Krankenkassen, aber eigentlich auch alles andere. Selbst eine Kabinettsumbildung vor einigen wenigen Wochen konnte ihn nicht mehr retten – die Zustimmung zu seiner Politik liegt bei unter 30%.
Teilweise war er auch zur falschen Zeit am falschen Platz: Japan bewegt sich langsam in Richtung Rezession, und die Opposition hat das Oberhaus fest im Griff und blockiert so ziemlich jede Gesetzesvorlage.
Nun bleibt nur abzuwarten, wer den 72-Jährigen Fukuda ablösen wird. Oder werden sogar Neuwahlen angesetzt? Man darf gespannt sein. Der Verschleiss ist jedenfalls nachwievor hoch: Seit 2005 bin ich hier, und schaue nun der Krönung des vierten Ministerpräsidenten in diesem Zeitraum gelassen ins Auge.
Das Wort des Tages: 辞任表明 (jinin hyōmei) – verlassen – Pflicht – zeigen – klar machen. Zu deutsch: Die Rücktrittserklärung.
Auf dem Weg heute zur Arbeit habe ich diese Nachricht im lokalen Info-Radio gehört. Bist mal wieder äußerst schnell bei der Sache. Wie sehen das eigentlich die Japaner mit der Beständigkeit ihrer Politiker. Alle zwei Jahre (im Schnitt) einen neuen Regierungsfritzenzeugt doch nicht gerade von Kontinuität. Und das mit Ober- und Unterhaus kennt man ja zu genüge.
Wow, da habe ich die Nachrichten doch richtig entziffern können.
Ich finde, es sollten Neuwahlen angesetzt werden. Abe wurde von Fukuda abgelöst, hat nichts gebracht, und jetzt eine weitere Ablöse wird, so denke ich es mir, keine große Veränderung der öffentlichen Meinung bringen, oder wie sind die Japaner da drauf?
Grüße aus Hiroshima.
@Terry
Wenn man Desinteresse an Politik einem Volk zuordnen sollte, würde ich Japaner als erstes nennen. Allgemeines Kopfschütteln, kann man da nur sagen. Übrigens sagen die schnellen Wechsel nichts über die Parteienlandschaft aus: die Liberaldemokraten beherrschten Ober- und Unterhaus seit dem Krieg nahezu ununterbrochen. Viele Ministerpräsidenten gehen wegen Skandalen und/oder gesundheitlichen (wenn nicht gar noch ernsteren) Gründen.
@Shikayama
Wird wohl auf Neuwahlen hinauslaufen (und dann wird es spannend!), denn die jetzige Situation im Unter- und Oberhaus ist einfach unhaltbar.
Kam übrigens am Montag überraschenderweise sogar in Deutschland in den Nachrichten (auf Arte jedenfalls)
Manohman, da ist man mal zwei Tage nicht zuhause und dann sowas.
Wer hat noch nicht, wer will nochmal?
Nun ja man muss aber auch zugeben das man den Wahlfatalismus der Japaner fast schon verstehen kann.
Die MP kommen und gehen die Politik bleibt.
Immerhin ist Fukuda ohne Yakusuni-Schrein Besuch ausgekommen. Der ist ja ein populärer Ruecktrittseinleiter ;)
Meine Kollegen meinten auch erstaunt “Wie der war nicht da und Tritt zurück… komisch”
In einem Roman den ich letztens las wurde behauptet, das Japan nicht von den gewählten Politikern regiert wird, sondern in Wirklichkeit von den auf Lebenszeit besetzten Bürokraten.
Und so sieht es fast aus.
Der japanische Wähler hält sich wohl an den Satz
“Wahlen ändern nix, sonst wären sie verboten”
Was ich als Berufspessimist für sehr deprimierend halte.
Japan ist meiner ganz privaten Meinung nach da wo die BRD wohl bald auch sein wird.
Das Wahlvolk wird frustriert aufgeben.