BlogAnti-Russisches Komplott im Sumo?

Anti-Russisches Komplott im Sumo?

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Ich hatte bereits einmal hier über die Internationalisierung des japanischen Aushängesports, dem Sumo, geschrieben. Was da aber momentan geschieht, ist äusserst verdächtig. Und schlägt so hohe Wellen, dass die Nachrichten darüber bereits am Folgetag des Rücktritts des Ministerpräsidenten letzteren von Platz 1 in allen Nachrichten verdrängten:
Die Sache begann letzte Woche schon eigenartig: Wakanoho, ein russischer Kämpfer, vergass irgendwann sein Portemonnaie. Das wurde später bei der Polizei abgegeben, und die fanden darin wohl eine Zigarette – mit Marihuana. Grosse Aufruhr setzte ein, und Wakanoho’s Wohnung und “Stall” wurden durchsucht. Der Sumo-Verband kündigte an, es gebe kein Pardon (Wer es noch nicht weiss: Grass wird hier mit Heroin und Kokain usw. auf die gleiche Stufe gestellt).
Diese Woche ging es weiter: Plötzlich wurden zwei weitere russische Ringer (eines anderen Verbandes) positiv auf Marihuana getestet: Roho, der in der obersten Liga kämpft, und sein Bruder Hakurozan (2. Liga). Sofort wurden auch deren Wohnungen und der Verband durchsucht.
Hmm. Das ganze ist schon sehr eigenartig. Alle drei verneinen die Anschuldigungen, und auch so sind Russen nicht unbedingt als die grössten Grasraucher auf diesem Planeten bekannt. Alles also sehr seltsam, aber eins steht schon mal fest: Dem Sumo, vor allem von erzkonservativen Japanern geliebt, wird das ganze ordentlich schaden – dabei begann sich der Sport gerade von einem anderen Skandal zu erholen, bei dem ein junger Ringer beim Training geradezu zu Tode geprügelt wurde.
Das Wort des Tages: いかがわしい – ikagawashii. Bedeutet anrüchig, verdächtig.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

7 Kommentare

  1. An die Georgier hatte ich im ersten Moment auch gedacht ;). Ich kann mich noch dunkel an die Olympischen Winterspiele erinnern, bei denen erstmals Skateboarden olympisch war (Vielleicht Nagano?) Da war ein Sportler auch positiv auf THC getestet worden. Naja, dachte ich, nichts besonderes bei den Boardern. Dann wurde dies als Doping gewertet. Wie bitte? Haben die Angst, dass die zu langsam fahren? Aber, wenn ich jetzt lese, dass der Konsum von Gras ein schwerstkriminelles Delikt in Japan darstellt, dann frage ich mich, ob der arme Kiffer noch in Japan inhaftiert ist.

    was haben denn die grasrauchenden Kolosse zu erwarten?

  2. @Hamu-Sumo
    Richtig erfasst! Stasishvili ist überall ;-)

    @doc
    “Sportzigarette”… auch noch nicht gehört. Verdammte Hippies ;-)

    @Terry
    Gute Frage, wirklich! Ausländische Sumo-Ringer müssen normalerweise die japanische Staatsbürgerschaft annehmen, um oben mitmischen zu dürfen. Ausländer erwartet normalerweise die Abschiebung – und ein Verbot, in den folgenden x Jahren in Japan einzureisen.
    So sie die japanische Staatsbürgerschaft haben, können sie recht problemlos in den Bau kommen für ein paar Monate (falls man mehr findet Jahre). In den Profi-Sumo-Sport jedenfalls werden sie wohl nicht mehr zurückdürfen.

  3. Die Hintergründe sind noch unklar,aber nach dem Turmult um Asashoryu im letzten Jahr und dem Tod eines Nachwuchsringers, scheint die Reihe der Skandale, die diesen interessanten Sport begleiten, nicht abzureissen. Ich habe mir jedenfalls die Zusammenfassungen aller wichtigen Bouts der letzten Tournamente auf NHK angesehen und finde es bedauerlich, dass Sumo in Japan so in die negativen Schlagzeilen gekommen ist. Eines von vielen Problemen ist, dass es nicht mehr genügend japanische Nachwuchsringer gibt, die das harte Training bestehen. Dass dann auch noch der bulgarische Kotooshu Yokozuna Asashoryu geschlagen hat, giesst nur noch mehr Öl aufs Feuer.

  4. Aus welchen grund verdaechtig? Sie haben doch zugegeben in LA ein geraucht zu haben! Nun haben sie VISA probs und buhlen um Mitleid, selber schuld sag ich dazu nur.

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