BlogFilmkritik: Godzilla Minus One

Filmkritik: Godzilla Minus One

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Da nichts weiter anstand, und da es sowieso einfach mal wieder Zeit dafür war, ging es am Sonntag mal wieder ins Kino — mit Junior, und die Entscheidung, was wir sehen wollen, fiel umgehend und einstimmig: Godzilla Minus One. Der Film erschien zwar schon im November vergangenen Jahres, aber er ist trotzdem ein paar Zeilen wert. Zum Beispiel das Setting, denn dieser Streifen spielt hauptsächlich in der zweiten Hälfte der 1940er, also in den letzten Tagen des Krieges und den Jahren danach. Eine Zeit, in der man Godzilla eigentlich nicht brauchte, denn es war ja schon alles kaputt in Japan. Und das gilt nicht nur für Tokyo, das nach dem schweren Kanto-Erdbeben 1923 in gut 20 Jahren wieder aufgebaut wurde, nur um 1945 während der verheerenden Luftangriffe wieder zu Asche zu werden, sondern auch für den Helden der Geschichte, Kō, gespielt von Ryunosuke Kamiki. Dieser gehörte nämlich zu einer 特攻tokkō-Einheit, auf gut Deutsch ein Kamikazeflieger. Wäre alles seinen normalen Gang gegangen, wäre er also eigentlich gar nicht am Leben. Und das wurmt ihn natürlich – er ist der festen Überzeugung, dass sein Krieg noch nicht zu Ende ist.

Hauptdarsteller #2 ist unser lieber Freund Godzilla, dem Kō bereits in den letzten Tagen des Krieges begegnet ist. Diesem 怪獣kaijū wurden nun also schon sage und schreibe 37 Filme gewidmet — allein 5 in den vergangenen sechs Jahren. Und wie fast jedes Mal legten die Filmemacher hier wieder eine Schippe drauf – die Zerstörungskraft und Boshaftigkeit des rätselhaften Monsters ist wahrhaft überwältigend und in Sachen Spezialeffekte extrem gut gelungen. Hinter Hollywood braucht man sich da auf gar keinen Fall verstecken.

Aber es geht ja nicht nur um die radioaktive Echse, sondern auch um Kō, und, so verlangt es die ungeschriebene Regel des japanischen Gegenwartsfilms, eine allerliebste Frau an seiner Seite — in Gestalt von Noriko, gespielt von Minami Hamabe, die einfach so in sein Leben stolpert und bei ihm einzieht, zusammen mit Akiko, einem von Noriko aufgelesenen Findelkind. Wer gängige japanische Filme kennt, kann sich hier natürlich bereits vorstellen, wohin der Hase rennt.

Hin und wieder nimmt der Film Bezug auf wahre historische Ereignisse — es gibt sogar historische Aufnahmen von General MacArthur und der Operation Crossroads (erste Atomwaffentests im Bikini-Atoll). Natürlich ist der Film dabei insbesondere deshalb interessant, weil er versucht, ein reales Bild der Verhältnisse im Nachkriegstokyo zu zeigen, in einer Zeit, als die Stimmung von völliger Resignation in zarten Optimismus umschwankte.

Ein paar schauspielerische Highlights gibt es auch — Sakura Ando zum Beispiel brilliert als anfangs bärbeißige, aber herzensgute Nachbarin Sumiko. Auch Kōs Arbeitskollegen – die Besatzung eines Minenräumers – machen Spaß, zuzusehen. Es gibt aber etliche unglaubwürdig erscheinende Wendungen im Plot, bei denen man sich wundert, wie so etwas möglich ist. Alles in allem ist Godzilla Minus One jedoch ein Film, der großen Spaß macht, und der am besten auf großer Leinwand genossen werden sollte. Insbesondere die technische Umsetzung, da waren sich mein Sohn und ich ebenfalls einig, war absolut brilliant.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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