Der Name klingt schon verdächtig. Euro. Hops. Erst recht für ein Getränk, dass es so nur in Japan geben kann oder darf: Ein “Bier” dritter Klasse. Zur Erinnerung: Japan’s seltsame Biersteuer sorgt dafür, dass eben jener Zaubertrank unverhältnismäßig teuer ist. Für eine kleine Dose (330 ml) trinkbaren Bieres zahlt man im Laden in der Regel 200 Yen und mehr (also gute 2 Euro). Für ein “Bier” zweiter Klasse, 発泡酒 Happōshu – wörtlich: Sprudelalkohol zahlt man “nur” noch um die 150 Yen. Der Grund für die niedrigere Steuer ist die Verwendung “anderer” Zutaten, die das Bier zum “Unbier” werden lassen. Das geschieht seit den 1990ern. Der Staat war freilich nicht faul und erfand eine andere Steuer, um auch dieses Unbier 2. Klasse extra zu besteuern. Also dachten sich die Brauereien etwas Neues aus (seit ca. 2007): 第三のビール “Dritt(klassig)es Bier”. Das darf nicht auf Malzbasis hergestellt sein, und es muss “andere Spirituosen” enthalten um den Alkoholgehalt zu erreichen. Der Preis: um die 100 Yen pro Dose. Und Kopfschmerzen, wenn man zuviel davon trinkt (noch nicht ausprobiert).
Diese ganze Geschichte ist natürlich völlig unsinnig: Es ist ein Katz- und Mausspiel, bei dem nur einer den kürzeren zieht: Der Alkoholgourmet aka Endverbraucher. Aber so ist es nun mal. Und da tauchte also plötzlich der Name “Eurohops” auf. Ein “drittklassiges Bier” – für ca. 75 Yen die Dose. “Gebraut im Heimatland des Bieres (ähem, räusper!!!) Belgien”. So steht es jedenfalls auf der Dose. Ohne den Namen der Brauerei in Belgien zu nennen. Die schämt sich wohl für das Gebräu? Also einfach mal ein bisschen recherchiert, und siehe da: Eurohops kommt von Brouwerij Palm (Palm Breweries), einer großen belgischen Brauerei. Und es ist mal wieder interessant zu sehen, wie Kapitalismus funktioniert: Obwohl importiert und ganz offensichtlich nur für Japan entwickelt, ist Eurohops sogar noch billiger, ich meine natürlich preisgünstiger, als die japanischen Artgenossen.
Ob es schmeckt? Nun ja, es ist genießbar. Was man aber auf gar keinen Fall machen sollte, ist folgendes: Ein richtiges Bier trinken (zum Beispiel Suntory Premium Malts, meiner Meinung nach das beste Bier Japans, von Microbreweries freilich abgesehen, oder Ebisu) und danach ein Eurohops trinken. Schlechte Idee. Ganz schlechte Idee!
Immerhin hat sich ein Besuch auf der Webseite von Palm Breweries etwas gelohnt. Das dürfte die witzigste Altersfreigabe im weltweiten Netz sein: palm.be/en.
Also Malz scheint ja doch verwendet zu werden. Oder gilt es nicht wenn fertiges Happoshu als Zutat angeführt wird? xD
Ingredients : Happoshu (Malt, Barley, Corn Starch and Hops), Spirits (Barley and Rice)
Alcohol content : 5% by volume
Volume : 330ml
http://www.fujitrading.co.jp/ihq/e/eurohops/profile.html
Ja, Malz wird durchaus verwendet. Die Regelung betrifft nicht nur die Zutaten, sondern auch die Brauweise. Wahrscheinlich wird da einfach nur später Malzessenz zugeträufelt… wer weiß. Ich möchte es gar nicht wissen … :(
Naja aber Belgien hat ja schon eine sehr reiche Biertradition. Und besonders die Klosterbiere sind nun wirklich weltbekannt. Die haben halt nicht dieses restriktive Reinheitsgebot.
Das ist ja richtig. Für mich ist die Heimat des Bieres allerdings nachwievor Tschechien. Obwohl die ja auch nicht die ersten waren, wie es scheint.
Also die Altersfreigabe ist wirklich witzig gemacht … Das Bier wäre vielleicht ein nettes Mitbringsel für die Nachbarn, die man nicht mag ;)
Dieses “Zeuchs” ist wirklich widerlich. Mir hat mal so eine freundliche Dame während einer Tour in der Sapporo-Brauerei auf Kyushuu sowas angeboten und meine Alarmsirenen gingen zu spät an. Ganz neues Produkt und super günstig, so so, da hätte ich wirklich misstrauisch werden müssen. Aber ihr Ausschnitt hat mich wohl zu sehr abgelenkt.
Kurz gesagt: fürchterliches Zeug, dieses Bier dritter Klasse. Ich fand ja Happo schon schlimm genug, aber das “Zeuch” geht ja mal garnicht.
Witzig ist nicht nur die Alterfreigabe, wie ich finde, sondern auch so einige andere Dinge auf der Website.
Die Heimat des Pilses ist Tchechien.