Heute wurden die Namen von vier in den letzten Jahren entdeckten (sprich synthetisch hergestellte) Elementen bekanntgegeben¹: So wird in Zukunft Element 115 Moscovium (Mc), 117 Tennessine (Ts), 118 Oganesson (Og) – und Element 113 Nihonium (Nh) heissen. Der Name Japonium stand wohl auch zur Diskussion, aber man entschied sich dann doch für den Landesnamen in der Landessprache. Ganz offiziell ist das jedoch noch nicht: Das endgültige OK erfolgt erst in ein paar Monaten durch das International Union of Pure and Applied Chemistry, das erstmal feststellen muss, ob wirklich alle Kriterien erfüllt wurden (Wiederholbarkeit des Experiments usw. – man hat das Element aber bereits drei Mal erfolgreich hergestellt. Immerhin ist Nihonium auch das erste Element überhaupt, dass in Asien entdeckt wurde. Viel Freude hat man an dem Element zwar nicht – man kann nur ein paar Atome herstellen, und die zerfallen in ein paar Tausendstelsekunden wieder, aber das ist nicht verwunderlich, da alles oberhalb der 105 (wenn ich mich recht entsinne) diese Merkmale aufweist.
Nach Darmstadt, Berkeley und Ytterby kommt nun also auch Japan zu der Ehre. Und die japanischen Forscher des Riken-Instituts begründeten ihre Nameswahl damit, dass sie damit dem japanischen Volk für seine Unterstützung danken wollen. Recht so – Riken wird ja auch von Steuergeldern finanziert. Unüblich ist das nicht: In den vergangenen Jahren wurden Elemente häufig nach dem Entdeckungs/Forschungsort benannt. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Kim Jong-un beim lesen solcher Nachrichten auf die Idee kommt, dass das nordkoreanische Volk ebenso ein Element benennen sollte. An der Herstellung vom Kim-Il-Sungium wird vielleicht sogar schon gebastelt, wer weiss.
Im Japanischen benutzt man übrigens nur für 15 Elemente Schriftzeichen – das ist etwas schade und schwer zu lernen, denn Namen wie den für Brom liessen sich um ein vielfaches einfacher merken, und man weiss auch gleich, woran man bei dem Element ist:
Schriftzeichen | Lesung | Bedeutung | Übersetzung |
---|---|---|---|
水素 | suiso | Wasser-Element | Wasserstoff |
鉄 | tetsu | Eisen | Eisen |
白金 | hakkin | weisses Gold/Metall | Platin |
銅 | dō | Kupfer | Kupfer |
銀 | gin | Silber | Silber |
金 | kin | Gold | Gold |
水銀 | suigin | Wasser-Silber | Quecksilber |
亜鉛 | aen | Sub-Blei | Zink |
炭素 | tanso | Kohle-Element | Kohlenstoff |
酸素 | sanso | Säure-Element | Sauerstoff |
硫黄 | iō | Schwefe-Gelb | Schwefel |
鉛 | en | Blei | Blei |
窒素 | chisso | Stick-Element | Stickstoff |
臭素 | shūso | Stink-Element | Brom |
塩素 | enso | Salz-Element | Chlor |
Wer unbedingt möchte, kann noch eine Handvoll weiterer Elemente mit Schriftzeichen schreiben – so zum Beispiel ケイ素 (珪素) keiso Silicium) oder ヒ素 (砒素) hiso Arsen, aber da die Schriftzeichen eher selten sind, bevorzugt man die Katakana+素 (Element)-Schreibweise. Das Gros der Elemente wird jedoch gänzlich mit Katakana geschrieben. Da haben es die Chinesen leichter oder schwerer – je nachdem, wie man es nimmt: Germanium wird auf Japanisch ゲルマニウム (Gerumaniumu) geschrieben, auf Chinesisch hingegen 锗 zhě (was rein gar nichts mit Deutschland zu tun hat – man hat einfach ein Zeichen mit dem Element Metall zum Schriftzeichen bestimmt).
Japanische Periodensysteme und vieles mehr kann man übrigens kostenlos bei der Webseite des MEXT (Ministerium für Bildung, Wissenschaft usw.) herunterladen – siehe zum Beispiel unten:
¹ Siehe unter anderem hier.
Wieder mal ein sehr schöner Artikel!
Aber ケイ素 ist auf Deutsch nicht Silikon, sondern Silicium. Silikon ist kein Element, sondern ein Polymer aus Silicium- und Sauerstoffatomen.
Weia. Auf Deutsch schreiben und dabei auf Englisch denken geht nicht gut.
Vielen Dank für den Hinweis.
danke für den artikel!
ich hab mich nur gefragt warum sie nicht “nipponium” statt “nihonium” genommen haben? ich bin ja im normalfall nicht für die nationalistische variante, aber nihonium klingt echt.. naja.