Es ist O-bon, die Zeit, in der die Seelen der Toten auf die Erde zurückkehren- und die meisten Japaner zu ihren Heimatorten und/oder dem Ort, an dem die Ahnen begraben sind. So auch Yoshiki, ein zwei Jahre alter Knirps, der mit seinen Eltern die Großeltern besuchte – diese leben auf einer kleinen Insel in der Seto-Binnensee, in der Präfektur Yamaguchi. Dort schnappte sich der Opa Yoshiki und seinen ein Jahr älteren Bruder und lief mit ihnen zum rund 400 Meter entfernten Strand, doch der Knirps hatte nach 100 Metern keine Lust mehr, drehte um und wollte nach Hause gehen. Dort kam er jedoch nicht an.
Auch am nächsten Tag kam er nicht zurück, und eine groß angelegte Suchaktion mit über 300 Polizisten und anderen Helfern begann. Auch Obata, ein 78-jähriger Rentner aus Oita, hörte davon und machte sich auf den Weg, um zu helfen. Das machte er nicht zum ersten Mal – er reiste schon oft als Freiwilliger im Land umher, wenn Hilfe gefragt war. Seit dem Verschwinden des Jungen waren nun schon 68 Stunden, also fast drei Tage, vergangen. Man befürchtete das Schlimmste, schließlich lagen die Temperaturen tagsüber konstant über 30 Grad, was gerade für Kleinkinder gefæhrlich ist.
Obata lief zum Haus der Großeltern und machte sich sofort, unabhängig von den anderen Helfern, auf die Suche. Keine 30 Minuten später und nur gute 500 Meter vom Haus entfernt antwortete eine Kinderstimme auf sein Rufen nach des Kindes Namen: 僕、ここ! (Boku, koko – Ich bin hier!). Und da saß der Junge, auf einem bemoosten Stein, in einem kleinen Bächlein, auf einem kleinen Berg. Nach Auskunft der Ärzte war er zwar leicht dehydriert, aber alles in allem in sehr guter Verfassung.
Es ist ein kleines Wunder, und natürlich begeistert sich ganz Japan an dieser herzzerreissenden Geschichte. Der Held der Geschichte, Obata, erklärte seinen schnellen Erfolg mit einfacher Psychologie: Kleine Kinder laufen selten abwärts, wenn sie allein sind, sondern eher aufwärts. Und was für Erwachsene wie ein dichter Busch aussieht, kann für einen Dreikäsehoch wie ein formidabler Pfad aussehen. Während also die Polizei naturgemäß vom schlimmsten ausging und die örtlichen Gewässer und dergleichen absuchte, setzte sich der Retter in die Lage des Kindes herein und wurde dort fündig, wo noch keiner gesucht hatte. Niemand war offensichtlich davon ausgegangen, dass ein zweijähriger auf den Beg hinter dem Haus klettern würde.
Man kann vor Obata einfach nur seinen Hut ziehen. Und hoffen, dass die Polizei davon lernt. Und der Junge hatte einfach nur ein Riesenglück. Instinktiv hatte er sich den schattigsten und feuchtesten Platz in der Gegend ausgesucht und überlebte so drei Tage lang unversehrt. Ein O-bon, das viele nicht vergessen werden – vor allem aber nicht die Eltern des Kindes.
“Kleine Kinder laufen selten abwärts, wenn sie allein sind, sondern eher aufwärts” Ja das kann ich auch bestaetigen. Vor ein paar Monaten ist mir mein 2jaehriger aus dem Haus ausgebuext. Leider war die Eingangstuer nicht verschlossen. Wir haben es erst ein paar Minuten spaeter gemerkt und ich habe Ihn dann zum Gluech recht schnell auf dem Berg hinter dem Haus gefunden.