Heute zog der Taifun Phanfone durch die Hauptstadtregion. Angekündigt wurde der selbige mit soviel Trara, dass selbst die Tagesschau darüber berichtete. Gegen 9 Uhr sollte die Sturmzone Tokyo erreichen. Gegen halb neun regnete es stark, aber die Züge noch fuhren, machte ich mich trotzdem auf den Weg zum Büro. Und mit ganzen 5 Minuten Verspätung kam ich dort auch an. Den Rest des Taifuns bemerkte ich danach eigentlich kaum, und gegen halb eins war der Himmel blau. Alles halb so wild.
Interessanterweise hat man jedoch im Nachbarbezirk, Minato-ku (der Shinkansen-Bahnhof Shinagawa liegt dort zum Beispiel) zum ersten Mal überhaupt grossflächige Evakuierungswarnungen herausgegeben: Insgesamt 23’000 Haushalte wurden aufgefordert, die Wohnungen zu verlassen und in Evakuierungszentren (in der Regel sind das Schulen) Schutz zu suchen. Der Grund: Im gleichen Bezirk gibt es unzählige Böschungen, die zwar fast ausnahmslos bebaut sind, aber trotzdem ins Rutschen kommen können. Jedoch: Laut Japan Times kam genau 1 (ein!) Haushalt der Warnung nach – der Rest scherte sich nicht darum, war nicht zu Hause oder hat es nicht mitbekommen. Einer von 23’000 Haushalten! Alle Achtung. Und passiert ist letztendlich … nichts.
Wie es aussieht, hat Japan mit seinen Frühwarnsystemen noch allerhand zu tun. Wenn etwas wirklich Schlimmes passiert, wie der Vulkanausbruch am Ontake-san in der vergangenen Woche mit über 50 Toten oder die massiven Erdrutschen in Hiroshima im August dieses Jahres mit 74 Toten (siehe Wikipedia) gibt es keine Warnung, oder wenn dann erst viel zu spät, doch dann gibt es andererseits Warnungen, die, wie im heutigen Fall aus verständlichen Gründen, ignoriert werden beziehungsweise überzogen scheinen. Fazit: Es scheint an Geographen zu mangeln. Hey, hier ist einer!
Wahrscheinlich ist man im Angesicht der kürzlich passierten Ereignisse etwas übervorsichtig. Dennoch ist es richtig Warnungen auszusprechen. Ob sich sich die Leute daran halten ist wieder eine andere Sache. Und Taifune sind eben doch etwas berechenbarer als Vulkanausbrüche.
Ich hoffe dass im Ernstfall nicht genau dieser Haushalt dann auch noch zu Hause bleibt. (Aus lauter Scham und Gruppendynamik.) Das wäre ja zu zynisch.
Naja, der nächste, noch grössere Taifun ist ja auch schon wieder im Anmarsch. Hoffen wir das beste.
Bleibt gesund, trocken und passt auf euch auf!