Es will kein Ende nehmen, und die Problematik ist der in Deutschland recht ähnlich: Der seit Januar herrschende und bereits ein Mal verlängerte Ausnahmezustand brachte zwar sichtbar sinkende Zahlen — waren sie in Tokyo anfangs an einigen Tagen vierstellig, so sind es jetzt im Schnitt rund 250 Neuinfektionen pro Tag — doch die neuen Mutationen breiten sich auch in Japan offensichtlich rasant aus und lassen befürchten, dass nach Aufhebung des Ausnahmezustandes sofort eine vierte Welle beginnt.
Der Ausnahmezustand galt für 11 Präfekturen und wurde im Februar vorzeitig für einige Präfekturen (wie zum Beispiel Fukuoka, Osaka und Aichi) aufgehoben, doch nun wird zunehmend laut darüber nachgedacht, den am 7. März endenden Ausnahmezustand vorerst um zwei Wochen zu verlängern. Und nicht nur das: Die Einreisegenehmigungen wurden erneut verschärft – auch für deutsche Staatsbürger. Die benötigten schon vorher eine gültige Aufenthaltsgenehmigung, aber bisher reichten zwei Wochen Quarantäne in einem Haus oder Hotel seiner Wahl (was kaum überprüft wurde). Ab Freitag müssen Einreisende dann erstmal drei Tage unter Beobachtung in einer von der Regierung festgelegten Unterkunft verbringen, bevor sie in Quarantäne gehen “dürfen” – vorausgesetzt, die letzten Tests waren negativ. Getestet werden soll dabei auch auf die Mutationen.
Apropos Test – wenn es etwas gibt, was die japanische Regierung konsequent in dieser Pandemie durchzieht, dann ist es der Unwillen, großflächig zu testen. Begriffe wie “Tests für zu Hause” oder “regelmäßige Tests an Schulen” und dergleichen sind hier undenkbar. Auch mit den Impfungen liegt man, zumindest im Vergleich mit anderen Ländern, ganz weit hinten: Bis jetzt wurden gerade Mal circa 40,000 Menschen geimpft – zumeist medizinisches Personal. Erst ab Anfang April will man damit beginnen, die rund 36 Millionen über 65-jährigen zu impfen.
In Tokyo kann man zunehmend beobachten, dass immer mehr Restaurants und Kneipenwirte auf den Ausnahmezustand pfeifen: Waren anfangs wirklich alle Läden wie von der Regierung ab 20 Uhr geschlossen, so haben jetzt viele auch noch weit nach 20 Uhr geöffnet — und sind voll mit Gästen. Die angekündigte Verlängerung des Ausnahmezustandes wird als solche deshalb wohl herzlich wenig bewirken. Man macht, was man immer getan hat – man wurstelt sich irgendwie durch und hofft, dass irgendwann alles vorbei ist. Eine Taktik, die Japan in dem nun mehr als einen Jahr andauernden Zustand erstaunlich gut gemeistert hat – das ist allerdings kein Lob an die Regierung, sondern eher an den Grossteil der Menschen, der sich stoisch an die Regeln hält.