BlogAusländer in Japan (Nachtrag zum vorherigen Artikel)

Ausländer in Japan (Nachtrag zum vorherigen Artikel)

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Dieser Eintrag bezieht sich auf den vorherigen Artikel zum angedachten Sprachtest für Ausländer in Japan. Den Kommentaren entnehme ich, dass die allgemeine Lage der Ausländer in Japan nicht allzu bekannt ist. Was freilich nicht verwundert – ausserhalb Japans ist nicht viel bekannt darüber. Eine kleine Statistik, um zu sehen, wen die Sprachtests betreffen werden. Zahlen von 2006:

Nationalität     Anzahl     Anteil an Ausländern in %
Korea		598,219		28.7%
China		560,741		26.9%
Brasilien	312,979		15.0%
Philippinen 	193,488		 9.3%
Peru		 58,721 	 2.8%
USA	 	 51,321 	 2.5%
Andere	 	309,450 	14.8%
-------------------------------------
Summe	      2,084,919 	 100%

Von diesen 2 Millionen Ausländern sind nur 6.4% Austauschstudenten – und 12.9% haben ein Visum, da sie mit einem Japaner/einer Japanerin verheiratet sind. Knapp mehr als die Hälfte von ihnen haben eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung. Das sind nicht viele, bedenkt man, das Japan 120 Millionen Einwohner hat.
Interessant ist die Parallele zu Deutschland: Dort entschied man, deutschstämmige Familien, die seit vielen Generationen in Kasachstan, Kirgisien usw. lebten, nach Deutschland ziehen zu lassen.
Der hohe Anteil an Brasilianern und Peruanern in der Liste oben hat den gleichen Grund – vor zahlreichen Generationen sind viele Japaner dorthin ausgesiedelt. Und „dürfen“ nun zurück.
Das brachte in Deutschland Probleme mit sich – viele konnten schliesslich kein Deutsch mehr – und bringt auch Probleme in Japan mit sich. Daher die Sprachtests.
Diese Gruppe sowie die zahlreichen Philippinos dürfte dementsprechend ein Zwangssprachtest am ehesten treffen – nicht die Koreaner und Chinesen. Das aus Gleichberechtigungsgründen auch die „Weissen“ dabei sind, kann man als Kollateralschaden betrachten ;-)
Mehr zu der Lage von Ausländern in Japan bei Gelegenheit.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

7 Kommentare

  1. Wie viele US-Amerikaner darunter wohl zur Armee gehören und daher nicht von evt. Tests betroffen sind, obwohl es nicht schaden würde ihr Japanisch mal zu testen? :D

  2. Ich geh mal davon aus das selbst ich den vorbenannten Weissen Kollateralschaden „biege mich schon vor Lachen“ entziehen kann. Durch meine etwas, nah sagen wir es mal Diplomatisch, nicht so hohen Kenntnisse der Japanischen Sprache und Schrift…. LOL

  3. @Hamu-Sumo
    Interessante Frage – insofern, ob Armeeangehörige überhaupt in der Statistik vertreten sind. Ich nehme mal an, dass sie da nicht reinfallen, da die Stützpunkte territoriale Exklaven sind.

    @Blueschi
    Ich glaube, da besteht kein Grund zur Panik. Denn 1) bemühst Du Dich ja, die Sprache zu lernen, und 2) werden Sie Dich ja wohl nicht Deiner lieben Frau entreissen, bloss weil Du das Kanji für „Pockennarbe“ nicht kennst…

  4. Hab mir die Prozedur schon ausgemalt wie wir alle (Großeltern, Mutter meiner Frau acht Katzen und meine Frau) nach Deutschland ausfliegen lassen nur weil ich beim Test wegen Test-Fieber versagt habe eine herrliche Vorstellung… LOL weiterhin. Sag mal, du kennst das Kanji für Pockennarbe? Ohne jetzt nach zuschauen. Das wäre echt heftig finde ich :-).

  5. Nee, war nur ein Beispiel. „Pockennarbe“ wird ja mit zwei Kanji geschrieben (痘痕 あばた).
    Aber es gibt schon komische Kanji, die man laut Ministerium wissen sollte – 匁 zum Beispiel. Zählt zu den 2000 wichtigsten Kanji, obwohl es maximal in historischen Quellen und auch nur dort sehr selten erscheint.

  6. Was sagt uns das? Die Spinnen die Römer eh Japanischen Minister. Aber mal im ernst es ist schon ziemlich arg böse wenn man bedenkt was an so einer Entscheidung für Schicksale hängen. Ich persönlich könnte das nicht mit meinen Gewissen vereinbaren…

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