Während der 10-tägigen Goldenen Woche habe ich mal wieder keine Kosten und Mühen gescheut, um “Material” zu sammeln, sprich munter durch Japan zu reisen, was natürlich etwas wagemutig war, denn Staus und Menschenmassen waren natürlich zu erwarten. Letztendlich konnte man sich aber halbwegs passabel durchschlagen, und so ging es von Tokyo nach Matsumoto nach Hida, von dort nach Shirakawa-gō über Toyama und Itoigawa nach Shiga-Kōgen und Nagano, dann nach Oze und zum Tanigawa-dake und von dort zurück.
In 糸魚川 Itoigawa, einer kleinen Stadt am Japanischen Meer in der Präfektur Niigata, machten wir kurz Rast, um nach Atzung zu suchen – und das eigentlich nur, weil wir dort sowieso durchfahren mussten, und ohne besonderen Plan. Im Zentrum fanden wir auch relativ schnell ein zünftiges, nagelneues und schön eingerichtetes Sobarestaurant, aber die Umgebung war seltsam: Obwohl mitten im Stadtzentrum gelegen, war rundherum sehr viel Platz. Ein Bild über der Kasse des Restaurants erinnerte mich jedoch daran, weshalb dort so viel Platz war. Das Bild zeigte die qualmenden Überreste eines Hauses. Zwei, drei Metallträger ragten aus dem Schutt, mehr nicht. Richtig – da war doch mal was, und das war auch gar nicht so lange her: Am 22. Dezember 2016 brach nämlich am Vormittag in einem Chinarestaurant im Zentrum der Stadt ein Brand aus – Grund war ein angelassener Gasherd. Die Bausubstanz im alten Zentrum bestand dabei grösstenteils aus Holzhäusern, mit überdachten Passagen und so gut wie keinem Zwischenraum zwischen den kleinen Häusern. Hinzu kam ein starker Fönwind aus den Bergen im Süden, der sofort eine regelrechte Feuerwalze generierte, die sich unerbittlich durch die Altstadt frass. Wie durch ein Wunder gab es nur ein paar Verletzte – alle konnten rechtzeitig evakuiert werden.
Das Ergebnis: 4 Hektar (quasi 200 Meter mal 200 Meter) mitten im Stadtzentrum brannten sehr schnell nieder – 120 Häuser wurden völlig vernichtet, 27 Häuser teilweise. Der Großbrand war der schwerste in einem japanischen Stadtzentrum seit dem Großbrand von Sakata im Jahr 1976, als fast 1’800 Häuser niederbrannten (gemeint sind natürlich Brände, die nicht von Erdbeben oder Tsunamis ausgelöst wurden).
Im manchen japanischen Städten (auch in einem Stadtteil von Kyoto, wie ich im Dezember erst feststellen konnte), laufen die Bewohner nachts durch die Straßen, schlagen zwei Hölzer zusammen und rufen “火の用心” (hi no yōjin) – “Brandgefahr” – zu recht ist man in Japan da äußerst vorsichtig, denn die dichte Bebauung und die Tatsache, dass viele Häuser aus Holz gebaut werden, können schnell zu Feuersbrünsten führen.
Mehr zu Itoigawa und der Umgebung sicherlich später, denn die Gegend ist geologisch höchst interessant. Ach ja: Wer in der Gegend unterwegs ist — das besagte Sobarestaurant そば処 泉家 (Izumiya) ist sehr zu empfehlen!
“…laufen die Bewohner nachts durch die Straßen, schlagen zwei Hölzer zusammen und rufen „火の用心“ (hi no yōjin) – „Brandgefahr“ …”
Das gab es am Anfang der Heisei-Ära auch in Tokyo, als ich dort (in Nerima-Ku) lebte. Ich erinnere mich noch gut; ich fand das damals sehr “exotisch” und interessant.
… , laufen die Bewohner nachts durch die Straßen, schlagen zwei Hölzer zusammen und rufen „火の用心“ (hi no yōjin) – „Brandgefahr“ …
Wir haben das vor einigen Jahren auch in Tokyo in Oshiage erleben können. Das war schon schön exotisch.