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Wenn Mönche zurückschlagen…

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Es ist weitgehend bekannt, dass man in etlichen japanischen Tempeln übernachten kann — das habe ich selbst auch schon gemacht (siehe unter anderem hier), und nicht wenige Japanbesucher nehmen nicht allein deswegen den weiten Weg zum buddhistischen Refugium Kōyasan auf sich. Die Tempelherren sind dabei keineswegs faul – so findet man sie auch auf einschlägigen Portalen wie Booking.com, das unter anderem davon lebt, dass die Besucher, wie auch bei TripAdvisor & Co, ihre Kommentare und Bewertungen hinterlassen können. Das ist natürlich vor allem bei Tempelübernachtungen interessant, denn es handelt sich ja nicht um ein Hotel. Dennoch bezahlen die Besucher natürlich mehr oder weniger gutes Geld für die Übernachtung und messen die Herberge dementsprechend nicht selten an den üblichen Kriterien. Sprich, es wird gemeckert, was das Zeug hält. Ein buddhistischer Priester im Sekishoin, einer Tempelherberge in besagter Tempelstadt Koyasan, hat offensichtlich genug von den ganzen Meckereien und schlägt in seinen Kommentaren zu den Gästebewertungen zurück. Besagter Priester ist übrigens selbst Ausländer.
So schreibt ein Besucher:
Setting beautiful- interesting but would not want a repeat visit to stay at this temple
With one exception – surly attitude of staff.

und die Antwort des Mönchs:

Please stop suffering the paranoia
I do not think I want you to come again
What did the staff do? Was not it warm?
I’m getting tired of your delusions

oder hier:
Staff very unfriendly. Not very clean.
mit der Antwort:

Where does it say that we have to be friendly…?
You an adult, please act like one.
We gave you the hospitality and service that you deserved.
Good day.

Einige Besucherkommentare sind äusserst unfreundlich — etliche Antworten des Mönches allerdings auch. Zur unterhaltsamen Lektüre geht es hier.
Man stösst schnell auf das übliche Dilemma: Viele beschweren sich über die Kälte im Tempel und über unfreundliche Mönche, sowie über fades und kaltes Essen. Das ist typisch für so manche Touristen — es ist nun mal ein Tempel, und dort herrschen andere Gesetze. Sehr viele Besucher beschweren sich auch – mitunter bilderreich – über unhygienische Zustände. Auch diese Kommentare werden jedoch schroff abgebürstet, und da wird es dann seltsam. Wenn sich so viele Gäste über Haare in den Betten und seltsame Gerüche im Bad und in den Zimmern beschweren, dann scheint ja irgend etwas daran wahr zu sein. Auch der bissige Kommentare, dass man nicht alles erledigen kann, denn es seien ja schliesslich nur 5 Mönche, die sich um bis zu 100 Touristen (die alle kein Japanisch sprechen) kümmern müssen, ist etwas seltsam. Wenn dem so ist, warum reduziert man dann nicht die Anzahl der Gäste?
Fazit: In einem japanischen Tempel zu übernachten kann eine sehr interessante Erfahrung sein, aber man sollte wissen, worauf man sich da einlässt, denn es handelt sich nicht um ein Hotel. Punkt. Nächstes Fazit: Tempelherbergen werfen eine Menge Geld ab – die Behauptungen des obigen Priesters aber zum Beispiel, dass man die Touristen nicht des Geldes wegen übernachten lässt, ist etwas dürftig. Wenn dem so wäre, warum nimmt man dann mehr Geld von den Gästen als in vielen Hotels üblich?

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

3 Kommentare

  1. Als Hotelmanager kann ich dem nur beipflichten. Kaltes Essen oder unbequeme Betten sollten wohl kaum einer Beschwerde bedürfen. Schließlich geht man mehr oder weniger genau deswegen dahin. ABER wenn der Tempel schon solch ein Geschäft betreiben möchte, dann sollten dennoch die Grundanforderungen gedeckt sein. Saubere Toiletten und Betten sind das mindeste. Wenn nicht genug Mönche da sind um 100 Touristen bedienen zu können, dann sollte man entweder mehr Mönche holen, oder die Touristenzahl reduzieren – oder eine professionelle Fremdfirma dazuholen die dann eben etwas von dem Profit wegfrisst. Das sollte doch passen, schließlich geht es ja nicht ums Geld. Nicht wahr?

  2. Hallo,
    die Aussagen, das es nicht ums Geld geht ist natürlich Blödsinn, Herberge für verirrte Reisende oder Mission fallen A weg und währen B kostenlos. Und natürlich muss man sich zumindest um Sauberkeit kümmern.
    Was mich aber mehr nachdenken lässt, ist die Aussage mit den 5 Mönchen, sollten sich Mönche nicht eigentlich um andere Dinge kümmern? Ich gehe mal davon aus das man, wenn man denn Mönch wird, das nicht tut um sich um Hotelgäste zu kümmern.

  3. Wir waren im März 2019 im Sekishoin. Ja, es war schon kalt, immerhin hat es auch geschneit und es ist eben ein Kloster. Deswegen standen auch einige Heizgeräte rum und im Zimmer gab es die übliche Klimaanlage mit Heizfunktion und ein Kotatsu, sodass es insgesamt keine große Sache war. Man muss auch sagen, dass wir auf der 4-wöchigen Japan-Reise nur 2 Nächte in Hotels waren und sonst in Airbnb-Wohnungen, in denen es auch vergleichsweise kalt war, wenn man deutsche Wohnungen gewohnt ist. Zurück zum Sekishoin. Es sah zum Glück sauber aus und das Essen hat uns sehr gut gefallen. Ein Mönch hat sich auch Zeit genommen uns zu erklären was das für Speisen sind. Wir haben am nächsten Morgen aber auch festgestellt beim gemeinsamen Frühstück, dass nur etwa 10 Gäste im Kloster waren und das ist dann auch ein anderes Verhältnis als wenn 100 Gäste da sind. Bereut haben wir es jedenfalls nicht. Kann man mal machen, wenn man in Japan ist ;)
    Wir haben uns übrigens deshalb für dieses Kloster entschieden, weil wir ohne Japanischkenntnisse über eine Seite wie Booking.com buchen wollten. Auf anderen Seiten haben wir Telefonnummern und Kontaktformulare gefunden, was uns etwas abgeschreckt hatte.

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