Es gibt einige Orte in Tokyo, zu denen ich immer wieder gerne gehe: Gewisse Strassen, in denen es vor Antiquariaten nur so wimmelt. Antiquariat erzeugt vielleicht einen falschen Klang – die meisten Läden verkaufen nicht etwa irgendwelche wertvollen alten Ausgaben, sondern wirklich nur gebrauchte Bücher. Neue Bücher und alte, dünne und dicke, japanische und deutsche, brauchbare und unnütze Bücher. Selten wirken die Läden aufgeräumt – es sind oftmals einfach nur Regale voll mit alten Büchern, mit deckenhohen Stapeln in jeder Ecke und kaum Platz genug für eine Kasse.
Manchmal ist man versucht, auf einen drei Meter hohen Stapel zu zeigen und zu sagen: “Das Buch ganz unten da, kann ich das mal kurz sehen?”.
Bisher, so es mir nach alten Büchern gelüstete, trieb es mich meistens in die Gegend zwischen Takadanobaba und der Waseda-Universität. Oder nach Ochanomizu. Heute waren wir einmal in Jimbochō (神保町) zwischen Ochanomizu und dem Kaiserpalast. Es lohnt sich. Man findet auch nicht wenig deutsche und englische Literatur in den mehrere dutzend Läden, die sich dort aneinanderreihen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es da auch die eine oder andere Rarität gibt.
Eine sah mir ganz danach aus: Eine unbenutzte Ausgabe der gesammelten Werke Karl Marx’, veröffentlicht vom Progress-Verlag in Moskau in den 1960ern auf Englisch – die Box selbst mit japanischem Vorwort. Nein, ich konnte mich zurückhalten. Letztendlich haben wir nur Kinderbücher gekauft.
Das Wort des Tages: 古本屋 – furuhon’ya – alt-Buch-Laden. Antiquariat.
in der gegend um takadanobaba und waseda war ich ebenfalls sehr oft (hab shimoochiai gewohnt) und dort auch so einige bücherläden entdeckt, aber wegen gepäcküberladung nie viel eingekauft, die kg brauch ich dann doch eher für koreanisches zeug…beim nächsten mal werde ich da aber sicher zugreifen und so manches buch was man in dland nun wirklich nich mehr bekommen kann findest sich dann eben in solchen läden im ausland. in korea habe ich noch nie nach sowas geschaut aber schön dass du mich auf den gedanken gebracht hast ;-)
Die Antiquariate in Jimboucho sind wirklich ein Fall für sich. Sollte man mal gesehen haben. Hier noch ein paar weitere Bilder:
http://tenkygaii.blogspot.com/2008/05/der-diskrete-charme-der-antiquariate.html
Bei meinen Streifzügen durch die Ginza auch ein deutsches Buch über Kurt Naef gefunden und später in Deutschland gekauft. Vorher weder was von Naef noch von seinem Holzspielzeug gesehen oder gehört, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Produktvielfalt in Japan doch einwenig größer ist. Und ich meine, dass liegt nicht nur an der Größe der Läden. Speziell wenn ich an die Spielzeuggeschäfte denke, da gab es gleich mal ein ganzes Regal mit “Der kleine Maulwurf” oder “Die Maus” (Sendung mit der Maus) Artikel, oder Monchichis die ich schon lange hier in D nicht mehr gesehen haben, oder Rubik-Würfel in allen Größen, oder wie gesagt das Naef Holzspielzeug.
Gesammelte Werke von K. Marx sind im Moment jedenfalls meist keine Raritäten, sondern ausgesprochene Ladenhüter. Die Geopolitik hat einige Regalkilometer dieser Werke in die Antiquariate gespült …
Japanische Kinderbücher? Ich kenne ja nur die Mangas. Wie sieht denn das Angebot an Kinderbüchern in Japan aus? Oder kauft ihr fremdländische Kinderbücher und übersetzt diese dann für euer Kind?
@Thomas
Wo Du Recht hast, hast Du recht…
@Terry
Wenn ich für jedes japanische Kinderbuch einen Cent bekommen würde… nein, daran mangelt es ganz sicher nicht hier. Beides gibt e: Original japanische Kinderliteratur + ins Japanische übersetzte Literatur. Ach ja, und die Originale auf Englisch – schliesslich ist man ja ambitioniert und möchte, dass der Nachwuchs besser Englisch spricht als man selber…
@Terry
Wenn Du hier mal auf meine Fotos schaust,
http://abgekippt.de/www/content/japan_2007/kaufhaus/spielzeug/bilder/1000/japan_kaufhaus_spielzeug_sendung_mit_der_maus_regal.jpg
oder hier
http://abgekippt.de/www/content/japan_2007/kaufhaus/spielzeug/bilder/1000/japan_kaufhaus_spielzeug_der_kleine_maulwurf_regal.jpg
siehst Du, dass Alles was im Westen populär ist, auch seinen Weg nach Japan findet.
Ich hab mir sogar schon überlegt zum Japanisch lernen jap. Kinderbücher zu besorgen. Vorteil ist, die Bücher sind einfach geschrieben und komplett in Hiragana.
Von Japan aus habe ich sogar mal als Geschenk eine kleines Buch (Geburtstagskarte) übersetzt und nach Deutschland geschickt. Man muss nur einwenig aufpassen, manche jap. Sätze wie “Der Tiger macht roro” konnten sogar die meisten Japaner nicht übersetzen. “roro” war in diesem Fall das Geräusch des Wägelchens mit der Geburtstagstorte, welches der Tiger geschoben hat ^^