Wie jedes Jahr gibt es den traditionellen, persönlichen Jahresrückblick – dieses Jahr live aus dem Shinkansen, auf dem Weg von Toyama zurück nach Tokyo. Das war also, aus Sicht von Tabibito, das Jahr 2021:
Politik
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Deutschland hat nach 16 Jahren nun also einen neuen Bundeskanzler, und ich war überrascht über den Ausgang der Wahl. Als ich nach Japan umzog, war Gerhard Schröder noch Bundeskanzler, weshalb ich über die Kanzlerschaft Merkels eigentlich nur aus zweiter Hand urteilen kann. Aus der Ferne betrachtet war sie für mich jedoch immer stets integer und ein Fels in der politischen Brandung – in einer wahrhaftig schwierigen Zeit, mit schweren Finanzkrisen, Flüchtlingsströmen und nun auch noch Corona. Ob nun alle Entscheidungen richtig waren oder nicht – ich kann nur sagen: Chapeau.
Auch Japan hat – mal wieder – einen neuen Premierminister, und es tut gut, dass dieser ebenfalls zur ruhigeren Sorte gehört und nicht ständig herumpoltert. Da Kishida jedoch erst im Spätherbst gewählt wurde, wird er sich erst noch beweisen müssen.
Ansonsten hat sich politisch nicht viel getan, aber das war auch nicht zu erwarten, wenn immer die gleiche Partei mit satter Mehrheit an der Macht ist.
Wirtschaft
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Wirtschaftlich hat sich nicht viel geändert: Den größten Teil des Jahres verbrachte das Land im Corona-Ausnahmezustand, und ein echter Aufschwung war damit nicht zu erwarten. Die Gastronomiebranche wird noch immer kräftig vom Staat unterstützt, aber andere, vom Tourismus abhängige Branchen, haben es definitiv nicht leicht.
Normalerweise hätten die Olympischen Sommerspiele für wirtschaftliche Impulse gesorgt, aber da diese nun ohne jegliche Zuschauer abgehalten wurden, kam es bekanntermassen ganz anders.
Beruf
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Seit nunmehr 16 Jahren das Gleiche: Keine Änderungen. Mein Nebengeschäft leidet noch immer sehr unter der Pandemie. Die Neuauflage eines Buches verzögert sich immer mehr, aber immerhin konnte ich ein anderes Buchprojekt nun endlich abschliessen – und zwar die völlige Überarbeitung eines recht bekannten Titels – dem Marco Polo Tokio, der wohl ab März 2022 erhältlich sein soll.
Familie
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Beschämt musste ich feststellen, dass ich zwar schon manchmal mit meiner Tochter allein unterwegs war – und das auch noch bis Deutschland, in den Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate usw., aber – aber noch nie so richtig mit meinem Sohn. Dem wollte ich nach Weihnachten Abhilfe schaffen, und so ging es zu zweit an die japanische Westküste, ins “Schneeland”. Eine Reise mit Hindernissen: Am Tag zwei rutschte der Kollege nämlich aufgrund der üblichen Lebhaftigkeit im Onsen mit Schmackes aus und landete mit dem Kopf auf dem harten Steinboden. Eine sichtbare Wunde gab es nicht, dafür aber den besorgniserregenden Satz “irgendwie sind meine Augen komisch”. Weitere Anzeichen einer Gehirnerschütterung sollten in den folgenden, nächtlichen Stunden folgen. Es wurde gottseidank nicht sehr schlimm, aber sicherheitshalber brachte ich ihn am folgenden Tag zum Präfekturkrankenhaus von Ishikawa, um ihn vom Neurorolgen begutachten zu lassen. Das ging sogar ziemlich flott: Nach nur zwei Stunden – ohne jegliche Voranmeldung – waren erste Visite, CT und nachfolgende Auswertung durch einen Neurologen abgeschlossen. Ergebnis: o.B. Das ist noch mal gut gegangen…
Ansonsten nicht viel Neues: Der letzte Heimatbesuch war 2017, und wie man so schön sagt, “ich könnte mal wieder”, aber noch ist die Lage zu unübersichtlich – ich hoffe also auf 2022. Und: Meine Tochter hat Mitte Februar endlich ihre Oberschulprüfung und danach hoffentlich wieder etwas mehr Zeit als jetzt, denn momentan geht es gnadenlos jeden einzelnen Tag von morgens bis abends an irgendwelche Schulen.
Reisen
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Aus bekannten Gründen blieb es auch dieses Mal bei Inlandsreisen, und wie immer konnte ich feststellen, dass man schon extrem viel in Japan herumreisen muss, um des Landes überdrüssig zu werden. Es gibt nach wie vor sehr viel zu entdecken und immer wieder Überraschungen. Dieses Jahr ging es – schon wieder – nach Hokkaido – dieses Mal immer die Küste entlang, nach Okishima (bzw. die Präfekturen Fukui, Tottori, Shimane) sowie nach Toyama und Ishikawa. Der Fokus lag also auf der Westküste, mit seiner wilden Küste und ausgezeichnetem Fischangebot. Immer wieder gern. Zusätzlich dazu gab es wie immer die üblichen Tagestouren nach Shizuoka, Yamanashi, Nagano, Chiba und dergleichen.
Blog +α
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Dieses Jahr gab es – wie in den letzten Jahren auch – 84 neue Beiträge. Das sind 7 Beiträge pro Monat, und zwar nicht im Schnitt, sondern exakt. 26 dieser Beiträge (im Vorjahr 36) beschäftigten sich mit Corona – und ich bin mir sicher, dass Omikron Anfang des Neuen Jahres für weiteren Gesprächsstoff sorgen wird. Die 10 meistgelesensten Blogartikel waren wie folgt:
“Dank” fehlender Aufträge konnte ich auch in diesem Jahr meinen Backlog an Beiträgen etwas abarbeiten: Im Japan-Almanach (ausserhalb des Blogs) entstanden so mehr als 25 neue Seiten. 6 davon sind Neuzugänge im “Ramen-Navigator“, der Rest stellt Reiseziele vor.
2021 war nicht wesentlich besser als 2020 – leider – aber es gibt wenigstens einen Hoffnungsschimmer, dass sich die Corona-Lage demnächst auf die eine oder andere Weise beruhigen wird. In dieser Hoffnung wünsche ich allen Lesern einen guten Rutsch ins Neue Jahr – ich hoffe, Ihr bleibt diesem Blog auch 2022 treu und dass der eine oder andere auch mal wieder nach Japan reisen kann.
Guten Rutsch in’s neue Jahr wünsche ich. Lese erst seit kurzem Deinen Blog und bin fasziniert. Alles Gute für 2022 und auf viele neue faszinierende Geschichten aus Japan und der Welt.
Vielen Dank, und ein gesundes Neues Jahr!
Dir auch einen Guten Rutsch und alles Schöne für Dich und Deine Liebsten. Danke für die Mühe!
Vielen Dank! Hoffe, Du bist gut reingerutscht!
Hallo,
ein frohes neues Jahr auch von mir, in der Hoffnung das man dieses Jahr wieder nach Japan kann……. abwarten. Ansonsten alles gute für dich und Familie :-)
Das hoffe ich auch! Will ja auch schliesslich mal wieder nach Deutschland fliegen – mit der Gewissheit, wieder zurück fliegen zu können :)
Tja, auch von uns verspaetet alles Gute zum Neuen Jahr!
Und wie ich aus Deiner Karte ersehen konnte, waren Shikoku und vor allem Ehime noch nicht aufgefuehrt.
Soll doch auch eine Reise wert sein, auch wenn es “nur” inaka ist.
Gesundes Neues!
Nee, ein erneuter Besuch von Ehime steht auf der Liste. War aber schon drei Mal dort, weshalb es momentan etwas weiter unten auf der Liste steht :(