BlogKumamoto 4 Tage nach den Beben

Kumamoto 4 Tage nach den Beben

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Verschiebung infolge des Bebens. Quelle: Kyodo
Verschiebung infolge des Bebens. Quelle: Kyodo
Ja, DEN Beben, denn wie über Blog und Twitter berichtet, gab es letztendlich zwei schwere Beben innerhalb von 30 Stunden, und dazu noch unzählige weniger starke Beben, von denen jedoch etliche stark genug wären, den Zugverkehr auf Stunden lahmzulegen.
Das erste Beben in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag forderte letztendlich neun Menschenleben, das zweite in der Nacht vom Freitag zum Sonntag bisher 37, aber es werden noch cirka 10 Menschen vermisst. Die Infrastruktur hat arg gelitten: Zahlreiche Strassen in und um Kumamoto, darunter auch Autobahnen, sind unpassierbar – entweder, weil sie durch Trümmer oder Erdrutsche bedeckt sind oder weil sie auseinandergerissen worden sind. Der Flughafen von Kumamoto ist vorerst nicht benutzbar, da Teile der Decke abstürzten. Bei den Bahnlinien sieht es nicht besser aus – selbst die Shinkansentrasse ist beschädigt.
Das erste Beben konnte die Stadt Kumamoto noch verkraften, aber das zweite Beben sorgte für unterbrochene Gas-, Wasser- und Stromleitungen. Geschäfte blieben entsprechend geschlossen und die Versorgungslage spitzte sich langsam zu. Laut Berichten von Freunden vor Ort scheinen aber Teile der Infrastruktur wieder zu funktionieren und erste Geschäfte zu öffnen.
Burg von Kumamoto - vor dem Beben
Burg von Kumamoto – vor dem Beben
Besonders schlimm hat es die Gemeinde Minami-Aso erwischt. Eine wichtige Brücke zu einer Hauptverkehrsstrasse (die Hauptverbindung zwischen Kumamoto und Oita) ist von einem massiven Erdrutsch völlig zerstört worden. Dementsprechend kommt auch kaum Hilfe in den Ort – trotz Einsatzes der Selbstverteidigungskräfte. Selbst „Ärzte ohne Grenzen“ hat die medizinische Versorgung vor Ort als unzureichend h noch eingestuft und eine kleine Gruppe von Ärzten in Marsch gesetzt. Überhaupt hört man in den Nachrichten (und von Freunden vor Ort) Klagen, dass keine Hilfe in Form von Decken (vorgestern war es dort in der Nacht 3 Grad kalt, und viele Tausende campieren noch im Freien), Nahrung, Wasser und so weiter ankommt. Gerade in Kumamoto liegt das, wie auch vor 5 Jahren in Tohoku, nicht am Mangel, sondern an der zerstörten Infrastruktur – Hilfslieferungen kommen einfach nicht durch (wir wollten auch Sachen schicken, aber man riet uns davon ab – es würde vorerst nicht ankommen).
Wenigstens scheinen die Kernkraftwerke nichts abbekommen zu haben. Und: Letztendlich waren die Folgen des Bebens weit weniger verheerend als die des gleich starken Bebens von Kobe im Jahr 1995. Der Schock sitzt den Bewohnern jedoch noch immer in den Knochen und wird so schnell nicht weichen – schliesslich war Kumamoto ziemlich lange von einer solchen Katastrophe verschont geblieben.
Die altehrwürdige Burg von Kumamoto hat es ebenfalls ziemlich stark mitgenommen. Die Burg ist zwar ein Nachbau — allerdings ein charmanter, verglichen mit anderen Nachbauten wie denen in Osaka oder Nagoya. Viele der traditionellen Dachziegel sind heruntergefallen und etliche der dicken Festungsmauern eingestürzt. Zu den Dachziegeln und deren Reaktion beim Erdbeben gibt es übrigens einen hochinteressanten Artikel. Auch der uralte und berühmte Aso-Schrein hat schwer gelitten.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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