In einem kleinen Wohngebiet, gute 500 Meter vom Bahnhof Tanashi entfernt und inmitten der Stadt Nishitokyo (Westtokyo) steht das kleine Ramenrestaurant Kureha. Schon von aussen erkennt man, dass es den Laden schon seit ein paar Jahren gibt – nämlich seit 2010. Gerade mal 8 Leute passen rein, und die sitzen L-förmig am Tresen um die Küche herum, in der bis zu 3 Angestellte gleichzeitig arbeiten. Kaum hat man sein Essen an dem obligatorischen Automaten am Eingang bestellt und den Angestellten übergeben, ist die dampfende Schale Nudelsuppe schon fertig.
Kureha spezialisiert sich auf “Tonkotsu”-Ramen – “tonkotsu” bedeutet “Schweineknochen”. Eigentlich eine Spezialität aus Fukuoka und Kumamoto, hat diese Ramen-Art natürlich auch viele Liebhaber im Großraum Tokyo, und so entstanden auch im Osten von Japan zahlreiche Tonkotsu-Ramen-Restaurants. Grob gesagt werden bei Tonkotsu-Ramen Schweineknochen stundenlang ausgekocht. Das Knochenmark sorgt für eine trübe, manchmal milchige bis, je nach anderen Zutaten, dunklere, sämige Suppe.
Bei Kureha gibt es eine ziemlich grosse Auswahl – so bietet man Tonktosu-Ramen mit Shrimp(basis), Gyokai(meist Sud aus getrockneten Sardinen)-Basis, aber auch Taiwan-Ramen, Aburasoba auf Hühnerfettbasis sowie Tsukemen (auf Tonkotsu-Basis) an. Dazu kann man auswählen, ob man etwas Fleisch (chashu) dazu haben möchte oder die obligatorischen ajitama genannten, halbfesten Soleier.
Die Ramen sind wie bei Tonkotsu-Ramen üblich sehr dünn, aber bissfest. Die Tsukemen, auch das ist nicht ungewöhnlich, sind wesentlich dicker.
Der Tonkotsu-Geschmack ist sehr, sehr angenehm – das kann man gern ändern, stehen doch an jedem Platz eine Knoblauchpresse und geschälter Knoblauch bereit. Eine frische Zehe Knoblauch und eine gute Prise gemahlener Sesamkörner in die Suppe, und schon explodieren die Geschmacksnerven, vorausgesetzt, man mag Knoblauch und hat keine wichtigen Termine hinterher. Ob mit oder ohne Knoblauch – die Ramen sind verboten gut, und ich kann mich nicht daran erinnern, wesentlich bessere Tonkotsu-Ramen in Kyushu gegessen zu haben.
Auch die gebratenen Schweinefleischscheiben sind ein Gedicht – sehr dünn, scharf am Rand angebraten und relativ salzig. Kurzum: Sie passen hervorragend zur Suppe.
Auch die Tsukemen gingen in Ordnung und benutzen die gleiche, wenn auch etwas dickere Suppe als Basis. Ebenfalls sehr empfehlenswert.
Kurzum: Nishitokyo ist zwar etwas abseits vom Zentrum, aber ein Abstecher hierher lohnt sich für Ramen-, und vor allem für Tonkotsu-Fans.